»Fenster auf!« – 50 Jahre 2. Vatikanisches Konzil


 Heiligsprechung Papst Johannes XXIII

gruner_punktZum 50. Jubiläum des 2. Vatikanischen Konzils befassen sich auch einige wenige Beiträge mit der spirituellen, geistlichen Wirkung. Papst Johannes XXIII., der das Konzil damals einberief, hatte vor allem Hoffnung auf eine geistliche Erneuerung der katholischen Kirche. Von der Glaubens- und Kirchenkrise, wie wir sie heute erleben, war damals noch wenig zu spüren. Hatte er denn Vorsehungen, welchen er entgegentreten wollte? Immerhin wurde er nun von Papst Franziskus heilig gesprochen für seine Arbeit mit dem Heiligen Geist. Papst Johannes XXIII. strebte nach einem „neuen Pfingsten“. Möglicherweise spürte er die innere Erstarrung der Kirche, den Mangel an Lebendigkeit und Ausstrahlung, die mangelnde Kraft zu neuen Wegen und zu neuen Antworten auf die Fragen der Zeit. Es fehlte all das, was man mit dem Wirken des Heiligen Geistes in Verbindung bringen kann. Die Pfarrer predigten in Latein gegen den Hochaltar mit dem Rücken zur Kirchengemeinde. Kaum einer verstand die Lateinische Sprache, nicht einmal die Ministranten. Die Kirche war unbeweglich und in gewissem Sinn „geistlos“. Der Heilige Geist rief so wohl auch zum direkten Dienst am Menschen auf. Denn Dienst an den Menschen stiftet Sinn!
„Wer nicht dient, der dient zu nichts! Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ Markus-Evangelium 9,35.
Und die „geöffneten Fenster“, von denen der Papst auch sprach, sollten nicht nur den Wind der Zeit hereinlassen, sondern viel mehr noch den „Luftzug“ des Heiligen Geistes. Dieser Windstoß war dann doch so stark und heftig, dass mehr zum Vorschein kam als erwartet. Was lange zu verheimlichen versucht wurde, wurde offenbar.
„Es kommt die Zeit, da wird alles offenbar werden. Alles, was jetzt noch geheim ist, wird öffentlich bekannt gemacht werden.“ Lukas 8, 17
50 Jahre nach dem Konzil darf man fragen: Was ist aus seinen geistlichen Impulsen geworden? Es gab tatsächlich einen Umbruch vor dem verhinderten Einbruch. Wir haben ein neues Verständnis der Kirche, eine neue Liturgie, ein neues Verhältnis zur Welt, zur modernen Zeit, zu den anderen Konfessionen und Religionen gefunden. Doch ist der Geist, der in allen diesen Reformen steckt, schon genug verstanden worden?
Wir haben eine neue Sicht auf den Glauben entfaltet. Denn das Konzil sieht die Offenbarung als Selbstoffenbarung Gottes. Die Suche nach ganzheitlicher seelischer Heilung ist die markante Sehnsucht unserer Zeit. Gottes Liebe heilt von innen heraus. Man darf Zeit mit Gott verbringen, um die Welt mit seinen Augen zu sehen. In Einheit mit ihm sein. Einheit bedeutet auch, dass alle gleiche Rechte und gleiche Chancen haben.
Auch hier erkennen wir den Umbruch. Wir haben nun die Chance, die Bibel selbst in unserer Muttersprache zu lesen, sie mit anderen zu teilen. Dies war auch ein Ansinnen im 2. Vatikanischen Konzil. Sie sollte für Laien verständlich sein. Was ist ein Laie? „Laie“ kommt vom griechischen Wort „la`ós für „Volk“ – es ist also der Mann/die Frau aus dem Volk. Sehen wir die Bibel als Wort des Lebens? Ist sie Modell und Inspiration? Wozu all diese Erzählungen? Sind es nicht alte Geschichten aus einer Welt, die längst nicht mehr die unsrige ist? Das Leben der biblischen Gestalten sollte modellhaft gesehen werden: sie zeigen, wie Leben mit Gott und Hören auf seinen Ruf unter verschiedenen Umständen geht. Dabei verschweigt die Bibel die Schwächen und Fehler ihrer „Helden“ nicht. Sie zeichnet ein realistisches Bild menschlichen Suchens und Ringens. Gerade darum kann man sich in den Erzählungen wiederfinden.


Die Erzählungen stecken voller Leben. Darum können sie immer neu lebendig werden. Lehren, vor allem religiöse, sieht man als zeitlos gültig und unveränderlich an. Auf neue Situationen lassen sie sich darum oft nur schwer anwenden. Manchmal antworten sie auf Fragen, die so gar nicht mehr gestellt werden, und haben keine Antwort auf neue Fragen. In den Erzählungen aus der Bibel können wir uns täglich selbst finden und Parallelen ziehen.
Die „großen Geschichten“ der Bibel wirken schöpferisch: In ihnen kann man sein eigenes Leben, seine Fragen, die Herausforderungen einer Situation spiegeln und daran lernen, eigene Antworten zu finden – aus demselben Geist wie die biblischen Gestalten. Sie legen uns nicht fest; wir imitieren sie nicht. Aber sie inspirieren uns. Genau darum bleibt die Bibel unsterblich lebendig! Nicht eine Lehre über Gott, sondern das Leben mit Gott steht im Mittelpunkt.
Ein einziges Wort kann die Welt verändern! Man muss das Wort zu Wort kommen lassen! Das Wort Gottes. In sich hören und aufmerksam sein, denn es kann ein einziges Wort sein, das uns den Weg zeigt. Die Zeichen der Zeit erkennen und sein Handeln danach ausrichten. Drum macht das Fenster auf! Dies ist der geistliche Impuls zum Aufbruch aus dem 2. Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren.
gruner_punktDaniela S.

Quelle: „Fenster auf!“ Geistliche Impulse aus dem 2. Vatikanischen Konzil – Geistlicher Übungsweg zur Fastenzeit – Herausgeber: Erzbischöfliches Seelsorgeamt Freiburg/Br. – Geistliches Zentrum St. Peter 2014
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An dieser Stelle möchten wir uns noch recht herzlich beim Verein „Wir möchten´s möglich machen e.V.“ bedanken. Wir konnten mittels der finanziellen Unterstützung durch den Verein verschiedene spirituelle Fahrten mit der katholischen Kirche Meersburg im letzten Jahr unternehmen. So auch zur Engelweihe ins Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Wir nutzten diesen Anlass, um das selbstgemachte, gleichschenklige Kreuz unserer Ergotherapiegruppe, die damals noch von Dinah Albinus geleitet wurde, segnen zu lassen. Der Mönch, der an diesem Tag die Segnungen durchführte, war mehr als begeistert von diesem wunderschönen Exemplar, zumal es auch sehr schwer, aus Ton gefertigt und lasiert ist. Als wir ihm mitteilten, dass wir es im Speisesaal unserer Außenstelle ZD12 im Industriegebiet Nord aufhängen wollen, bekamen wir noch einen Extra-Segen. Vergelt´s Gott.

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