Suchtarten


seite4-5 frau andreaskoch pixelioSucht ist ein weitverbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft. Schätzungen der DHS* zufolge sind 90 % der Bevölkerung direkt oder indirekt davon betroffen. Glauben Sie nicht? Dann begrüße ich Sie hier. Wie kann gerade „ich“ davon betroffen sein? Dieser Frage widmet sich dieser Überblick, der die Suchtarten und deren Verteilung im engeren Sinne darstellt.
Der Begriff Sucht entspringt der Umgangssprache und ist wissenschaftlich umfassender als Abhängigkeit, Kontrollstörung bzw. Zwang definiert. Damit befasst sich dieser Kurzüberblick.
Im Selbstverständnis sind Assoziationen zu „Abhängigkeiten“ verankert. Doch was ist eigentlich Abhängigkeit, welche Erscheinungsformen / Arten hat sie und wie ist sie verbreitet?
Das Abhängigkeitspotenzial ist die Motivation zum erneuten Konsum oder Tun von etwas. Diese kann substanzgebunden, aber auch substanzungebunden sein. Ersterer Gruppe liegt ein zwanghafter Konsum bestimmter Stoffgruppen, die den Geist manipulieren zugrunde. Letztere Gruppe ist ein psychischer Drang zu einer bestimmten Verhaltensweise und wird dadurch leider in der Öffentlichkeit häufig unterschätzt. Durch den fließenden Übergang von alltäglichen Tätigkeiten, Gewohnheiten, Verhaltensweisen; bis zum Genuss bestimmter Dinge, ist das Spektrum sehr weit gefasst. Der Beginn einer Abhängigkeit ist daher oft schleichend.
Der Mechanismus beruht, stark vereinfacht, auf einer Fehlsteuerung des neuronalen Belohnungssystems im Gehirn. Dieses dient dazu, bestimmte Reize als wichtig einzustufen und Wohlbefinden zu erzeugen. Grundsätzlich dient es der Existenzsicherung durch die Ansteuerung eines bestimmten Verhaltens, wie z. B. einem Schlafbedürfnis. Ein Verlangen steht also am Anfang der Kette. Abhängigkeit ist ein übersteigertes Verlangen, etwas in immer größeren Dosen zu konsumieren (Toleranz) oder exzessiver zu tun (Kontrollverlust), um Glücksgefühle zu erleben. Ursache ist ein verstärkender Gewöhnungseffekt. Im Umkehrschluss treten Entzugserscheinungen beim
Verzicht auf die betreffenden Substanzen oder das Verhalten auf. Die persönliche Konfliktlösungsfähigkeit oder der Gefühlsausdruck reduzieren sich im Extremfall durch die Flucht in das Suchtverhalten. Ungleichgewichte im Leben werden verdeckt.

Welche Erscheinungsformen kann denn nun eine Abhängigkeit haben?
Die Abb. 1  soll beispielhaft verdeutlichen, wo sie in unserer Gesellschaft in Erscheinung tritt.
Die Verbreitung: Eine krankhafte Abhängigkeit oder Störung kann nach den allgemeingültigen Kriterien der DSM IV11 nur direkt als krankhafte Sucht eingeordnet werden, wenn ein Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen vorliegt. Substanzungebundene Abhängigkeiten können hier am ehesten noch als impulsive Persönlichkeitsstörung klassifiziert werden. Auf dieser Grundlage basieren die Erhebungen in Abb. 2 und 3. Die neue DSM 5 öffnet sich in 2013 erstmals für Verhaltenssucht mit „Gestörtem Glücksspielen“. Online-Spielsucht steht unter Beobachtung. In der deutschen Bevölkerung litten in 2011 0,51 % an einem problematischen sowie 0,49 % am wahrscheinlich pathologischen Glücksspielverhalten2.

 Suchtarten und Verbreitung substanzgebundener, pathologischer Abhängigkeiten

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Hochrechnung substanzgebundener Störungen mit direkter Klassifizierung als Erkrankung nach DSM-IV 

(Erwachsene Allgemeinbevölkerung der Altersgruppe 18 -  64 Jahre zum Stichtag 31.12.2011, Statistisches Bundesamt)

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*DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
1Zur weltweiten Vereinheitlichung der Klassifikation und Diagnose psychischer Störungen und deren Deutung wurden Diagnosekriterien festgelegt.
Ein verbreitetes System sind die DSM. (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders)  Seit 05/2013: DSM 5 (alt: DSM IV)

2Quelle: Hochrechnung auf 16 – 65jährige – Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung des Jahres 2011

Autor: T.N.