Die Autobiographie von Thomas Gottschalk
Das Buch sei »eine Hommage an seine Fans und diejenigen, die ihn fast 40 Jahre ins eigene Wohnzimmer gelassen haben.« Es geht los mit dem Vorwort; er nennt es »ein Warmup… from me to you!« Das Buch sei auch eine Bilanz, sagt er, der am 18. Mai 2015 65 Jahre alt geworden ist. Zum Namen der Biographie sagt er: »Das blond war nicht mehr zu retten, deshalb die Neuschöpfung des Wortes »herbstblond«.« Er hat viele Begriffe geprägt, die es so noch nicht gegeben hat. Daher auch das Wort »herbstblond«. Seine Lektorin sagte, das Wort könnte der Titel werden. Und für ihn ist dieses `herbstblond´ eine Form der Reife. Und ich habe es ja nicht geglaubt, aber es ist wirklich so: Wenn man das Buch liest, hört man Thomas Gottschalk sprechen. Er, der Showmaster, wie er die Wetten-Dass-Treppe herunterkommt, beide Arme nach oben hebt und alle willkommen heißt. Wie er auf sein Sofa sitzt und sich mit den verschiedensten Menschen unterhält. Wie man einfach mit lachen muss, über seine Witze und frechen Kommentare. Im Buch lässt er die Menschen hinter die Kulissen, hinter seine Schminke, schauen.
Über das Schreiben des Buches sagt er: »Du musst hinsitzen, Deine Gedanken sammeln, Du musst formulieren bei einem Buch!« Geholfen dabei habe ihm seine Leichtigkeit, die er einfach hätte, eine Gabe, die er sein ganzes Leben auch immer irgendwo gebraucht hat, von der er gezehrt habe. Er erzählt auch, er sei 40 Jahre verheiratet mit seiner Thea, die Rubinhochzeit stehe an. Weiter stellt er eine Frage: »Warum kann man nicht mal beschreiben, wie man so ein Leben hinkriegt, das auch nicht immer ohne Gegenwind ist. Irgendwann muss man mit sich im Reinen sein… ich war sehr früh mit mir im Reinen. Es war ein einfaches Leben, es war einfacher früher.« Es werden auch traurige Zeiten erzählt, z.B. wie er miterlebt hat, wie sein Vater »dahin gesiecht« ist. Darüber sagt er, es hat ihn sensibler werden lassen! Er sagt auch: »Das Alter ist mir passiert!« Und er sieht sich gerne in dieser Rolle, »dass 70% der Deutschen mit ihm groß geworden sind! Hätte schlimmer kommen können«, schreibt er. Es gibt viel mehr Menschen über 55 als unter 25, sagt er, und denen gehöre er an. Den Schrecken des Alters trägt man vor sich her, denkt er und zitiert Blacky Fuchsberger: »Altern ist nichts für Feiglinge!« Man kann ja gleichzeitig erwachsen und trotzdem albern und naiv bleiben, meint er. Zum Thema Altern schreibt er: »Auch diesen Prozess versuche ich, wie vieles in meinem Leben, das wehtut, durch eine gesunde Mischung von Humor und Verdrängung erträglich zu machen. Es tröstet mich, dass das Schicksal des körperlichen Verfalls ein Gerechtes ist.« »Ich bin eben ein `Zoon politikon´«, schreibt er weiter, »ein Wesen, das in der Gemeinschaft nicht nur funktioniert, sondern das die Gemeinschaft braucht, um funktionieren zu können.« »Erst war ich der aus dem Rundfunk, dann war ich der aus dem Fernsehen, und immer war ich damit einer von ganz wenigen. Heute treffe ich laufend Moderatoren oder Showstars, von denen ich weder weiß, was sie moderieren, noch, in welchen Shows sie auftreten.«
Gottschalk macht und beschreibt es so: »Man löst die Probleme des Lebens sine ira et studio, also ohne Zorn und Eifer, benutzt komplizierte Fremdworte, die man auf ihren lateinischen oder griechischen Ursprung zurückzuführen weiß, und vermittelt unaufhörlich den Eindruck, sich die Gedankentiefe eines Sokrates und die Redekunst eines Cicero auf dem schulischen Dienstweg ganz nebenbei erworben zu haben.«
»Im Lauf meiner Karriere wurde ich für so ziemlich alles beschimpft: für meine Art, mich zu kleiden, für meinen Umgang mit Frauen, für meinen schlechten Interviewstil, für meine Schnodderigkeit, für meine mangelhafte Vorbereitung. Aber insgesamt betrachtet, musste ich, abgesehen von dem Dauergenörgel meiner Rezensenten, nie unter »schlechter Presse« leiden.« Er sagt: »Familie, Freunde, Weggefährten. Jeder hat sie und liebt sie mal mehr, mal weniger, mal leidenschaftlich, mal wider Willen. In meinem Beruf gibt es noch eine weitere Ebene: die Liebe zum Publikum. Das ist weder Ranschmeiße noch billiges Pathos. Ich bin mir sicher, ich verdanke meinen Erfolg zu einem großen Teil der Tatsache, dass ich meine Zuschauer wirklich in mein Herz geschlossen habe.« »Könige und Gaukler haben immer besser gelebt als der Rest der Gesellschaft«, schreibt er. »Dafür wurden sie aber auch öfter vertrieben, verlacht und verprügelt. Öffentlich zu lachen ist keine große Kunst. Öffentlich zu leiden, ist die doppelte Strafe.«
Ein Berliner hat ihn im Aufzug angesprochen: »Hat dir schon ma eena jesacht, ditte aussiehst wie der Jottschalk?« »Ja, passiert mir öfter«, sagt Gottschalk. »Mann, damit kannste Jeld verdien!« Gottschalk antwortet: »Aber nicht so viel wie der!« »Macht nüscht, dafür biste zehn Jahre jünga!« Sein »Ruhm« sei ihm also mehr oder weniger in den Schoß gefallen, er sei sorgsam damit umgegangen, und die Fehler, die er gemacht hat, habe ihm sein Publikum gnädig vergeben.
»Jeder ist nicht nur das Kind seiner Eltern, sondern auch das Kind seiner Zeit. Es gab keinen Grund, mich von der Musik meiner Jugend zu verabschieden; nach den Platten kamen die Kassetten, danach die CDs, und jetzt lade ich mir Led Zeppelin und die Beatles eben auf mein Smartphone.«
Und er ist auch ehrlich: »Denn wenn ich eine Form der Bildung besitze, dann ist es keine naturwissenschaftliche, sondern eine humanistische. Und eine solche schließt alle mathematischen Kenntnisse aus, die über das kleine Einmaleins hinausgehen. Außerdem waren mir Zahlen immer egal, wenn ich das subjektive Gefühl hatte, mich zu verbessern.«
Sein Vater hat ihm ein Familienmotto mit auf den Weg gegeben: »Mit Gott fang an, mit Schalk hör auf, das ist der schönste Lebenslauf.« Und damit möchte ich auch die Rezension des Buches »Herbstblond« von Thomas Gottschalk schließen. Es ist wirklich interessant zu lesen, wie er, ein gebürtiger Kulmbacher, sein Leben erlebt hat. »Oberfrrängisch gesogt ist der `Dommy´«, ein Genie!
Zitate und Textstellen entnommen aus dem Buch „Herbstblond“, erschienen bei Heyne Verlag, 2015. Und „Thomas Gottschalk + Frank Elstner bei der Talkshow `Markus Lanz´ im ZDF.“