im Kunsthaus Bregenz vom 16.07.2011 bis 16.10.2011
„Kreativität ist die Fähigkeit, die Vergangenheit abzulehnen, den Status Quo zu verändern und nach neuen Potenzialen zu suchen.“
(Zitat: Ai Weiwei im Ausstellungskatalog „so sorry“ München)
Der wohl bekannteste chinesische Künstler der Gegenwart, Ai Weiwei (geb. 1957) stellt seine Werke im Kunsthaus Bregenz aus. Anders als bei vorhergehenden Ausstellungen, z.B. „So Sorry“ im Haus der Kunst in München oder „Sonnenblumensamen“ in der Tate Modern in London, bei denen Objekt und Performance im Vordergrund standen, wird im Kunsthaus Bregenz die Architektur im Zentrum stehen. Neben Kunst studierte Ai Weiwei dieses Fachgebiet. Als solcher arbeitet er eng mit dem bekannten Schweizer Architektenduo Jacques Herzog & Pierre de Meuron zusammen, besonders wenn es darum geht, in China Großprojekte zu realisieren. Unter anderem das „Vogelnest“, wie das Olympiastadion in Beijing (Peking) genannt wird. Ai Weiwei war „Verbindungsarchitekt“ vor Ort.
Sein bisher größtes Projekt trägt den Namen „Ordos 100“, ein Wohngebiet welches in der mongolischen Wüste entstehen soll. Rund 500 km westlich von Peking entsteht eine neue anspruchsvolle Metropole für Millionen von Menschen. Herzog & de Meuron engagieren sich auch an diesem Vorhaben. Einer internationalen Ausschreibung zu Folge suchten sie 100 Architekten aus, welche sich, neben zahlreichen Studentinnen und Studenten, mit ihren Vorschlägen an „Ordos 100“ beteiligen. Dieses Mammutvorhaben wird eine zentrale Rolle bei der Ausstellung in Bregenz spielen. Ai Weiwei überkommt ein herzliches Lachen, wenn er die Jurten ähnlichen Modelle der Bauten sieht, welche seine europäischen Kollegen immer wieder auf ein Neues vorstellen. Sind doch in unserer modernen Welt nicht mehr die Bewohner der inneren Mongolei die Nomaden, vielmehr sind es die Architekten welche auf der Suche nach Aufträgen und reizvollen Aufgaben umherziehen, so der Künstler in einem Statement.
Es könnte auch sein, dass damit alle künstlerisch tätigen Menschen gemeint sind, denn er selbst erfährt in China gleichwohl seines hohen Bekanntheitsgrades nicht viel Positives: Hausarrest, Ausstellungs- und Redeverbot, bis hin zu Prügel durch die Polizei. Für Ai Weiwei sind Ausstellungen im freiheitlich geprägten Westen der Schutzschirm unter dem sich freigeistiges Denken und Handeln nach allen Richtungen entwickelt; in der Kunst, in der Architektur sowie in der Politik. Immer wieder äußert sich Ai Weiwei kritisch über die zunehmenden Repressalien des chinesischen Staates gegenüber den in China lebenden Intellektuellen und Künstlern. Zudem setzt er sich für die Achtung sowie Einhaltung der Menschenrechte ein. Zu diesem Zweck leitet er mehrere Blogs im Internet. Ob der Künstler nach Bregenz zur Eröffnung seiner Ausstellung kommen kann ist noch offen, da er in China verhaftet worden und sein Aufenthaltsort unbekannt ist. Ihm werden „Wirtschaftsverbrechen“ vorgeworfen. Diese angeblichen „Vorwürfe und Vergehen“ dürften eng im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten in Berlin stehen. Er möchte dort ein 4800 qm großes Atelier eröffnen. Von der Bundeshauptstadt aus will er seine westlichen Ausstellungen vorbereiten und koordinieren sowie weitere Blogs im Internet führen.
AP
Textquelle:
http://www.arte.tv/de/kunst-musik/2105206.html
„Die Welt“
artflash 02/09 / Katalog „so sorry“ / Buch AI WEIWEI Karen Smith, Hans Ulrich Obrist und Bernard Fibicher