Kinder heute


Kinder in der heutigen Zeit – Sinnsuche in unserer immer schneller wandelnden Gesellschaft                                                                                  

 

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Da steh´ ich nun, ich armer Tor,
und bin so klug als wie zuvor.*

Grüble über meines Lebens Sinn,
suche die Richtschnur: Wo soll ich hin?

Meine Familie gab mir vieles mit,
auch das Umfeld ihren Teil bestritt,
mir Werte und auch Normen beizubringen,
damit mein Leben kann gelingen.
Doch muss ich letztlich selbst entscheiden,
was ich nun tun soll – oder meiden.

Über manch´ Philosophie hab ich sinniert,
bin aufgeklärt und informiert.
Hab Wissen wohl, ganz wie der Faust,
vor eine Entscheidung es mich dennoch graust.
Welche Erkenntnis ist denn nun richtig?
Was tut nicht gut und was ist wichtig?

Ja früher! – Früher alles anders war,
Auswahl beinah´ ein Fremdwort gar.

Die Welt war klein, man wusste nicht viel,
Philosophie kam gar nicht ins Spiel.
Das Leben hatte seinen Gang,
man ging ihn einfach, dacht´ nicht daran,
ob´s gut so ist, oder vielleicht schlecht,
ob´s Sinn macht, ob´s war gerecht.
Werte und Normen waren vorgegeben.
Vorherbestimmt das ganze Leben.

Nein! Ganz so will ich´s dann auch nicht haben,
erfreu´ mich lieber an der Freiheit Gaben.
Werd´ Fehler machen – ohne Frage,
dazu ich steh´n muss, die ich dann trage.
Ich hoff´, ich werde nicht zu viele machen,
damit mir nicht vergeht das Lachen.

D´rum such ich weiter nach dem Sinn des Lebens,
nach Werten und Normen, die mir Richtung geben.
Und werd´ ich fündig – dann Ihr Lieben,
werden sie für Euch aufgeschrieben.

*Zitat aus dem Faust – Monolog von Johann Wolfgang von Goethe

 

 

hellblau_punktDamit Kinder lernen, sich in der Welt zurechtzufinden, benötigen sie eine wenn möglich weitgehend allgemeingültige Grundlage aus Regeln, Werten und Normen. Sie ist elementar, um Kindern zu helfen, ein sicheres Fundament zu bilden, welches ihnen Halt und Sinn gibt. Dieses Fundament gibt ihnen die Fähigkeit, sich autonom, sachbezogen und situationsgerecht zu entscheiden und mit dem Leben möglichst in jeder Situation zurechtzukommen.

Laut Prof. Viktor E. Frankl (Begründer der Logotherapie, die sich mit den psychischen Folgen von einer vergeblichen Sinnsuche beschäftigt) erleichtern Werte dem Menschen die Sinnsuche im Leben.

Schon von klein an bekommen Kinder eine gewisse Grundeinstellung mit, was sie im Leben für gut und wichtig empfinden. Die in der Kindheit vermittelten Werte prägen den Menschen sein Leben lang. Es ist daher wichtig, dem Kind möglichst früh allgemeingültige Werte und gängige Wertvorstellungen wie Liebe, Herzlichkeit, Verantwortungsbereitschaft, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Zuverlässigkeit, Fairness, Treue, Beständigkeit und vieles mehr mitzugeben. Sie sind für ein soziales Zusammenleben in einer Gesellschaft unverzichtbar und wichtig.

Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts waren es die Familie und ein überschaubares Umfeld, die unseren Kindern halfen, sich eine Grundlage für ein gefestigtes, allseits akzeptiertes Werteempfinden zu schaffen. Ihre Welt war überschaubar; ihre Zukunftsperspektiven waren begrenzt. Der Kontakt mit anderen sozialen Schichten beschränkte sich meist auf die Arbeit und mit anderen Kulturen hatte man wenig zu schaffen.

Auch heute noch ist es vor allem das Elternhaus, welches einen großen Einfluss auf die Wertevermittlung und -festigung hat. Jedoch kommt Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen sowie den Medien eine vermehrte Bedeutung zu. Anders als früher verbringen Kinder heute weniger Zeit bei der Familie. Die damit verbundene Vergrößerung des Umfeldes durch den Kontakt mit anderen sozialen Schichten und Kulturen bewirkt einen Wertewandel.

Althergebrachte Werte brechen weg und neue Werte gewinnen an Bedeutung. Zwar gibt es immer noch allgemeingültige Wertvorstellungen und gängige gesellschaftliche Werte, aber im Zuge der Globalisierung müssen sich unsere Kinder vermehrt mit Werten und Normen anderer Länder und Kulturen auseinandersetzen. Eine Vielzahl von Lebensformen, Traditionen sowie religiösen und ethischen Überzeugungen prasseln in unserer Zeit auf das Kind ein.

Neue Familienformen wie Alleinerziehende, Patchworkfamilien oder gleichgeschlechtliche Haushalte und die sich ständig wandelnde Gesellschaft verändern bisher gültige Werte oder erzeugen neue. Dies macht es für viele Kinder fast unmöglich, souverän damit umzugehen. Bei vielen erzeugt das Wegbrechen althergebrachter Werte, Unsicherheit und ein Gefühl der Sinnlosigkeit.

Es liegt nun an uns, unsere Kinder mit dieser Vielfalt nicht allein zu lassen und ihnen zu helfen, ihrem Leben Sinn zu geben, damit sie ihren Weg finden können. Es sind dabei sicher alle gefragt – nicht zuletzt auch die Politik. Doch letztendlich sind es wir selbst, welche die Regierung wählen und somit die Politik für unser Umfeld gestalten. Wir sollten uns unserer Verantwortung wieder stärker bewusst werden, um unseren Kindern eine erfüllte Zukunft in Freiheit zu ermöglichen.

D.B.