Werkstattrat


altThema der Veranstaltung: „Psychische Gesundheit – geht uns an, geht uns aus.“

Die Verbesserung der Situation psychisch kranker Menschen in Baden- Württemberg steht im Vordergrund des Landespsychiatrietages. Er versteht sich als eine Kommunikationsplattform für Betroffene, Angehörige, Professionelle und die Politik. Es soll kein Fachtag für Ärzte sein.

Die Veranstaltung wird trialogisch* mit gegenseitiger Wertschätzung vorbereitet. „Psychische Gesundheit ist wichtig, um ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft sein zu können“, so Hans Heinz von der Liga der freien Wohlfahrtspflege in seinen Eingangsworten.“

altDie Psychiatrie habe sich in den vergangenen Jahrzehnten arg gewandelt: „In den 70er Jahren ging man weg von den großen Anstalten durch die Umsetzung der Psychiatrie-Enquete“(ein Bericht über die Lage der Psychiatrie in der BRD, an dem auch Betroffene beteiligt waren!), sagt Heinz. In den 90ern kam die UN–Behindertenrechts-Konvention heraus. Hierin wurde das Bürgerrecht „Teilhabe“ formuliert. Der Ausbau von Soterien** sollte lt. Heinz ebenso verstärkt werden wie der von Beschwerdemanagement und personenzentrierten Hilfen an Stelle von Institutionszentrierung.

Für einen beschwingten atmosphären Rahmen sorgte die hochklassige Stuttgarter Jazzband „Swing Connections“. 

Vor der Veranstaltung positionierten sich Psychiatriegegner an den Eingängen und verteilten ihre Flugblätter gegen das „Terrorsystem Psychiatrie“.

Die Landesozialministerin Altpeter kündigte in ihrem Vortrag grundlegende Verbesserungen für psychisch kranke Menschen in Baden Württemberg an. „Individuelle Bedürfnisse der Betroffenen werden im neuen Landesgesetz im Vordergrund stehen.“ Ein interdisziplinäres System mit einer sektorenübergreifenden Versorgung für alle Patienten solle geschaffen werden. Die Selbstbestimmung des Betroffenen,  menschliche Vielfalt als auch die Normalität des Anderssein müssten im Mittelpunkt stehen.

Der Mediziner Tilman Steinert vom ZfP Südwürttemberg wies in seinem Beitrag auf enorm gesteigerte Fallzahlen in psychiatrischen Kliniken in den letzten Jahren bei sinkender Verweildauer hin. Obwohl es keinen Hinweis gebe, daß psychische Krankheiten zunehmen würden. Die höhere Fallzahl begründete er mit abnehmender Stigmatisierung.

Der Basler Arzt Niklas Baer sagte, es gebe sehr viele Menschen, die sich nicht mit psychischen Krankheiten auseinandersetzen wollten. Das Durchschnittsalter erstmalig psychisch Kranker läge bei 14 Jahren (!), was dann meist Schulprobleme mit sich bringe. Folglich könnten Betroffene sich nicht richtig am ersten Arbeitsmarkt etablieren. Es gebe extrem viele Ängste bei Arbeitgebern vor psychisch Kranken, vor allem vor Schizophrenen und Alkoholikern. „Je mehr Arbeitgeber mit psychisch Kranken vertraut sind, desto mehr stellen sie ein“, so Baer.
Eine Betroffenenvertreterin gab abschliessend ihr existenzphilosophisches Statement zum Sinn von Beschäftigung für psychisch Kranke ab mit der einfachen Erkenntnis: „Langeweile ist auf Dauer schlecht“.

Rainer Schaff, 1. Vorsitzender

*trialogisch: der gleichberechtigte Erfahrungsaustausch von Psychiatrie – Erfahrenen, Angehörigen von psychisch kranken Menschen und in der Psychiatrie Tätigen (Professionellen)

**Soteria, Plural Soterien: Ein aus der Antipsychiatriebewegung entstandenes Konzept, das auf gleichwertige Beziehungen zwischen Betreuer und Patient zielt.

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Ihr seht am Bericht von Rainer Schaff, wir sind für Euch unterwegs. Thomas ist nun auch noch im Team Arbeitssicherheit engagiert, hiervon wird er in der Winterausgabe berichten. Und der nächste Brunch, Sonntag 12.08.12 ist gerade in voller Planung.

Außerdem waren Rainer und ich am 14.07.12 in Stuttgart beim Selbsthilfegruppen-Gruppenleitertreffen in der Diakonie. Ein sinnvolles Pendant zur Gründung unseres Vereines PEBo, Psychiatrie Erfahrene Bodensee e.V. Gastredner Dr. Klaus Obert, Caritas Landesverband Stuttgart. Wir saßen  in einer grossen Runde im Haus der Diakonie und er erzählte uns von den Anfängen der Selbsthilfegruppen. Seiner Meinung nach ist in der Psychiatrielandschaft noch viel zu verändern, auch wenn sich in 36 Jahren viel verändert hat. Er ist Sozialpädagoge und hat promoviert: Sozialpsychiatrische Dienste und Stationäre Psychiatrie.

Lest hier Auszüge aus seinem Referat: „Schon die Italiener waren glühende Verfechter der Überwindung der Anstaltspsychiatrie, die Veränderung anstrebten. Die Begriffe „recovery“ und „empowerment“ sind im Prinzip die Leitlinien aus der italienischen Sozialpsychiatrie. Anders gelagert ist die Anti-Psychiatrie in England. Die eigentlichen Antipsychiater sind die Psychiater, die den Menschen nicht ernst nehmen. Wir müssen Lebensbedingungen verändern und soweit auch demokratisch im Hintergrund der Gesellschaft die Rahmenbedingungen beleuchten. Um als Nichtmediziner von der Psychiatrie ernstgenommen zu werden mussten wir Kompromisse eingehen. Spannungen muss man aushalten, um etwas überhaupt bewegen zu können. Wichtig ist, dass Menschen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen und sich nicht darauf verlassen, dass Autoritäten blindlinks gefolgt wird.

Das war der Punkt, wie Selbsthilfegruppen überhaupt entstanden. Was wir als Diagnose bezeichnen, ist nichts anderes, als sich vom Menschen zu entfernen. Mit der Diagnose baut der Psychiater sein Machtimperium auf, dies ist Stigmatisierung. Er sieht den Menschen nicht in seiner Not. Es hat keinen Wert, macht keinen Sinn, nur zu therapieren, zu behandeln, auch die Lebensverhältnisse zu verändern muss sein. Alles andere scheint nur System-Kosmetik. Führt alles weiter zum psychischen Leid. Der aufrechte Gang wird gekrümmt. Der Begriff der Arroganz der Macht, die mehr Möglichkeiten hatte als wir, war unser Gegner. Es blieb uns nichts anderes übrig, als sich mit diesen Bedingungen auseinanderzusetzen. Wir mussten immer mehr wissen als die Gegenseite. Wir waren auf dem richtigen Weg im Hinblick auf eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit defizitären Strukturen. Dies war und ist gute unabdingbare Arbeit, die für die weitere Humanisierung und Demokratisierung der Gesellschaft erforderlich ist.“

Der 2. Gastredner ist Kalle Pehe vom BPE (Bundesverband Psychiatrieerfahrene), Physik- und Biologie-Lehrer im Amt. „Wir können in der Selbsthilfe nichts bewegen, wenn wir nicht stark genug sind, Regeln zusammen zu vereinbaren und dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden. Wer die Regeln alleine macht, kann sie so machen, dass die, die mitspielen immer verlieren. Wir sind auf Verständigung aus. Wir brauchen Menschen, die daran arbeiten, zu Verständigungsmöglichkeiten zu kommen. Regeln kann man ändern. Naturgesetze kann man nicht ändern. Die Psychiatrie wollte aus mir einen anständigen Patienten machen nach dem Motto „The suspect was compliant when arrested. Dieser Plan ist vollständig gescheitert.“

Anm. d. Red.: Wir am See können mit Unwettern bestimmt daher so gut umgehen, weil wir verstehen, mit der Welle der Veränderung zu schwimmen, ohne zu ertrinken. Man muss sich eben auf jeden einzelnen Schwimmzug konzentrieren und nicht planlos um Hilfe schreien. Einfach bequem auf dem Rücken als „Toter Mann“ im Wasser zu treiben, kann auch dem Überleben dienen. Außerdem dürfen wir uns im Bodenseekreis glücklich schätzen einen Chefarzt in der Psychiatrie zu wissen, der in Italien promovierte.  

Daniela Schmid


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Liebe GpZler!

Wir sind nun schon mehr als 1 Jahr für Euch im Amt. – Danke für das Vertrauen. –  Wir haben auch einiges bewegt und machen unsere Arbeit mit Freude, Enthusiasmus und Einsatz für Eure Interessen und Belange. Ihr kommt in unsere Sprechstunde im ZD 12 und OB 18. Wir hoffen, wir haben bisher schnelle und unbürokratische Lösungen gefunden. So richtig größere Brocken gab es bislang noch nicht. Das spricht ja auch für uns alle.
 

Auch wenn es nicht immer einfach ist oder war, viele verschiedene Meinungen und Interessen unter einen Hut zu bringen. Auch die Situation im OB 18 mit der Baustelle war anstrengend, besonders für alle, die dort täglich sind.

Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit mit unseren Gruppenleitern, der Geschäftsführung, der Verwaltung, dem Integrationsfachdienst und sämtlichen Sozialen Diensten.

Wünschen für alle die im Urlaub sind Erholung, Entspannung und bestes Sommerwetter.

Bitte meldet Euch zum Jahresausflug am 28.9. an, Plakate hängen aus.

Der Werkstattrat