Lernen dauert ein Leben lang


■ Während der Recherche für diesen Artikel bin ich im
Zusammenhang mit dem sogenannten Schlagwort: ‚lebenslanges
Lernen‘ auf eine unfassbar vielfältige Auswahl
an Möglichkeiten gestoßen. Dabei kam mir die Idee, den
Begriff auseinanderzupflücken und die Worte Leben und
Lernen näher unter die Lupe zu nehmen.
Viele Menschen denken:
• Leben bedeutet sinnvoll leben
• Leben bedeutet Fluß, unentwegte Wandlung
• Leben ist der Alltag, das Naheliegende, Kleinigkeiten
• Leben ist Freude, Glück, Trauer, Leid
• Leben ist Liebe
• Leben heißt die schönen Momente genießen und
die schlimmen vergessen
• Leben ist eine kleine Blume an der Mauer
• Leben heißt viele kostbare Momente
• Leben ist die Verweildauer zwischen Geburt und
Tod
• Leben ist ein Spiel mit vielen Gelegenheiten, Wegen
und Chancen
• Leben bedeutet Freiheit
• Das Wort Leben bezeichnet zum einen die Organisations-
bzw. Prozessform, die allen Lebewesen ge
meinsam ist und die sie von lebloser Materie unter
scheidet.
• Leben bedeutet Riskieren, Lernen, Staunen, Lieben,
Verändern, Lachen, Wachsen
• Leben bedeutet Genießen, Zuhören, Du-zu-sein

Und was bedeutet lernen?

Begriffsdefinition: Etymologisch ist das Wort »lernen« mit
»lehren« und »List« verwandt und gehört zur Wortgruppe
von »leisten«, das ursprünglich »einer Spur nachgehen, nachspüren
« bedeutet. »Das Wort »Lernen« geht auf die gotische
Bezeichnung für »ich weiß« (lais) und das indogermanische
Wort für »gehen« (lis) zurück (Wasserzieher, 1974). Im Gotischen
heißt »lais«genau übersetzt »ich habe nachgespürt«
und »laists«steht für »Spur«.. Die Herkunft des Wortes deutet
darauf hin, dass Lernen ein Prozess ist, bei dem man einen
Weg zurücklegt und dabei zu Wissen gelangt.« (Mielke
(2001, 11) aus: arbeitsblätter-stangl-taller.at/LERNEN/Lerndefinitionen)
Wortverwandte Bedeutungen von lernen:
• erarbeiten, erwerben, gewinnen von Kenntnissen
und/oder geistigen oder körperlichen Fähigkeiten,
Fertigkeiten und Erfahrungen
• gezielt einen vorgegebenen Lernstoff erarbeiten
und verinnerlichen
• sich in ein Metier einarbeiten
• Erfahrungen sammeln, eine Einstellung zu etwas erwerben

Wann fängt das Lernen an?

Mensch von Geburt an lernt.
Es heißt, er lernt nie wieder so viel wie in seinem ersten Lebensjahr,
also als Baby. Was er in dieser Zeit erfährt, erfühlt
und oft auch erarbeitet, prägt ihn für den Rest seines Lebens.

Warum lernen wir ein Leben lang?

Ganz einfach, weil Lernen ein Leben lang geht. Denn neue
Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen: Wir können ein Leben
lang lernen und unser Gehirn fördern. Und die Lernfähigkeit
ist die wichtigste Eigenschaft unseres Gehirns.
Sobald wir etwas lernen, werden im Gehirn neue Verbindungen
zwischen den Nervenzellen geknüpft. Es können
sogar neue Nervenzellen entstehen. Besonders der sogenannte
Hippocampus ist im Gehirn dafür verantwortlich,
dass neue Informationen dauerhaft im Langzeitgedächtnis
abgespeichert und dort wieder abgerufen werden können.
Im Hippocampus werden zeitlebens auch neue Nervenzellen
geboren.
Ein weiterer wichtiger Ort für das Lernen ist die Amygdala
– zu Deutsch „Mandelkern“. Sie beeinflusst Emotionen und
Erinnerungen.
Emotionen können das Lernen hemmen oder fördern, je
nachdem, wie intensiv sie sind. In der Regel merken wir
uns Dinge besser, die entweder mit einem positiven Ereignis
zusammenfallen oder mit einem sehr negativen. Zu viel
Stress und Druck wirken sich negativ auf die Gedächtnisleistung
aus.
Der Psychologe Dr. Jürgen Theising erklärt:
„Ältere können Verknüpfungen zu bereits vorhandenem
Wissen herstellen. Das menschliche Gehirn ist eine Dauerbaustelle,
die sich ständig weiterentwickelt. Kristalline
Intelligenz nimmt mit dem Erfahrungsschatz, den wir im
Laufe des Lebens machen, zu. Während die fluide Intelligenz,
die Fähigkeit neue Dinge rasch zu lernen, hingegen
eher bei jungen Menschen stark ausgeprägt ist. Das heißt,
im Alter dauert das Lernen nur etwas länger“ (gesundheitsmanager.
aok.de).
Deswegen ist es gut, wenn man eine Lernmethode entwickelt.
Bei Sprachen könnte es so aussehen: Um sich einen
Grundwortschatz anzulegen schreibt man sich die Vokabeln
auf Karteikärtchen, die man immer wieder hervorholt
und lernt. Man hört sich Musik in der jeweiligen Sprache an
oder man versucht einen Artikel in dieser Sprache zu lesen.
Wichtig dabei ist, dass man weiß, wofür man lernt.
Dr. Theissing bestätigt: „Für die eigene Motivation ist es
hilfreich, sich zu fragen: Warum lerne ich? Was möchte ich
langfristig mit dem Gelernten erreichen?“ Am besten hält
man diese Punkte schriftlich fest, um sie sich in Lerntiefs
bewusst zu machen. Wichtig ist, sich realistische Ziele zu
setzen. Vielleicht wird man mit 40 keine Primaballerina
mehr und mit 60 nicht mehr der gefeierte Konzertpianist.
Wer das weiß und nicht mit falschem Ehrgeiz an die Sache
geht, kann entspannt Neues lernen.

Mut zum Leben/Lernen

Viele haben dennoch Angst davor, Neues zu lernen, sich zu
verändern.
Aber wenn wir immer nur ein fahrplanmäßiges Leben leben,
und niemals fahrplan-abweichende Wege gehen, die
die Möglichkeit neuer Erfahrungen in sich bergen, ist unser
Leben fade und eintönig.
Oder wenn wir unser Leben stets nur in gewohnten und
vertrauten Wegen führen, dann ist es wie eine Flasche Coca
Cola, die zwei Tage offenstand. Die Kohlensäure ist raus
und die Cola schmeckt fade und langweilig. So ist auch unser
Leben, wenn wir die Begeisterung und das Neue von
ihm fernhalten.
Sagen wir nicht: Ich bin jetzt schon so alt. Jetzt ist es zu spät.
Mein Leben ist gelaufen.
Was kann ich noch erwarten?
Sagen wir uns vielmehr: Es gibt noch so vieles zu erleben
und zu erfahren. Ich werde jeden neuen Tag meines Lebens
auskosten und ihn zu einem Abenteuer machen.
Um Neues effektiv zu lernen, muss man sich ZIELE setzen.
Man könnte sich fragen: Warum lerne ich?
• Will ich fit sein für den Beruf (Fachwissen aneignen)?
• Will ich mich mit meinen ausländischen Freunden unterhalten
können (Sprache lernen)?
• Will ich etwas für mich selbst tun (Kochen, Handarbeiten,
Kosmetik, Computer)?
• Will ich meinem Hund ein paar Regeln beibringen
(Hundeschule)?
• Will ich mich besser ausdrücken lernen (rhetorisch)?
• Will ich sportlich bleiben und daher eine Sportart lernen?
• Was möchte ich langfristig mit dem Gelernten erreichen?
• Mit dem neu erworbenen Fachwissen möchte ich
einen neuen Job finden
• Mit meinen Freunden möchte ich mich in ihrer Mutter
sprache unterhalten
• Meine Zeit zu Hause möchte ich sinnvoll verbringen
• Mit meinem Hund möchte ich mich gut verstehen
• Mein Chef soll mich besser verstehen
• In meiner Freizeit möchte ich sportlich bleiben
Also bleiben wir neugierig, gehen wir ein kleines Risiko ein,
bleiben dabei realistisch und überlegen uns, warum und
wofür wir weiterhin lernen wollen.
■ CB
Quellen: gutefrage.net, Wikipedia, lebensbeat.com, planetwissen.
de, psychtipps.com / offen-sein-fuer-das-neue