Der Provokateur – Peter Lenk


Der Provokateur – der keiner ist 
Zu den künstlerischen Arbeiten von Peter Lenk

Peter Lenk (geb. 1947 in Nürnberg) lebt und arbeitet in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee. Er zählt heute zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern.

Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Stuttgart ist er zunächst als Lehrer tätig. Doch diesen Beruf hängt er bald an den sprichwörtliche Nagel, um sich der freien künstlerischen Tätigkeit zu widmen. Nach den ersten Figuren aus Ton entdeckte Peter Lenk das Material Steinguss. Eine nach seinem „Rezept“zusammengestellte Mischung aus unterschiedlichen Quarzmehlen, Beton und Erzen bildet die Basis für die geheimnisvoll wirkende graue Farbe seiner Darstellungen. Diese Mischung wird mit Wasser angerührt und in die von Peter Lenk gefertigten Negativformen gegossen. Nicht selten kommt es dabei vor, dass aufgrund der Skulpturengröße mehrteilig gearbeitet werden muss. Bei solchen Werken ist eine besonders exakte Arbeitsweise notwendig. Denn das Zusammensetzen ist ein komplizierter Prozess, der viel Genauigkeit beim Arbeiten voraussetzt. Zum Stabilisieren verwendet der Künstler in die Gussform eingelassene Baustahlträger. Eine passgenaue Bohrung ermöglicht das „Zusammenstecken“ der Skulptur. Als „Kleber“ kommt wiederum flüssiger Steinguss zum Einsatz. Die Montage erfolgt stets „in situ“ – vor Ort in Gegenwart des Künstlers, der stets mitarbeitet und all sein handwerkliches Geschick einsetzt, gleichwohl auch mit einem künstlerisch wachsamen Blick das entstehende Werk betrachtend. Die Arbeiten von Peter Lenk sind zwischenzeitlich in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Berlin sowie Baden-Württemberg zu sehen. Zu den Eröffnungen kommen stets mehrere hundert Personen. Der Künstler liebt es, Prominente aus Politik, Gesellschaft sowie der Wirtschaft mit surrealistisch wirkenden Gesten sowie Körperhaltungen abzubilden und ihnen somit einen Spiegel vorzuhalten. Es liegt nahe, dass der Künstler dabei versucht, den Zeitgeist aufzugreifen, indem er aktuelle Themen, Situationen, Nachrichten oder historische Begebenheiten als Titel für seine Kunstwerke verwendet: z.B.„Der Reiter über den Bodensee“, „Imperia“, „Ehrenwortbube“, „Napoleon“ oder „Global Players“ um nur einige wenige zu nennen. Manchmal erscheinen die Dargestellten und Gescholtenen auch persönlich, um ihr „Ebenbild“ zu bestaunen oder es vielmehr zu kritisieren. An einen solchen Eröffnungsrummel hat sich Peter Lenk gewöhnt. Er lehnt es aber stets ab, dabei selbst offiziell in Erscheinung zu treten. Peter Lenk mischt sich derweil lieber unter das Publikum. Dabei greift er Stimmungen und Meinungen auf, welche sich in seinen Büchern und Publikationen zu den einzelnen Skulpturen wieder finden. Besonders in seiner Wahlheimat, dem Bodenseeraum, kommt es zu einer buchstäblichen Verdichtung der Lenk´schen Skulpturen. Teilweise geht das sogar soweit, dass alljährlich über den Sommer hinweg von „Lenktourismus“ die Rede sein kann, denn in der Urlaubsre-gion Bodensee erkundigen sich viele Urlauber nach den Standorten der Skulpturen und natürlich auch nach dem öffentlich zugänglichen Garten des Künstlers. Der Bildhauer Peter Lenk ist ein Künstler, der durch das Publikum und vor allem durch die Medien zum Provokateur gemacht wird. Er selbst sieht sich jedoch viel lieber in der Rolle eines modernen Till Eulenspiegels, der mit Schalk im Nacken den Menschen diverse Kunststreiche spielt.  Besonders gerne den Menschen, welche sich nicht nach den Arbeiten erkundigen, sondern zunächst nach dem Namen Peter Lenk fragen; da ist er schon mal, vor seinem Haus sitzend, in die Rolle des Hausmeisters, des Gärtners oder eines Handwerkers  „geschlüpft“ und hat die enttäuschten Gesichter von dannen ziehen lassen. Getreu nach dem Motto:  „Ein Schelm ist, wer Übles dabei denkt“. Über die Skulpturen von Peter Lenk gibt es eine große Auswahl an Büchern und Werkbeschreibungen. Diese sind im Buchhandel erhältlich.

AP

Quelle Südkurier: Texte zu Peter Lenk 2008/2009
Literaturnachweis
  • Peter Lenk: Skulpturen, Bilder, Briefe, Kommentare, Stadler 2008, ISBN 978-3-7977-0516-7
  • Peter Lenk, Helmut Weidhase: Imperia, Stadler,ISBN 978-3-7977-0374-3
  • Helmut Weidhase: Der Konstanzer Triumphbogen, Stadler, ISBN 978-3-7977-0296-8
  • Peter Lenk, Helmut Weidhase: Magische Säule Meersburg, Stadler, ISBN 978-3-7977-0540-2
  • Peter Lenk, Helmut Weidhase, Guido Kasper: Heinrich – Gründer Schwerins,Stadler, ISBN 978-3-7977-0334-7