Mahlzeit


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Wenn wir heute den Begriff Gemeinschaftsverpflegung gebrauchen, denken wir zuerst an die Verpflegung in Mensen oder Betriebskantinen. Sieht man von der Verpflegung in Krankenhäuser, Altenheimen und ähnliches ab, meinen wir im Grunde also eine Verpflegung, die nicht bei uns „zu Hause“ stattfindet.

Dabei sollten wir nicht vergessen, dass gerade die Gemeinschaftsverpflegung die ursprünglichste aller Verpflegungsarten ist.

Schon unsere Ahnen aus der Steinzeit nahmen ihr Essen gemeinsam ein. Bis ins 19. Jahrhundert, ja sogar bis Anfang 20. Jahrhundert, war die gemeinschaftliche Einnahme der Mahlzeiten in weiten Teilen der Bevölkerung die bevorzugte Form der Ernährung.

mahlzeit 01Die gemeinschaftlichen Mahlzeiten unserer Ur-Ahnen waren wohl eher dem Umstand geschuldet, dass die Jagd aufgrund der Größe der Beutetiere aber auch wegen der primitiven Ausrüstung ohnehin gemeinschaftliche Aktionen waren. Außerdem war auch das Anzünden und in Gang halten eines Feuers nicht ganz einfach. Deshalb lagerten sich oft viele Familien um ein gemeinschaftliches Feuer, bereiteten gemeinsam das Erbeutete und Gesammelte zu und verspeisten es gemeinsam.

Später waren die gemeinsamen Mahlzeiten nicht nur in mahlzeit 04Großfamilien mit mehreren Generationen, sondern auch auf großen Bauernhöfen oder ganzen Weilern (Ansammlungen mehrerer Gehöfte) ein wichtiges soziales Element der Gemeinschaft. Zumindest die Hauptmahlzeiten wurden oft gemeinsam mit Knechten und Mägden eingenommen. Auch in den Gutshäusern und Burgen des einfachen Landadels war dies nicht unüblich. Im Hochadel speisten die „Herrschaften“ zwar eher getrennt vom „Gesinde“, aber für sich doch wieder gemeinschaftlich.

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Mit dem Beginn und dem Fortschreiten der Industrialisierung wurden die Strukturen dieser sozialen Gemeinschaften dann immer mehr verändert. Die bisherigen sozialen Netze lösten sich durch die veränderten Arbeitsbedingungen zusehends auf und etwas Neues musste erst noch erschaffen werden.

mahlzeit 03Es brauchte seine Zeit, bis die Industrie begann, sich auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu werden. Im Zuge dessen, begannen die ersten Unternehmen Sozialräume zu schaffen, in denen die Mitarbeiter ihre Mahlzeiten gemeinsam einnehmen konnten. Oft wurden diese, in den Gemeinschaftsküchen der Arbeiterwohnheimen, auch gemeinschaftlich vorbereitet. Nur sehr zögerlich begannen die Betriebe, ihre Mitarbeiter auch in den Betriebsstätten mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Die ersten Betriebskantinen waren geboren.

Sowohl in der Anfangszeit, der Kantinen und Mensen, als auch heute, stand bzw. steht die Zubereitung und geordnete Ausgabe, von preiswerten Mahlzeiten im Zentrum. Dennoch hat sich einiges geändert.
Nicht nur, dass Maschinen und moderne Kochgeräte viel von der Manpower der Anfangszeit ersetzen, auch die Qualität und die Hygiene wurden erheblich verbessert.

Wurde das Vor- und Zubereiten der Speisen in der Großküche immer leichter, so gilt es heute unzähligen Vorschriften zu beachten, die nicht immer einfach umzusetzen sind. Auch Personal- und Kostendruck sorgen dafür, dass Logistik und Organisation heute mehr im Zentrum stehen als das eigentliche Kochen.

Dies macht sich auch bei der Erstellung der Speisepläne bemerkbar.

mahlzeit 05So muss der Küchenleiter nicht nur auf Vielfalt, Abwechslungsreichtum und Ausgewogenheit der Mahlzeiten achten, sondern auch auf sein Budget. Schon bei der Speiseplanung muss er Personalbedarf berücksichtigen und auch, dass das Tagesmenü die Möglichkeiten seiner Geräte-ressourcen nicht übersteigt. Das heißt, wenn er seinen Ofen für Pizza braucht, wäre es ungeschickt, parallele dazu ein Lasagne einzuplanen. An diesem Tag wäre eine Pasta mit Sauce, die er auf seinem Herd zubereitet, wohl eher angebracht.
Nicht nur aus diesem Grund hat ein Küchenleiter in der Gemeinschaftsverpflegung, heute ein hohes Maß an Verantwortung zu tragen. Auch bei der Ausgabe der Speisen gilt es, einiges zu beachten. Neben der richtigen Temperatur der Speisen sollten diese auch ansprechend präsentiert werden.

Wenn wir uns also das nächste Mal die Speisen in einer Kantine oder Mensa schmecken lassen, ist es sicher nicht verkehrt, wenn man der Leistung, die hinter diesem Essen steckt, ein wenig Anerkennung zollt. Wir können einfach, ohne viel zu tun, unsere Mahlzeiten, zusammen mit anderen genießen. Sollte es mal etwas danebengegangen sein… – Nobody is perfect.

Guten Appetit

DB