Persönliche Erfahrungen
Als ich das erste Mal einer Manie zum Opfer fiel, war es so heftig, dass ich mich nur noch bruchstückhaft daran erinnern kann, was mir damals widerfahren ist. Es fing ganz harmlos an. Ich fühlte mich Energie geladen und fitter als sonst, war aber auch aggressiver und getriebener.
Anstatt viel zu denken und mich in meinen Gedanken zu verlieren, handelte ich, ohne groß zu denken. Ich tat alles, was ich tat aus dem Bauch heraus. Das Erste, was mir einfiel, wurde in die Tat umgesetzt. Die Konsequenzen waren egal. So beschloss ich, in dieser Phase Dinge zu tun, die ich sonst nie tun würde. Ich schloss zusätzlich Verträge ab, weil ich zu dieser Zeit der Überzeugung war, dass diese dringend notwendig wären. Ich verkaufte meinen Körper, weil mein Selbstvertrauen so groß war, dass ich dachte ich müsse aus mir Kapital schlagen. Meine Artikulationsweise veränderte sich vom normalen Sprachgebrauch hin zum Prophetenlatein. Ich war durch und durch der felsenfesten Überzeugung, ich sei ein Gesandter einer Gottheit, die ich selbst erschaffen habe.
Als ich mich dann in die Psychiatrie eingewiesen habe, ging es weiter. Die Erinnerungslücken wurden größer und ich war nicht mehr Herr über mich selbst. Ich erinnere mich nur noch, dass ich um meinen Fernseher gebeten habe, als mir dieser verwehrt wurde, rauchte ich aus Protest im Korridor und auf meinem Zimmer eine Zigarette. Daraufhin wollten mich die Pfleger fixieren. Als ich das nicht mit mir machen lassen wollte, riefen sie die Polizei, die mich letztendlich – mit insgesamt 12 Mann – zu Boden ringen konnten.
Nach diesem Vorfall wurde ich verlegt ins ZFP Weisenau. Dort wurde ich weiterhin ruhig gestellt und man hat angefangen, mir Lithiumcarbonat zur Stabilisierung zu geben. Bis kurz vor meiner Entlassung war ich von so einer Getriebenheit befangen, dass ich nicht ruhig sitzen oder stehen konnte. Ständig musste ich in Bewegung bleiben. Doch die Zeit verging und ich wurde ruhiger. Noch heute nehme ich meine Medikamente und muss sie mein Leben lang einnehmen. Wenn ich dadurch diese Höllenfahrt stoppen kann, bin ich gerne bereit, diesen Preis zu bezahlen. Diese manische Episode war schlimmer als jede depressive Phase, die ich bislang durchleben musste. Leider waren es einige.
Als die Manie abklang, rutschte ich zwangsläufig in eine schwere Depressive Phase, die sich dadurch äußerte, dass ich mehr als 14 Stunden am Tag schlief und mich nicht aus dem Haus begab. In dieser Zeit hab ich viele Stunden am PC verbracht, um Spiele zu spielen. Ich hab mich dadurch abgelenkt von dem, was war, und dem, was noch vor mir lag, weil ich mich zu dieser Zeit nicht annähernd in der Lage sah, irgendwas an meinem Dasein zu ändern. Nach drei Monaten exzessiven Zockens fing ich an, wacher zu werden. Ich ging wieder ins GpZ zum Arbeiten. Dort stellte ich einen Antrag auf berufliche Rehabilitation. Dieser wurde jedoch abgelehnt, weil ich erst eine medizinische Rehabilitation machen sollte. Diese führte ich in der Tagesklinik in Friedrichshafen durch. Dort stabilisierte ich mich und konnte sogar neue Perspektiven für mich entdecken. Gerade bin ich dabei, diese zu verwirklichen.
Zum Abschluss kann ich nur sagen, jeder der diese Krankheit hat, kann lernen damit umzugehen, er darf sich nur nicht durch sich selbst daran hindern, es zu tun!
Boon
Quellen: www.wikipedia.de; www.nasa.gov; http://mitleichtigkeit.bplaced.net/wordpress/manisch-depressiv-bipolare-storung/