Der Weg zurück


Der Weg aus dem GpZ auf den ersten Arbeitsmarkt und zurück

altDer Weg zurück
Als ich am Mittwoch, den 30.04.2008 das GpZ Überlingen verließ, war ich frohen Mutes und voll der Hoffnung auf einen Neuanfang in Ingolstadt und in der neuen Firma TEG aus Wolfsburg, mit dem Neustart auf dem ersten Arbeitsmarkt bei Audi.

 

Der Arbeitsbeginn war Anfang Mai in der Firmenzentrale in Wolfsburg. Dort war ich bis 23.05.2008 zur Einarbeitung in Pro/ENGINEER und in die Getriebetechnik des Getriebes DL-501 von Audi. Ende Mai trat ich zum ersten Arbeitstag in der Getriebe-entwicklung EA-461 bei Audi an. Die grundlegenden Kenntnisse über das Getriebe hatte ich mir in Wolfsburg angeeignet und nun hoffte ich, dass ich bei der Arbeit mitreden bzw. mitarbeiten konnte. Der Einstieg bei Audi wurde mir recht einfach gemacht. Ein paar Berechnungen und ansonsten in den ersten 4 Wochen keine größeren Schwierigkeiten. Zu den Aufgaben in den ersten Wochen waren Zeichnungsergänzungen und Überarbeitungen, dann das Einstellen von Artikeln in die Datenbank. Nach den ersten 4 Wochen wurden mir die ersten kleinen Konstruktionen übertragen. Ich fand, ich machte das Ganze recht gut. Nur privat fühlte ich mich recht einsam. Bisher war ich nur in der Firma und abends mit meinem Kollegen, der aus dem Harz kam, in der Firmenwohnung.

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Im Klenzepark Ingolstadt

Nach den ersten drei Monaten gab ich eine Anzeige in der Ingolstädter Zeitung (IZ) auf. Suche nette Menschen mit gemeinsamen Interessen zum Reden und weg gehen. Daraufhin meldete sich Markus. Wir telefonierten zweimal und verabredeten uns, es war irgendwann im August 2008, zum Kino im Cineplex in Ingolstadt. Im Laufe der nächsten Wochen kamen wir auf die Idee einen Stammtisch zu gründen. Gesagt getan. Wir gaben eine Anzeige in der IZ auf und die Resonanz war recht groß. Es meldeten sich etwas mehr als 20 Leute auf unsere Anzeige. Zum ersten Stammtisch kamen aber dann lediglich 16 Leute. Der erste Stammtisch fand Anfang Dezember an einem Freitag um 20 Uhr im Bonschab in der Münchner Straße von Ingolstadt statt. Wir verabredeten uns für das kommende Wochenende zum Tanzen. Weiter verabredeten wir uns auch noch zur Single-Party am 26.12.2008 im Theater Ingolstadt und zur Silvester-Party in der Großraum-Disco am 31.12.2008. Die Stammtische fanden immer alle 14 Tage statt.
Umso besser es im privaten Bereich lief, umso schlechter ging es mir in der Firma. Ich machte meine Arbeit, die ich von den Audi-Ingenieuren aufgetragen bekam. Im Herbst bekam ich einen Auftrag: Ich sollte ein Messwerkzeug konstruieren, das für zwei grundlegend unterschiedliche Messungen gebraucht werden würde. Ich überlegte und tüftelte wochenlang, kam aber nicht auf des Rätsels Lösung.

Im November gab es eine Woche, da hatte ich Depressionen. Da ging es mir sehr schlecht. An einem Tag ging ich früher nach Hause und anschließend blieb ich zwei Tage zu Hause.
Anfang Dezember präsentierte ich dem Audi-Ingenieur zwei Lösungen. Für die eine Variante entwickelte ich einen Messmeister und für die andere Variante konstruierte ich ein aufsetzbares Messwerkzeug. Leider war mein Kollege von Audi nicht zufrieden mit meiner Arbeit und entzog mir wieder den Auftrag. Mitte Dezember eröffnete mir mein Chef, dass Audi Einsparungen machen muss und aus diesem Grund eine Stelle streichen müsste. Leider war das meine Stelle. Also sollte ich ab Januar nach dem Weihnachtsurlaub nach Wolfsburg pendeln.

Ab Anfang Januar bin ich nach Wolfsburg gependelt. Montags bin ich um 4 Uhr aufgestanden und um 5-5.30 Uhr bin ich los gefahren. 11-11.30 Uhr

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Foto: UH

war ich in Wolfsburg. Normalerweise hätte ich mich erst mal ausruhen müssen, aber die Arbeit rief. Montags arbeitete ich bis abends um 19 Uhr, da ich meine Zeit wieder reinholen musste, da nur die Hälfte der Fahrtzeit als Arbeitszeit angerechnet wurde. Dienstags, mittwochs und donnerstags arbeitete ich von 7 Uhr bis 18 Uhr abends. Freitags arbeitete ich von 7 Uhr bis 13 Uhr und dann die lange Heimfahrt. Diesen Zustand machte ich bis Ende Februar mit und bekam dann eine Psychose, weil die Belastung zu hoch war. Ende Februar hatte ich eine furchtbare Nacht. Keine Sekunde geschlafen, um 7 Uhr in die Firma, um 8 Uhr mit Herrn B. R., dem Geschäftsführer, über meine Situation gesprochen und den Entschluss gefasst, erst einmal einen Krankenschein zu holen. Eine Kollegin begleitete mich zu einem Psychiater, der mir erst mal Tavor verschrieb. Am nächsten Tag fuhr ich zurück nach Ingolstadt und schlief erst mal ein paar Tage durch. Die Anspannung verließ meinen Körper und Geist. Ich wurde im Anschluss bis 31.08.2009 krankgeschrieben. Das war auch gleichzeitig der Kündigungstermin. Anfang September bin ich zum Arbeitsamt und habe mich arbeitssuchend gemeldet.
Zwischendurch war ich noch 8 Wochen in der Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee. Zum einen wegen der Psychose, zum anderen auch wegen der Adipositas. Ich bin am 26.03.2009 in die Klinik eingezogen. Die 8 Wochen waren echt toll. Die Klinik ist einfach klasse. Man lernt das richtige Essen, in Abstimmung mit reichlich Sport ist das die ausgewogene Mischung, die das Abnehmen erleichtert. In diesen 8 Wochen habe ich ca. 20 Kilogramm abgenommen. Die Klinik verließ ich wieder am 27.05.2009.
In den Zeiten konnte ich unsere Stammtisch-Gruppe nicht besuchen.
Als ich Ende Mai von der Klinik kam, war ich noch der Meinung, dass wir uns alle wieder nach der Sommerpause treffen würden. Aber im Lauf des Junis bekam ich zugetragen, dass der Stammtisch nicht mehr existieren würde. Leider war ich zu faul dem Gerücht entgegen zu wirken und habe den Dingen ihren Lauf gelassen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich noch mit 5 Leuten aus der Gruppe Kontakt. Das waren zum einen Markus, Tanja, Annette, Jörg und Heinrich.
Nachdem ich wieder zu Hause war, kümmerte ich mich um meine Bewerbungen. Ich besuchte eine von der Arbeitsagentur geförderte Unterweisung im richtigen Schreiben einer Bewerbung. In den 8 Monaten Arbeitslosigkeit und der anschließenden Hartz IV-Zeit hatte ich 94 Bewerbungen geschrieben und ca. 10 Vorstellungsgespräche gehabt.
Im Juli 2010 habe ich mit Hilfe einer Frau von der Deutschen Rentenversicherung Bund die Erwerbsminderungsrente beantragt. Den Antrag haben wir beide gemeinsam ausgefüllt und Mitte Juli 2010 weggeschickt.

Seit ich Hartz IV-Geld bekam, wurde mein Leben immer einsamer. Ich konnte mir kein Kino mehr leisten, saß im Allgemeinen nur noch zu Hause herum. Im November 2010 wollte ich zu meinem Hartz IV-Geld noch 400 € dazu verdienen und ging zur Lebenshilfe in Ingolstadt. Ich dachte, ich bin psychisch krank und könnte dort im Arbeitsbereich die Kohle dazu verdienen. Jedoch war die Frau von der Lebenshilfe keine große Hilfe mit den Ämtern. Zuerst fragte sie mich, ob ich schon eine berufliche Reha gemacht habe und im gleichen Atemzug fragte sie mich, wie viel Geld ich damals bekam. Diese Frage bejahte ich, sagte aber auch, dass ich 68 Prozent des letzten Netto-Gehalts als Überbrückungsgeld von der Arbeitsagentur bekommen habe und fragte, ob ich denn nicht gleich in den Arbeitsbereich könnte. Sie sagte nein und antwortete, dass ich da was anderes gemacht habe. In Bayern müsste ich nochmals berufliche Reha machen. Sie schickte mich zum Bezirk Oberbayern, dort sollte ich nachfragen wie der ganze Ablauf sein soll. Daraufhin bin ich zum Bezirk und stellte mich dort vor. Die eigentliche Sachbearbeiterin war gar nicht da und der Vertreter fragte mich, was ich bei ihm wolle, ich sei doch völlig normal, ich könnte doch auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten. Ich erzählte ihm meinen Lebenslauf und erwiderte darauf, dass ich auf Grund meiner Erkrankung das Recht auf einen Arbeitsplatz im geschützten Bereich habe. Ich war schon ziemlich genervt von so viel Frechheit, da fing auch er mit der beruflichen Reha an. Zu dem Thema habe ich gesagt, dass ich in Baden-Württemberg schon eine geschützten Bereich habe. Ich war schon ziemlich genervt von so viel Frechheit, da fing auch er mit der beruflichen Reha an. Zu dem Thema habe ich gesagt, dass ich in Baden-Württemberg schon eine gemacht habe und auch er fragte mich was ich an Geld bekommen habe. Ich antwortete darauf, was ich auch zu der Frau von der Lebenshilfe gesagt habe. Da sagte er zu mir, das könne gar nicht sein, in Bayern bekomme man für eine berufliche Reha nur 80 € zur Grundsicherung. Dazu zeigte ich dem Mann nur den Vogel und verließ das Büro. Lange Rede kurzer Sinn, in Bayern wird einem das Leben verdammt schwer gemacht!

In Bayern hatte ich wirklich alles versucht, um wieder auf die Beine zu kommen und sah einfach keine Alternative als wieder zurück nach BW zu kommen. Also startete ich eine Anzeige-Initiative, um eine Wohnung in Überlingen zu finden. Leider war nichts Adäquates dabei. Im Dezember 2010 erinnerte ich mich an meine alten Kontakte im GpZ und so rief ich Herrn Sattmann an, ob ich ins betreute Wohnen kommen könnte. Zuerst hörte er sich nicht gerade begeistert an, aber er machte es möglich, bis ich am Samstag dem 19.02.2011meinen Umzug nach Überlingen mit der Hilfe von Markus und Jörg in Ingolstadt und der zusätzlichen Hilfe von Carina, Bernadette und Christian in Überlingen über die Bühne brachte. Nochmals vielen Dank an alle. Seit Beginn des Jahres erhalte ich volle Erwerbsminderungsrente.

Seit 1.3.2011 arbeite ich wieder im Zuverdienst im Digital-Service und habe mit Hilfe von Herrn Hack einen Antrag auf berufliche Reha gestellt, da ich noch 7 Monate ableisten muss. Danach werde ich in den WfB-Bereich wechseln.

UH

Foto vom Klenzepark in Ingolstadt von folgender Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ingolstadt