eine Theateraufführung der „Siebenzwerge“ im ZP Reichenau
Die Schauspieler von den Sieben Zwergen sind junge Menschen. „Sieben Zwerge“ ist eine Fachklinik für Drogenkrankheiten,
ein sozialtherapeutisches Jugenddorf in Oberstenweiler bei Neufrach. Dort wird jungen Menschen geholfen von den Drogen loszukommen und ohne Drogen zu leben. Sieben Zwerge – http://www.siebenzwerge.info/über-uns/
Wir waren im Zentrum für Psychiatrie, Reichenau, im Festsaal und haben das Theaterstück Aria da Capo gesehen.
Nachstehend zwei Meinungen über das Gesehene.
I.
Ein Stück in dem es um Mauern – symbolische (dargestellt durch eine Toilettenpapiermauer) und Mauern in unseren Köpfen geht.
Diese Mauern werden von 5 Schauspielern nämlich einem Paar: Columbina und Pierrot; zwei befreundeten Schäfern: Corydon und Thyrsis; und einem ‚Regisseur‘, dargestellt.
Das gelangweilte Paar, sitzend an einem reichhaltig gedeckten Tisch, verkörpert den Wohlstand und ihren Überfluss. Columbina kann ohne Champagnertrüffel, Artischocken und Kaviar nicht leben und weiß nicht, was Pilze sind bzw. wie diese schmecken. Für Pierrot ist Wein, Liebe und den „Kopf verlieren“ wichtig und er verkörpert deutlich die weltfremde Jugend mit ihrem Wohlstand. Beide leben in ihrer eigenen Welt ohne den Blick nach außen.
Die beiden befreundeten Schäfer Corydon und Thyrsis singen und trinken anfänglich zusammen. Sie sind zufrieden und genießen das Leben.
Dann greift der Regisseur ein mit seiner Manipulation und Verführung und plötzlich gibt es eine Mauer aus Toi-lettenpapier, die bald zu einer unüberbrückbaren wird. Aus UNSEREN Schafen werden plötzlich MEINE Schafe!! Aus UNSERER Seite (der Mauer) wird plötzlich MEINE Seite. Es heißt nicht mehr UNSER Wasser und UNSERE Steine sondern MEIN Wasser und MEINE Steine. Es gibt keine Gemeinsamkeiten mehr, sondern nur noch Meins und Deins!!! Der anfängliche Spaß wird zum tödlichen Ernst.
Zum Schluss versinken Columbina und Pierrot wieder in ihrer eigenen Welt mit Champagnertrüffel, Artischocken und Kaviar, Wein und Liebe.
Die Mauern bestehen weiter und kein Ereignis, mag es noch so schlimm sein, bringt sie zum einstürzen!!!!
ML
II.
Es ist „ein politisches Stück, denn es handelt von einer Mauer, die zunächst in der Phantasie der Menschen erbaut wird, bevor sie als wirkliche Mauer von Egoismus und Neid zwischen ihnen steht.“ (www.schwaebische.de)
Es zeigt, dass die Menschen immer wieder versuchen, Mauern aufzubauen, wo keine hingehören. Meine Schafe, Deine Schafe. Meine Seite, Deine Seite und immer diese scheinbar unüberwindbare Mauer dazwischen! Der eine findet Perlen und Edelsteine und will auf einmal kein Wasser mehr. Er denkt, die Steine retten alles. Und der andere geht leer aus. Zum Schluss bringen sie sich gegenseitig um.
Gut inszeniert. Es kommt dann ein ganz schwarz geschminkter Regisseur ins Spiel. Es sieht so aus, als würde er das Stück kontrollieren. Doch die Schauspieler kontrollieren sich selbst. Es ist auch der Unterschied zwischen reich und arm, der dieses Stück beherrscht. Die Dame in dem Stück, Columbina, weiß nicht mal, was „Pilze“ sind, da sie sich nur von Artischockenherzen und Kaviar ernährt.
Es ist eine Groteske, das merkt man schon bei den ersten Worten, die die Schauspieler von sich geben, wie sie sich darstellen und zeigen. Was ist eine Groteske? Wikipedia beschreibt es so: Das Groteske (von ital.: „grottesco“ zu „grotta“, „Grotte“) bezeichnet das Seltsam-fantastische, Hässliche oder Bizarre. Groteske als Kunstform ist eine willkürlich verzerrte, übersteigerte Darstellung, die lächerlich, absurd oder schaurig wirkt. Schaurig wird es auch zum Schluss, wenn Columbina und Pierrot ihren Text wieder aufsagen und das Spiel vom Anfang noch mal wiederholen, während Thyrsis und Corydon (die zwei Schäfer) tot unterm Tisch liegen.
Das Ende des Stücks war viel zu schnell da. Man dachte, da muss doch noch was kommen… Aber dann haben auch alle schon geklatscht, als sich die Schauspieler vorne in einer Reihe verbeugten.
carina s