Patchworkfamilien


Was bedeutet das genau?

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Wenn ein Elternteil eine Beziehung mit einem neuen Partner eingeht, nannte man diesen früher Stiefmutter oder Stiefvater. Und die sind – wie wir aus dem Märchen wissen – böse und gemein. Heute nennt man eine neu zusammengewürfelte Lebensgemeinschaft Patchworkfamilie. Das klingt viel besser. Die normale Kleinfamilie, bestehend aus Mutter, Vater und Kind ist heute nicht mehr die Norm.
Jede siebte Familie, so schätzt man, lebt heute als Patchworkfamilie zusammen. Entweder bringen die Mutter oder der Vater ihre Kinder mit in die neue Beziehung. Oder die Kinder von beiden Elternteilen leben in der Familie. Manchmal leben auch Kinder aus einer früheren Beziehung bei dem Ex-Partner und kommen nur am Wochenende zu Besuch. Oft kommen auch noch gemeinsame Kinder aus der neuen Beziehung dazu.

Regeln zum Zusammenwachsen

Es gibt ein paar Regeln, die zu beachten sind, die das Zusammenwachsen erleichtern können, wenn sich zwei Familien zusammentun. Eine neue Beziehung bedeutet immer auch ein neuer Partner für ein Elternteil, ein neuer Erzieher für das Kind, oft ein neuer Freundeskreis und vielleicht sogar eine neue Umgebung.
So viel Neues braucht Zeit. Viele Familien machen den Fehler, dass sie am Anfang zu große Erwartungen in die neue Familie setzen. Sie wollen gleich in perfekter Harmonie leben. Das gelingt meistens nicht sofort.
Wer zu schnell auf Normalität drängt, überfordert damit oft sich selbst, die Kinder und den Partner. Für das alles gibt es keine Patentrezepte. Alles entwickelt sich im Laufe der Zeit. Man fragt sich: Wann und wie stelle ich den neuen Partner meinen Kindern vor? Wann können wir zusammenziehen? Passt er oder sie überhaupt zu uns? Was für gemeinsame Unternehmungen wollen wir machen, z. B. Ausflüge, gemeinsames Abendessen,…
Wichtig ist: Führen Sie den neuen Partner behutsam in die neue Familie ein.

Jedes Kind reagiert anders auf die Situation in einer Patchworkfamilie.

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Bei Säuglingen ist vor allem die Hauptbezugsperson wichtig. Bleibt das Kind nach der Trennung der Eltern bei dieser, kann es die Trennung leichter verkraften. Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter dagegen brauchen Zeit, um über die Trennung der Eltern zu trauern. Oft glauben sie, selbst schuld an der Trennung der Eltern zu sein. Diese Schuldgefühle übertragen die Kinder oft in Form von Eifersucht, Wut und Zorn auf den neuen Partner. Als neuer Partner sollten sie versuchen, es nicht persönlich zu nehmen, dem Kind Zeit zu lassen, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren haben es am schwersten. Ältere Kinder können verständnisvoller damit umgehen.
Dürfen Kinder um den „verlorenen Elternteil“ nicht trauern, können sie den neuen Elternteil schlecht annehmen. Der getrennt lebende Elternteil darf auf keinen Fall zum Tabuthema erklärt werden. Untersuchungen zeigen, dass es mindestens vier bis fünf Jahre dauert, bis eine Patchworkfamilie richtig zusammengewachsen ist, sich alle Familienmitglieder vertraut sind, einander schätzen und als Teil der neuen Familie fühlen.

K.M.