Älter werden aber wie?


 Dr. Peter Messmer stellv. Referatsleiter im Sozialministerium Ba-Wü, Stgt. „Wohnen und leben im Pflegeheim – eine umsetzbare Zukunftsperspektive?“ Eine Menge ZDF – Zahlen, Daten, Fakten rund um die Bau-Ordnung des Landes Ba-Wü. Es geht voran.

Das Freitagsprogramm begann um 9:00 Uhr mit dem Vortrag: „Soziale Psychiatrie und Alterspsychiatrie – ein Widerspruch?“ Dr. Jochen Tenter, Chefarzt Gerontopsychiatrie, ZfP Südwürttemberg. Alterspsychiatrie verlangt eigene Arbeitsbedingungen, Räume, ein speziell zugeschnittenes therapeutisches Milieu, Mitarbeiter, die sich spezifisch fortbilden sowie angepasste Behandlungs- und Pflegestandards. Um es mal ganz dramatisch darzustellen, die geburtenstarken Jahrgänge bis 1964 werden allein deshalb schon zum Problem, weil die Gruppe der Menschen, die uns pflegen soll, aufgrund der Antibaby-Pille gar nicht geboren wurde. Auch ist bemerkenswert zu erwähnen, dass wohl der Großteil der Demenzkranken gar nicht diagnostiziert wird, weil sie alleine wohnen. Und vor allem, dass Demenz dann in Zusammenhang mit Lungenentzündung gebracht wird. Da bleibt die Frage, ob die armen Demenzkranken, die unerkannt zu Hause alleine leben, erst diagnositziert und sozial integriert werden, wenn sie dann fast an einer Lungenentzündung sterben? Nochmal Glück gehabt!
Forum IV „Förderung der Teilhabe von älteren Menschen mit seelischer Behinderung durch den Einsatz von ehrenamtlichen Personen: „Bürgerschaftliches Engagement in der Begleitung von älteren Menschen mit seelischer Behinderung ist im Kern die Förderung einer zwischenmenschlichen Beziehung, die getragen ist von Sympathie und gegenseitigem Respekt.“ Sozialplaner, Rainer Barth moderierte die Vorträge von Corinne Haag, LRA Bodenseekreis und Andreas Piesch, Dezentralisierte Wohneinheiten, Projekt in Wangen mit Bürgerhelfern.
Forum XI: „Gratwanderung Psychopharmakologie im Alter“ Chefarzt LWL Klinikum Gütersloh, Psychiater Bernd Meißnest. Beeindruckend für mich war sein Entree: „Wer Psychopharmaka verordnet, sollte diese zuerst einmal an sich selbst austesten.“ Auch teilte er mit, dass Psychiater wohl nur eingeschränkte Ahnung von Medikamenten haben. Er sah neue Perspektiven. Unterstützt die Arbeit von Studenten anhand computertechnologischer Auwertungen das Zusammenwirken verschiedener Psychopharmaka und deren Nebenwirkungen zu analysieren. Das Personal sollte mit Grenzen der Resourcen offen umgehen! Hoher Druck auf Stationen führe die Teams oft an Grenzen und raptusartige Medikamentenverteilungen seien die Folge. Es gibt kein Medikament, welches Demenzkranke Menschen daran hindert „Hallo“ zu rufen oder auf den Tisch zu klopfen. Man muss Rituale verändern. 

altDann folgte der Auftritt der Companie Paradox (s. Titelbild). Klienten des ZfP Weissenau, der Werkstattrat und eine liebe Kollegin aus unserer Wäscherei sind Schauspielkollegen, sehenswert, echt „Psycho-Welt-Klasse“, wenn ihr die Chance habt, besucht eine Aufführung.
Samstag 9.30 Uhr „Altwerden in psychosozialen Berufen“, Wolf Büntig, 74 J. Insitutionsleiter von ZIST. Seinen reichen Erfahrungsschatz und die tiefgreifend philosophische Ader will ich Euch nicht vorenhalten. Auf die Frage: “Was ist ein Held?“ seine Antwort: „Auf jeden Fall kein Mann.“ Denn ein Held ist einer, der im Dienste einer unerreichbaren Königin für eine gute Sache reitet, hervorragend ist im Notlösen und wenn keine Not vorhanden ist, eine kreiert. Alt sind wir, wenn wir aufhören zu lernen. Nach der Lehre von Don Juan in „the man of knowledge“ hat der Mann vier Feinde: Angst: Mann kann sie besiegen. Klarheit: macht ungeduldig und arrogant, man muss wissbegierig, offen und neugierig bleiben. Macht: macht einen zum Clown oder zum Tyrannen. Rentenanspruch: Bedürfnis, sich zur Ruhe zu setzen. Was ihn weiter philosophieren ließ: „Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier, erwacht im Menschen.“ Wir warten, bis wir gewollt werden. Befürchten wir am Altwerden das Welken? „Es ist vollbracht, was ich zu tun hatte, habe ich getan.“ Jesus. „Wen die Götter lieben, dem schenken sie ein Lied.“ Spruch der Navarro. Denn wer sein Lied nicht singt, hat größere Chancen krank zu werden. Wir müssen Ablassen von zu viel Ehrgeiz! „Die Psychiater müssen ihre eigene Verrücktheit ändern, von Ansprüchen ablassen, mit der Kraftmeierei aufhören.“ Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nicht erreichen. Auf Augenhöhe arbeiten, sozialverträglich mit Drogen beruhigen. Therapie – Supervision. Schreien ist gut für die Lunge.

Vor dem nächsten Beitrag schneit Manfred Lucha, MdL Bündnis90/Die Grünen herein, wirbt für die Anhörung im Landtag am 13.2.2012 seiner Fraktion Thema: „Zwischen Selbstbestimmung und Schutz: Rechte von psychisch kranken Menschen stärken!“ und sein Engagement im Landtag den Haushalt für Sozial Psychiatrische Dienste in BaWü kurzfristig aufzustocken.
11.00 Uhr „Das ganze Leben zählt – der Lebensbegleiter in der Psychiatrie“ – Detlef Petry

Ich zitiere hier einfach den Journalisten Debus: „Ein Psychiater kämpft gegen die Steinzeit: Weil es in den Niederlanden toleranter zuging, zog der Psychiater Detlef Petry vor 25 Jahren über die Grenze nach Maastricht. Sein Vater war bei der Waffen SS …“. In Mastricht hat er psychisch Kranke Menschen „outgesourct“ in schöne Wohngegenden, mit einem grandiosen Abschluß. Seht Euch das folgende Video auf Youtube an, die alternde altPsychiatrie wurde in die Luft gesprengt. Gebt in youtube.de einfach 2007.vijverdal ein, dann „Vijverdal gesloopt met dynamiet“. Wow Peng! Seine Patienten sind mit den Jahren seine
besten Freunde und mit ihm alt geworden. Ein Mann, der ins Kloster wollte und aufgrund seiner Fähigkeit, Stimmen zu hören, abgelehnt wurde, stellte er dem Abt vor: Er sagte: „Hochwürden ich höre die Stimme Gottes.“ Der Abt erwiderte: „Ich bete seit vielen Jahren zu Gott und erhalte keine Antwort.“ Der Patient: „Dann habe ich Ihnen ja etwas voraus.“ Und zum Abschluss seine Worte: „Psychiater müssen sich nicht so wichtig machen mit Medikamenten, sollten primär überzeugen durch ihre Persönlichkeit und nicht den Großen Max spielen.“

Das Ende der Veranstaltung wird mit Manfred Hellrigl vom Amt für Zukunftsfragen, Vorarlberg, Österreich eröffnet: „Eine Kultur des Miteinander“ Fragen wie „Was hält unsere Gesellschaft noch zusammen? Wie können wir den Lebensstandard sichern? Wie finden wir gute Lösungen?“ Dazu brauchen wir engagierte Menschen, die sich für das Wohlergehen eines Landes einsetzen in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Verwaltungen, die sich nicht mehr hermetisch abriegeln dürfen, Bürger werden wie Kunden behandelt, dies fördert Weitblick.


Daniela S.