Identität Auf der Suche nach sich selbst – Oder auch: „Komme ich zurecht?“


alt„Identität – mmh.“ Als Jugendliche hörte ich solch ähnliche Wörter. Am liebsten hätte ich gefragt, was das denn sei, doch das ließ ich lieber bleiben. Ich ahnte, dass ich damit irgendwie nicht gut ankommen würde. Ich fragte mich damals: „Wer bin ich?“ und „Warum ich?“ Noch mit 30 Jahren wusste ich nicht, wie ich eigentlich bin. Jedenfalls hatte ich stets ein richtig schlechtes Gefühl über mich. Andererseits verstehe ich heute, wie schwer ich es meinen Mitmenschen stets gemacht habe und bewundere die Geduld und den Humor, mit dem sie es getragen haben. Ich glaube,

 

ich hätte im umgekehrten Fall nicht soviel Geduld, Verständnis und Mitgefühl aufbringen können. Ich bin heute sehr froh und glücklich über solch wahnsinnig tolle Hilfe, Kameradschaft, Gemeinschaft und Freundschaft, die ich bekommen habe und bekomme.

Ja, aber was ist Identität nun eigentlich? Wikipedia schreibt dazu: „die ihn kennzeichnende und als Individuum von anderen Menschen unterscheidende Eigentümlichkeit seines Wesens“ (Zitat: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia). Ich würde sagen: Die Echtheit einer Person ist es.

Eigentlich müsste das „sich selber sein“ doch das Einfachste und Leichteste der ganzen Welt sein. Ich bin ich. Ja, wo liegt denn da das Problem? Na, es ist wohl so, dass Eltern nun einmal ihre Werte vermitteln. Diese setzen sie in der Erziehung durch – normalerweise. Das Kind hat zu gehorchen, auch wenn es ihm nicht persönlich entspricht. Wer sich gut anpasst, bekommt auch viel Wertschätzung.
Mir ging es so, dass ich dachte, ich kann gar nichts. Ich konnte nicht stricken, nicht nähen, arbeitete körperlich nicht gerne, war praktisch total ungeschickt, hatte so gut wie keine Freunde, wusste nicht viel, hatte keinen beruflichen Erfolg usw. Bis mir jemand sagte: „Ich bewundere dich!“ „Häh???“ dachte ich. Ein anderer sagte: „Was du alles kannst. Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?“ „Hähhhhhhhh?“ „Du bist kreativ!“ „Uuuuuuuuuuups!“ „Du bist ein richtiger Schatz!“ „Hooooooooopalaaaaaa!“ „Du bist so lieb!“ „Na, Süße?“ „Es ist gut so!“ Was meinte der Bekannte denn damit, ob es etwas gäbe, was ich nicht könne? Ich dachte nach und kam darauf, was derjenige gemeint hatte. Nun ja, ich kann gut schwimmen, Tischtennis und Badminton spielen, ich kann Eislaufen und ein bisschen Inliner fahren, ich kann singen, ein bisschen zeichnen, kann Gedichte und Geschichten schreiben, kümmere mich heute gerne um meine Freunde und bin so froh über das Schöne, das ich jetzt erlebe, dass ich auch gerne anderen Menschen nach meiner Möglichkeit etwas abgebe. Ich habe aber auch erfahren, dass ich auf mich selbst schauen soll auf gute Weise und dass ich Abstand halten soll, um anderen Freiräume zu lassen.

So hat also jeder Mensch unglaubliche Fähigkeiten, die es zu entdecken gilt. Ich kann ja ganz einfach jeden Tag Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen machen und sehen, was zu mir passt. Vor Fehlern brauche ich keine Angst mehr zu haben, denn sie machen uns Menschen liebenswert. Nicht perfekt sein, sondern einfach Mensch sein ist mein Ziel.

altIn den Dingen, die ich z.B. gemalt oder angefertigt habe oder die mir gehören, darin erkenne ich mich selbst. Es hilft mir also. Wenn ich das Erlebte irgendwann einmal als sinnvoll einstufe und mich von anderen trösten lasse, werde ich langsam einen inneren Frieden finden. Wenn ich mich an mir erfreuen lerne, wird es in mir schöner und leichter werden. Da wir uns doch auch über ein kleines Kind so arg freuen können, obwohl es noch nicht viel kann und viel falsch macht und einfach ‚ist wie es ist’, kann ich mich doch auch an mir erfreuen, mit allem was mich ausmacht und was ich tue.

Nun will ich aber nicht bloß lieb sein, sondern „erdig“, „kraftvoll“ und auch „ernst“.  Ich will nicht „dirty“, also: ‚schmutzig’  wirken. Und doch brauche ich auch meine negativen Seiten. Sie gehören zu mir, geben mir Stabilität. Also wäre es gut, wenn ich sie nicht verbannen wollte, sondern an die Hand nehmen und auf sozial verträgliche Weise ausleben lerne. Auch ist es wichtig, mal was zu tun, was andere nicht möchten, einfach weil ich es für richtig halte oder weil ich es in dem Moment ganz einfach brauche. Dabei finde ich persönlich es nicht gut, einfach bloß gegen den Strom zu leben, um anzuecken oder aufzufallen, anstatt mich sinnvoll in die Gemeinschaft einzuordnen. Aber auch das habe ich noch zu lernen. Mir ist es wichtig geworden, Verständnis zu zeigen und einzufordern sowie Schwächen zuzugeben. Die Fehler der anderen ein Stück weit tragen. Da gibt es also eine Menge, woran ich arbeiten kann.

Ja und der Humor lässt mich vieles aushalten und schenkt mir und anderen Freude und Lebensqualität. Im Humor kann ich meine negativen Seiten super ausleben. Humor über meine Schwächen, über die Schwächen anderer, über Missgeschicke. Anderen auf humorvolle oder nette Weise meine Grenzen aufzuzeigen. Humor aus der Situation heraus, z.B. was Groteskes sagen oder etwas, das sich gegen das Gewohnte richtet. Satire, also Humor über Berühmtheiten wie Politiker, Sportler… . Humor über das Lieblingsthema aller Menschen (S..). Humor durch kreative Gedankensprünge, durch Übertreibungen, Humor über oder gegen gesellschaftliche Regeln. Humor durch absichtliches Missverstehen oder durch überzogenes Zustimmen.

Ich versuche nun auch trotz aller Widrigkeiten etwas lustbetonter zu leben und zu arbeiten. Dies geht, glaube ich, wenn ich Abstand zu mir und auch zur Arbeit gewinne und nicht alles so verbissen ernst nehme. Fehler können mich total fertig machen oder ich nehme es wie ein Kind, das nun mal auch Kritik annehmen muss und freue mich, dass ich diese Grenze nun erfahre. Das macht es um so vieles leichter. Was mir an anderen negativ auffällt, kann ich ruhig auf nette oder lustige Art sagen. Das nehme ich mir zumindest vor. Auch stelle ich mir gerne innerlich Bilder vor, z.B. Palmen, Meer, Sonne, Blumen, vertraute Personen… .
So, jetzt brauche ich noch einen guten Abschluss für diesen Bericht. Also, wie wär´s damit: „Es ist besser, einen Tropfen Licht zu geben oder zu empfangen als einen Ozean von Dunkelheiten.“ (Zitat von Joseph Joubert, Worte zum Wohlfühlen, Verlag PETER ERD)

In diesem Sinne: Ein tägliches, möglichst gutes ER-LEBEN!

 

 

WM