Die Großfamilie


  

orange_punktEine Großfamilie besteht aus einer größeren Gruppe über mehrere Generationen miteinander verwandter Personen. Familien mit mehr als drei Nachkommen nennt man Mehrkindfamilien.
Soziologisch gab es auch in unserer Vergangenheit Kleinfamilien und komplexere „gemischte Familien“ bzw. Stieffamilien schon häufig. Der angebliche Übergang von der Groß- zur Kleinfamilie ist daher unzutreffend. Was sich verändert ist die Tatsache, dass die Generationen nicht mehr zusammen leben und es einen Trend von der Mehrkindfamilie zur Kleinfamilie mit höchstens zwei Kindern gibt.

Bereits zwei Generationen können eine Großfamilie bilden, wenn z. B. verwandte Paare eine größere Anzahl Kinder erziehen. Dies können die Eltern mit ihren Kindern und Kindeskindern sein, sowie Onkel, Tanten oder andere Verwandte.
Die Familienmitglieder leben meist gemeinsam in einem Haus oder einer Siedlung. Sie bilden eine wirtschaftliche Einheit, die z. B. in einer gemeinsamen Landwirtschaft oder einem gemeinsamen Handwerk besteht.

In den Industrieländern spielen Großfamilien durchaus noch in allen Schichten eine Rolle, obgleich eine deutliche Anhäufung in der prozentual gering vertretenen Oberschicht und unter Personen ohne Schulabschluss festzustellen ist.
Dieses vermutete Phänomen ist einer soziologischen Analyse nicht leicht zugänglich, so dass Großfamilien als »verschwunden« erscheinen. Hingegen sind sie in armen Ländern stärker verbreitet. Das hat vor allem mit der dortigen Art der Familienplanung, der vorwiegend agrarischen Wirtschaftsstruktur und einem weitgehend fehlenden Sozialsystem zu tun, so dass Kinder die »Pensionsfürsorge der Eltern« sind.
In Gesellschaften, welche die Polygamie zulassen, könnten die Familienverbände nochmals deutlich größer ausfallen. So gilt als die größte Familie der Welt diejenige des Inders Ziona Chana, der im Jahre 2011 mit 39 Ehefrauen, 94 Kindern, 14 Schwiegertöchtern und 33 Enkelkindern zusammenlebte. Chana ist Führer einer christlichen Sekte.
Nach dem Mikrozensus 2005 leben in Deutschland noch ein Prozent nach dem klassischen Familienbild zusammen: Ein Haus mit Eltern, Kindern, Großvater und Großmutter, sowie in seltenen Fällen auch Urgroßeltern. Mikrozensus bedeutet: Das ist eine statistische Erhebung, bei der im Gegensatz zur Volkszählung nur nach bestimmten Zufallskriterien ausgewählte Haushalte beteiligt sind.
Die Anzahl der Haushalte wird so gewählt, dass die Repräsentativität der Ergebnisse statistisch gesichert ist. Dazu gibt es umfassende Volkszählungen.

Fotolia_64914201_M©-lunaundmo---Fotolia

 

Zum »Verschwinden« der kinderreichen Familien trug in den Industrieländern vor allem die Familienplanung durch die Anti-Baby-Pille seit den 1970er Jahren bei.
Dies ist dort in der Bevölkerungsstatistik klar durch den Pillenknick genannten Einschnitt in der Geburtenkurve sichtbar. In weniger entwickelten Gesellschaften sind Großfamilien zum Überleben der meisten Mitglieder unerlässlich, weil Frauen/Mütter bei der Geburt eines Kindes sterben können.

Bis zum 20. Jahrhundert war die Mütter- und Kindersterblichkeit sehr hoch. Beispielsweise starben 1832-1835 in Bayern von 1.000 Lebendgeborenen 302 Kinder noch im ersten Lebensjahr, und in den Jahren 1901-1905 immerhin noch 240 Kinder. Dadurch waren die Familien höchstens doppelt so groß wie heute. Das Heiratsalter liegt heute bei Männern und Frauen bei ca. 28 Jahren, dies ist ähnlich wie vor 100 Jahren.

Ein weiterer Aspekt ist der Bevölkerungsanteil, für den eine Heirat kaum möglich war. So war es etwa Handwerksgesellen oft verboten zu heiraten, bevor eine Meisterstelle frei wurde. Es lebten und arbeiteten in vielen der früheren Haushalte familienfremde Personen, was die Struktur der »Großfamilien« schwer überschaubar macht.

hellblau_punkt
K.M.