■ Ich war Anfang 2017 in einer Reha in Bad Kissingen. Dort habe ich die „Zeit der Stille“ kennengelernt. Nachmittags von Viertel nach vier bis um fünf Uhr war Ruhe angesagt. In dieser Zeit sollte nicht telefoniert werden, sollte man nicht im Internet unterwegs sein und es sollte auch nicht gesprochen werden. Es war eine Zeit, in der man sich auf sich selbst konzentrieren sollte. Ganz bei sich sein, nachdenken, aufschreiben, was in einem vorgeht und die Ruhe bzw. Stille aushalten. Zu Hause war ich es gewohnt am Morgen nach dem Aufstehen das Radio anzumachen. Tagsüber bei der Arbeit war ich am PC, nach Feierabend machte ich den Fernseher an, der dann – nicht immer – lief, bis ich ins Bett ging. Zum Einschlafen machte ich das Radio an. Ich bin also den ganzen Tag „beschallt“ gewesen. Von früh bis spät. Und dann diese Stille aushalten ist erstmal sehr anders, aber überraschenderweise doch wirklich heilsam. Ich kam raus aus dem Trott und es war wie eine schöne Auszeit vom Alltagsleben. Man sollte sich öfter nur auf sich besinnen und die Stille einbauen in den eigenen Alltag. Denn in diesen
Zeiten ist man wirklich ganz bei sich und konzentriert sich auf das Wesentliche. Das kann ich nur weiterempfehlen.
Ich habe eine tolle Karte in Bad Kissingen gefunden:
„Der Moment, in dem Du aufhörst, Dir Gedanken darüber zu machen, was andere von Dir halten, und Du anfängst, so zu leben, wie Du möchtest, ist der Moment, in dem Du endlich frei bist!“ (Grafik Werkstatt „Das Original“)
Ich fühlte mich frei in diesen Zeiten der „Stille“. Ich kann es jedem empfehlen, dies in den eigenen Tagesablauf einzuplanen. Es ist nicht einfach, denn in einer Klinik herrscht ein ganz anderer Ablauf als Zuhause. Aber es kann funktionieren und einem guttun. Es hilft weiter und baut auf. Auch habe ich während der Reha gelernt, dass „ich sein darf!“ und das „so wie ich bin!“ Das war für mich der Start in ein selbstbewusstes, selbstbestimmtes, selbstfürsorgliches Leben.
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