Wozu braucht man ein Jahr der Kinder- und Jugendrechte?


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Pünktlich zum Ausklang des Jahres der Kinder- und Jugendrechte 2014 machen wir uns Gedanken über Kinder im Zeitalter des gesellschaftlichen Wandels. Ist das Zufall? Gut, wenn sich die Welt auch Gedanken macht und das dann noch gefeiert wird, aber was wird letztendlich wirklich aktiv für Kinder und Jugendliche zur Veränderung von Missständen getan? Das Kind am Schopfe packen und das Bildungspaket komplett reformieren. Säuglings- und Kinderpflege, ein fürsorglicher, liebevoller Umgang mit dem Kind gehören auf den Stundenplan wie Rechnen und Schreiben, Recht und Gesetz, Religion und Ethik.
Die Bilanz der Familienministerin Katrin Altpeter zum Jahr der Kinder- und Jugendrechte in Baden-Württemberg deutet daraufhin: »Kinderrechte wurden bekannter gemacht«. Vom Bekanntmachen bis zur Umsetzung vergehen möglicherweise wieder Jahre. Werden jetzt weniger Kinder geschlagen, vergewaltigt, leiden Not, Angst und Hunger? »Für einen Zukunftsplan Jugend stellt das Land rund 7 Mio Euro bis 2016 zur Verfügung.« Das Geld ging in Verwaltungs- und Evaluierungskosten? »Kindergipfel und Jugendlandtag“ Waren dort auch misshandelte Kinder oder straffällige Jugendliche eingeladen? Bekämpfung von Kinderarmut. Wenn jeder ein Kind an die Hand nehme … Gute Spielorte für Kinder schaffen. Weiß ein Kind heute noch, dass es außer Kursen, Workshops, Schule und Digitaler Welt auch noch ein Draußen gibt? Es gibt einen ersten Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg. Wusste man nicht schon davor, dass die Kluft zwischen arm und reich immer größer wird? »Kinder und Jugendliche sind stärker von Armut betroffen.« Der Bericht werde im kommenden Jahr vorgelegt. Bekommen die Betroffenen denn nun nach Bekanntgabe des Berichtes mehr Geld?
Allein die Tatsache, dass es noch laufend öffentlich diskutiert wird und überlegt, ob es denn Sinn mache, armen Kindern und Jugendlichen zu helfen, stigmatisiert ganz einfach. Wer Hilfe sucht und darum bittet bekommt sie schneller und mitfühlender bei caritativen Einrichtungen und ehrenamtlich tätigen Menschen, gemeinnützigen, sozialen Organisationen, aber nicht, weil hierüber erst evaluiert und diskutiert wurde, sondern weil sie einfach hinsehen und anpacken.
Ich möchte hier gerne einen Auszug der Rede von Prof. Dr. Heribert Prantl, Redaktion Süddeutsche Zeitung zitieren: Gesellschaftliches und solidarisches Engagement für Menschen am Rande der Gesellschaft, Festvortrag bei der Tagung Ehrenamt im SKM – Brücke ins Leben. Er spricht vielen Betroffenen aus dem Herzen: »Vor einiger Zeit hat mir ein früherer Industriefunktionär nach einem Vortrag gesagt, er könne das Gejammer über die Armut in Deutschland, über die Menschen am Rand der Gesellschaft und über die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich nicht mehr hören. Ich solle doch einfach mal durch Kalkutta gehen oder Mombasa – dann würde ich schon sehen, was Armut wirklich ist…. Verglichen mit dem Elend in Mombasa oder Kalkutta sind die deutschen Armen gewiss komfortabel ausgestattet. Aber daraus ergibt sich, wie der zitierte Satz des Industriefunktionärs zeigt, auch das besonders Bittere für die Bedürftigen in Deutschland: Sie haben die Anerkennung ihrer Bedürftigkeit verloren.«
Was nützen gemeinnützige Initiativen im Jahre der Kinder- und Jugendrechte?
Im Hohen Norden werden die Stimmen von Kindern und Jugendlichen gehört, bzw. dürfen sie als Autoren zu Wort kommen. Der Weltzukunftsrat in Hamburg = World Future Council kurz WFC wurde bereits im Jahre 2000 gegründet und setzt sich für eine Weltgemeinschaft ein, die auf den Werten Gewaltfreiheit, Nachhaltigkeit, Respekt und Gerechtigkeit basieren soll. Ist das nicht nur wieder eine Organisation, die auf dem Papier existiert und berühmte, gut situierte Menschen sich austauschen? Ich denke nicht, neuestes Mitglied ist Auma Obama, Halbschwester des Amerikanischen Präsidenten. Sie kämpft für Kinder- und Frauenrechte in Kenia und wird sich in Zukunft verstärkt für Nachhaltigkeit einsetzen.

beautiful, colorful world of kids like a comic style.

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Die UN-Konvention über die Rechte des Kindes feiert ihren 25. Geburtstag. Unter dem Themenpunkt: Kinderrechte – Ermittlung von Gesetzen und Richtlinien, die Kinderrechte stärken, finde ich ein interessantes Projekt des WFC: the epic eco inventions voices of future generations. Ich lese die Englische Version. Eine neue Reihe von Kinderbüchern. Kinder haben eine klare Vision, wie sie ihre Zukunft sehen. Junge AutorInnen im Alter von 8 bis 18, sind besorgt über die Zukunft der Gerechtigkeit, die globale Umwelt, Bildung und Kinderrechte. Ziel ist es, die Bücher international in den sechs UNO-Sprachen weltweit zu publizieren. »Gebt den Kindern das Kommando…« Hamburg sieht hinaus in die ganze Welt und holt sich die Welt auch ins Haus. Die Kinderkulturkarawane konnte in diesem Jahr ihr 15 jähriges Bestehen feiern, ein Projekt, das Kulturelle Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung wirklich möglich macht. Für Kinder aus allen 5 Kontinenten werden kreative Freiräume für junge Menschen aus unterschiedlichen Kulturen geschaffen. Für Tanz, Theater, Zirkus und Musik auf höchstem Niveau bietet sie jedes Jahr aufs Neue in Deutschland und in Europa eine »BÜHNE FÜR DIE JUGEND DER WELT.« Und was es für Kinder bedeuten kann, nach Deutschland zu kommen und sich zu präsentieren, lesen Sie selbst. Meine Tochter Viktoria hat hier als FSJlerin gearbeitet. Big Mama Laboratories war eines ihrer Projekte: »Im Rahmen ihres FSJ-Kultur, hat Viktoria Schmid die Gruppe BIG MAMA LABORATORIO (BML) aus Buenos Aires, Argentinien in Hamburg begleitet und Mitglieder des Ensembles interviewt. … Auf die Frage, was ihr die KinderKulturKarawane bedeutet hat, antwortet Juliana abschließend: »Die KinderKulturKarawane bedeutet das: gigantische und enorme Möglichkeiten.«

Und was die Arbeit in der Kinderkulturkarawane für meine Tochter bedeutete, können wir auch online lesen in einem weiteren Bericht über ihre Zeit mit einer Gruppe aus der Mongolei (die Kinder sprachen weder englisch noch deutsch): …Wage Vermutungen über die Mongolei meinerseits, Begeisterung, Kennen, Lieben und Wert schätzen lernen, Gemeinsamkeiten finden, der feste Entschluss die Gruppe und die Mongolei zu besuchen, herzliche Lächeln auf den Gesichtern der Kinder und Jugendlichen. Ein Abschied der schmerzt. Auch ohne ein Wort gesprochen zu haben. Das bedeutet für mich die KinderKulturKarawane. Eine Tür zur Welt, und zu sich selbst.«

Quellen:
Zum Beitrag auf http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/positive-bilanz-zum-jahr-der-kinder-und-jugendrechte/

Zum Beitrag auf http://www.spiegel.de/panorama/leute/obama-schwester-auma-im-hamburger-weltzukunftsrat-a-1004777.html
Zum Beitrag auf http://www.worldfuturecouncil.org/kinderrechte.html
Zum Beitrag auf http://www.kinderkulturkarawane.de/2014/BigMamaLaboratorio/InterviewsViktoria_Juliana.htm
Zum Beitrag auf http://www.kinderkulturkarawane.de/2014/HuuhedZaluuchuudSteppenkids/ReportageViktoria.htm

Daniela S.