Freiheit beim Erwachsenwerden


Was ist Freiheit? Wie kann ich meine eigene Freiheit neu entdecken?

Wie wichtig ist Freiheit für Teenager? Grenzen setzen als Schutz für die Kinder?

hellblau_punkt»Probleme«, welche wohl alle Teenies kennen: die Zeit, in der die Eltern anfangen schwierig zu werden – richtig: die Pubertät. Junge Erwachsene sind sich in ihrem eigenen Körper auf ein mal fremd, sammeln neue Erfahrungen und neue Gefühle. Plötzlich ist man weder ganz erwachsen noch ein kleines Kind. Einmal wünschen sich die meisten Eltern nur, ihren Nachwuchs möglichst gut zu beschützen. Ein Beispiel dafür: Das länger Weggehen: Es ist ja nicht so, dass die Eltern einem das Leben „versauen“ wollen; sie machen sich nur Sorgen. Ich persönlich glaube, dass Freiheit einem die Möglichkeit bietet, Grenzen auszutesten. Wenn man alleine wohnt, ist das eine neue Erfahrung. Mutti kommt nicht mehr her und wäscht die Wäsche, putzt, macht das Bett und kocht, wenn du einen stressigen Tag bei der Arbeit oder an der Uni hattest. Dafür übernimmst du Eigenverantwortung und bestimmst, wann du aufräumst, wann du heimkommst und wann du wieder gehst. Wenn dich dann deine Mutter nervt oder es dir eben gerade gar nicht passt, kannst du ihr das sagen, ohne dass es in einem Riesenkrach endet. Sprich mit deinen Eltern über die Modalitäten eurer Beziehung, z.B. so: >>Ihr dürft mich jederzeit besuchen, aber bitte gebt mir Bescheid, damit ich auch zu Hause bin.<< Oft klappt es ganz gut, wenn sich beide Seiten an ihre Regeln halten: So sehen eure Eltern, dass ihr erwachsen werdet und euch über euer Handeln im Klaren seid. Sie werden sich dann weniger Sorgen machen.

Interview
Reporterin: Wie sieht für dich Freiheit aus?
16-jährige Befragte: Freiheit ist für mich Regeln zu haben, aber trotzdem auch Meinungsfreiheit. Wo man zwar Vorschriften hat, aber ich trotzdem auf irgendeine Weise mein Ding machen kann.
30-jährige Befragte: Freiheit ist für mich: mein eigenes Leben in meiner Wohnung zu führen und mit meinem Auto überall hin zu fahren, wohin ich möchte. Freiheit ist für mich auch: über Themen nachzudenken und zu schreiben, die mich interessieren und Gespräche zu führen, die mich weiterbringen im Leben; Menschen kennenzulernen, mit denen ich Erfahrungen – egal ob gute oder schlechte -, teilen kann.

Reporterin: Wie sah deine Sicht auf Freiheit früher als Kind (6-9 Jahre) aus?
16-jährige Befragte: Wenn ich zum Spielen rausgehen durfte und ich spielen durfte, was ich wollte. Selbst wenn ich immer um 18:00 Uhr zu Hause sein musste, habe ich mich nicht eingesperrt gefühlt.
30-jährige Befragte: Dass ich zwar Verpflichtungen als Kind in der Familie hatte, aber auch immer raus durfte und meine Freunde im Dorf treffen konnte, um mit ihnen zu spielen.

Reporterin: Wie stehst du dazu, dass es immer mehr Freiheiten gibt und weniger Regeln befolgt werden?
16-jährige Befragte: Trotz allem sind Regeln meistens sinnvoll. Selbst wenn man Regeln hat, und sie nicht befolgt, haben die Eltern ein Druckmittel und können Konsequenzen daraus ziehen. Und irgendwann muss man die Regeln befolgen, man hat einfach keine andere Chance.
30-jährige Befragte: Das Problem ist doch, dass Kinder und Jugendliche heute meist sich selbst überlassen werden. Dass da niemand mehr ist, der sagt, was wie wo wann gemacht wird oder eben nicht!

Reporterin: Als du älter wurdest, wie hast du da über Freiheit gedacht? ( 10-15 Jahre)
16-jährige Befragte: Ehrlich gesagt habe ich mir darüber nie wirklich Gedanken gemacht. Doch ich denke, da man es nicht anders kennt, Vorschriften zu haben, kann man gut damit klarkommen.
30-jährige Befragte: Ich kam auf die weiterführende Realschule und das war schon aufregend damals: vom Dorf in die Stadt zu kommen, obwohl sie nicht sehr groß war. Aber es war doch ein Unterschied und man lernte viel mehr Menschen kennen und musste sich in die neue Klasse einfügen. Ich bemerkte, je älter man wird, desto größer wird der Radius der Freiheit.
Reporterin: Wie hat sich Deine Sichtweise auf das Thema Freiheit im letzten Jahr verändert?
16-jährige Befragte: Da ich 16 Jahre alt geworden bin, stehen mir natürlich viel mehr Türen offen, als mit 15; doch gleichzeitig bringt das älterwerden auch mehr Verantwortung mit sich. Ich habe genauso Vorschriften/Regeln wie mit 12 Jahren.

30-jährige Befragte: Letztes Jahr war ich mehrere Monate in der Klinik. Dort bekommt man schon einen anderen Eindruck vom Thema Freiheit. Am Abend um 20:30 Uhr wird die Türe abgeschlossen und erst wieder am Morgen um 6:00 h aufgemacht. Man hat Therapien, Gruppen, Arztgespräche und Küchendienst. Während der Zeit in der Klinik auf Station bei der Medikamenteneinstellung darf man kein Auto fahren.

Da geht natürlich viel Freiheit verloren. Und dann merkt man erst mal, wie schwer es eigentlich ist, „eingesperrt“ zu sein. Als ich wieder nach Hause gekommen bin nach fast sechs Monaten Klinik ist viel „Freiheit“ zurückgekommen in mein Leben. Und dieses Gefühl ist unbeschreiblich gut: ich bin wieder vollkommen frei und kann hin, wo ich will.

Reporterin: Denkst du dass Grenzen auch etwas mit Schutz zu tun haben?
16-jährige Befragte: Eltern sagen ja immer, dass sie es nur gut mit ihren Vorschriften und Einschränkungen meinen, weil sie uns nur “schützen möchten”. Ich bin mir sicher, dass es auch zur Kontrolle dient. Dasselbe gilt für den Staat, z.B. dass hochprozentiger Alkohol erst mit 18 Jahren konsumiert werden darf. Ob man sich an die Regeln hält oder nicht, ist einem ja trotzdem selbst überlassen. Irgendwie kommt man ja immer an das ran, was man will.
30-jährige Befragte: Also wenn ich daran denke, dass Kinder noch keinen Alkohol trinken dürfen und auch nicht die ganze Nacht wegbleiben dürfen ohne Erziehungsberechtigten, dann ja.
Reporterin: Was brauchst du, um dich frei zu fühlen?
16-jährige Befragte: Eine Busfahrkarte damit ich aus meinem kleinen Dorf mit schlechter Infrastruktur, in dem ich wohne, überhaupt wegkomme.
30-jährige Befragte: Liebe Menschen um mich herum, die mir gut tun.

Reporterin: Was rätst Du Deinen Freunden, wenn sie ein Problem mit den Regeln der Eltern haben?
16-jährige Befragte: Jeder hat mal Probleme mit seinen Eltern; doch ob es dann wirklich Probleme oder nur Kleinigkeiten sind, sei dahingestellt.
30-jährige Befragte: Ich glaube dafür bin ich zu alt. Um mich in die Beziehung meiner Freunde zu ihren Eltern einzumischen.

Reporterin: Glaubst du, dass Teenager oft zu viele Freiheiten haben?
16-jährige Befragte: Nein, auf keinen Fall.
30-jährige Befragte: Durch die Smartphones und immer zu jeder Tageszeit erreichbar und online zu sein, finde ich manchmal schon zu viel. Wenn die Teenies dann bis in die Nacht vor dem Handy hocken und kein Ende finden und das dann auch keiner kontrolliert, dann ist das fraglich.

Reporterin: Wie stellst Du Dir Freiheit vor, wenn du 18 bist?
16-jährige Befragte: Endlich selbst Auto fahren, nicht mehr von jemandem abhängig sein. Mit 18 kann man wirklich sagen, dass man frei ist. Man ist einfach an niemanden mehr gebunden!
30-jährige Befragte: Als ich 18 Jahre alt wurde, war für mich das größte Thema natürlich das „Autofahren“, da ich in einem Dorf aufgewachsen bin, wo man nur „raus“ kommt, wenn man mobil ist.

hellblau_punktJ.S.