Aufgabe Leben


Unser neues Thema „Inspiration – Was bringt mich weiter?“ hat mich gleich angesprochen. Ich habe in den letzten Monaten und Jahren viel mit mir selbst gekämpft und sehr viel dazu gelernt. Meine eindrücklichste Erfahrung ist, dass ich stets an meinem Ziel dranbleiben muss, wenn ich wirklich etwas in mir verändern möchte, jeder Augenblick zählt. Mein Ziel ist es, mich wieder konzentrieren zu können und mich möglichst gut zu fühlen. Das bedeutet für mich einerseits, meine Umgebung wahrnehmen zu können und auch in mir selbst „still“ werden zu können –  zumindest einigermaßen. Andererseits möchte ich sozial immer mehr dazulernen. Durch meine Krankheit war ich stets im „Gedanken-Strudel“, konnte nicht abschalten, hatte dauernd abwertende Gedanken gegen mich selbst und gegen andere, konnte auch nur sehr schlecht einschlafen. Das war richtig quälend. Meine Veränderung habe ich als recht schmerzlich empfunden. Kämpfen, kämpfen und nochmals kämpfen und stets Misserfolge, da es lange fast gar nicht klappte und danach immer und immer noch zu verbessern war. Ich musste sehr viel Disziplin aufbringen und Härte ertragen. Dafür habe ich im GpZ Freunde gefunden. Ich wurde stärker, ein wenig gesünder und habe gelernt, auch mal locker, gelassen und entspannt zu sein. Dazu  habe ich jetzt schon mehr Gefühl für mich selbst und für andere. Von alleine wäre ich diesen Weg niemals gegangen. Doch durch meinen innigen Wunsch, einmal Kinder zu haben und Erzieherin zu werden, musste ich von meinen

Praxislehrerinnen erfahren, welch riesige Probleme und Defizite ich habe. Das führte mich zu einem Therapeuten. Schon begann der Weg. Ich musste zwar erkennen, dass ich aufgrund meiner Lebensgeschichte niemals im Stande sein werde, Kinder gut zu erziehen, aber dafür gewann ich vieles für mich selbst. Im Leben gibt es so viel zu  lernen, Regeln und Nuancen zu verstehen. Als ich nach einigem Misserfolg und Arbeitslosigkeit ins GpZ kam, ging es erst so richtig los. Durch meine AnleiterInnen und KollegenInnen lernte ich Tag für Tag dazu. Und ich weiß nun, Kinder zu haben, bedeutet sehr viel Arbeit, Provokation und Sorgen, sodass ich tatsächlich erleichtert bin, im GpZ bleiben zu können. Das Leben zu bewältigen, ist eine Aufgabe, für jeden ein wenig anders. Zeitweise glücklich zu sein ist ein Geschenk, aber nicht der Sinn des Lebens. Und, man sollte vor dieser Aufgabe nicht einfach fliehen. Dazu gehört, dass ich mich mit meiner Lebensgeschichte auseinandersetzen und versöhnen muss Und, die Menschen, mit denen ich in Kontakt bin oder war, mehr und mehr verstehen zu lernen. Durch Umdenken und gute Gespräche über „Inneres Erleben“ mit Fachleuten und Gleichgesinnten kann ich lernen, mir selbst und anderen gegenüber positiver eingestellt zu sein. Auf sich zu achten und sich nicht zu überfordern ist dabei ein ganz wichtiger Baustein. Sicherheit zu spüren und zu erlangen ist ein sehr wichtiger Aspekt. Den Zweifel sich selbst gegenüber auszuräumen und positive Erfahrungen helfen sehr, auch gegen das Grübeln.

©Alexander Dreher/ PIXELIO

Einfach leben, ohne Sorgen, mich auch über kleine Dinge freuen  und Respekt einfordern zu können für den schwierigen Weg, den ich zu gehen habe, macht alles leichter. Ich bin gut wie ich bin! Jeder ist gleich viel wert. Es hängt nicht von Leistung ab. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich aus dem „inneren Nebel“ meines „Gedankenstrudels“ herauskommen kann durch Zuhören, intensives Wahrnehmen der Umgebung und durch Aktiv-Sein oder Sprechen. Bewusstes „Luftholen“ und Gefühle ´rauszulassen z.B. durch Sprechen, Stöhnen, Schreiben oder Schlagen auf Gegenstände kann sehr befreiend sein. Ein besonders wichtiger Punkt ist für mich, dass ich mich mittlerweile wehren kann, ohne andere zu verletzen oder Streit hervorzurufen. Dazu habe ich mir verschiedene Strategien angeeignet: Bei einem Gespräch sage ich zuerst etwas Positives. Dadurch gewinne ich mein Gegenüber. Wenn ich jemanden verletzt habe, muss ich das genau an dem Punkt durch gute Worte auflösen. Im Gespräch und im Verhalten hilft es oft, mein Gegenüber zu spiegeln, z.B. in dem ich den Tonfall übernehme oder das von ihm oder ihr Gesagte wiederhole oder es in eigene Worte fasse. Oder eben genau das tue, was er oder sie getan hat. Wenn ich mich durch eine andere Person verletzt fühle, kann es sehr hilfreich sein, dies auch so zu äußern und meine Gefühle zu erklären. Dadurch kann der andere sein eigenes Verhalten überdenken, wir können auf eine gemeinsame Basis gelangen und uns besser verstehen. Wichtig ist auch, den anderen hinterher wieder aufzubauen bzw. etwas für ihn zu tun.

Ich bin froh, dass ich bereits so viel erreicht habe! Natürlich weiß ich, dass ich auch noch viel zu lernen habe. So ist nun mal das Leben. Ab und an kann ich es auch so richtig genießen. Ich danke allen von Herzen, die mir auf meinem Weg geholfen haben und noch helfen! Und ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, dass sie selbst Erfahrungen sammeln und lernen, was ihnen gut tut und was sie, in kleinen Schritten, weiterbringt!

WA