Lobotomie Der Eingriff in die Menschlichkeit
Lobotomie kommt aus dem altgriechischen (λοβός lobós und τομή tomé und bedeutet so viel wie „Lappenschnitt“) auch oft mit dem Synonym Leukotomie verwendet, was soviel wie „weißer Schnitt“ bedeutet, (altgriechisch λευκός leukós „weiß“ und τομή tomé , „der Schnitt“).
Darunter versteht man einen – in meinen Augen menschenunwürdigen – Eingriff in das menschliche Gehirn.
Die ersten „Ideen“ für so einen Eingriff stammen aus dem Jahre 1930. Der italienische Forscher Mario Fiambarti (1894 – 1979) und der portugiesische Forscher António Egas Moniz (1874 – 1955) versuchten diese Hirnoperationstechnik. Moniz bekam 1949 dafür den Nobelpreis für Medizin.
Das Prinzip eines Eingriffes ist eigentlich recht einfach, was auch von Freeman immer proklariert wurde. Man nimmt den Eispickel und setzt an der Tränendrüse an (Punkt des Auges an der Nase) und sticht durch. dahinter liegen die Nervenbahnen. Diese werden durch die „Operation“ zerstört, so dass der Patient apathisch wird und dadurch gefügiger (Auf weitere Ausführungen des Eingriffes wird hier, wegen des Ekels, verzichtet).
In den 40iger Jahren erfand der amerikanische Psychiater Walter Freeman (1895 – 1972) zusammen mit dem Neurochirurgen James Winston Watts (1904 – 1994) eine Methode, die in der Psychiatrie bis circa 1955 zum Einsatz kam. Diesen Eingriff nannte man Lobotomie.
Walter Freeman schrieb ohne Beschönigung: „Die Psychochirurgie erlangt ihre Erfolge dadurch, dass sie die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft, abstraktes Denken vernichtet und ein roboterähnliches, kontrollierbares Individuum schafft.“Im Laufe der Zeit entwickelten die beiden, Freeman und Watts, eine Methode, die man als transorbitale Operationsmethode bezeichnet, die eine Person durchführen konnte, die keinerlei neurochirurgische Kenntnisse benötigte. So dachte Freeman, dass er seine Methode verbreiten konnte.
Durch den 2. Weltkrieg und die Wirtschaftskrise kam es in den USA zu einem Anstieg der psychischen und psychiatrischen Krankheiten und die Lobotomie wurde als Wundermittel gepriesen, die zu Tausenden durchgeführt wurde, häufig mit negativen Folgen. Viele starben an der so genannten Intrazerebralen Blutung (Gehirnblutung).
Walter Freeman ignorierte die aufkommende Einführung von Psychopharmaka und trieb seine Methode weiter fort, pries sie als die einzig wahre Methode. Oftmals operierte er in Hörsälen und Krankenhäusern, die er in einem Wohnmobil bereiste, das er Lobomobil getauft hatte, im Akkord. Bis zu seiner Pensionierung 1962 hatte er circa 3600 Menschen lobotomiert.
Um 1980 herum wurde eine Untersuchung gemacht, die zeigte, dass in den meisten Industrieländern, darunter im Vereinigten Königreich und auch Deutschland, die Lobotomie eine gängige Praktik war. Das schlimme daran ist nicht die erschreckend große Zahl der Opfer, sondern die Tatsache, dass nach heutiger Lesart nicht alle Patienten wirklich psychisch krank waren, sondern vielmehr hyperaktiv oder geistig zurückgeblieben. Weltweit wird die Anzahl der Eingriffe auf etwa eine Million geschätzt.
Dass Lobotomie teilweise nur ein simples Rechenbeispiel war und nicht darauf zielte den Patienten zu helfen, zeigt folgendes Beispiel: der kalifornische Psychiater H. Brown schlug 1979 allen Ernstes vor, dass man Lobotomie als „Rehabilitation“ von jugendlichen Straftätern anwenden sollte. In der Londoner Times wurde daraufhin ein Rechenbeispiel veröffentlich, das den Wahnsinn zeigt: Lobotomie koste die USA NUR 6000$ während die Verwahrung um die 100.000$ Kosten verursache!
Ein berühmtes Beispiel für die Lobotomie und deren Folgen ist Rosemary, die Schwester von John F. Kennedy. Nach dem Eingriff war sie behindert und bis an ihr Lebensende pflegebedürftig.
In der Filmindustrie wurde das Thema auch gezeigt, der Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson, im Jahr 1962 und auch der neue Film von Zack Synder „Sucker Punch“ (2011) thematisieren die Lobotomie.
Zwar ist Lobotomie seit 1970 nicht mehr verbreitet und wird nicht mehr eingesetzt, aber es gibt immer noch Länder, die diese Technik einsetzen, so zum Beispiel Belgien, wo bis 2001 noch 70 solcher Eingriffe durchgeführt wurden, sowie 15 Patienten im Vereinigten Königreich.
In Deutschland wird Lobotomie seit 1970 nicht mehr angewendet, aber wie bei so vielen Dingen, bleibt die Frage, ob die Lobotomie vielleicht immer noch im Dunkeln verwendet wird…
SB
(Quelle wikipedia.de)