ANDRÉ CHÉNIER – Spiel auf dem See 2011/2012


André Chénier ist wohl das bekannteste Bühnenwerk des italienischen Komponisten Umberto Giodarno (1867 – 1948). Das Leben des französischen Dichters André Chénier steht im Mittelpunkt dieser Oper. Somit handelt es sich um eine vertonte Lebenswahrheit,

welche in der Saison 2011/2012 auf der Seebühne Bregenz als „Spiel auf dem See“ zur Aufführung gelangt. André Chénier (1762-1794) stammt aus einem bürgerlich-adeligen Hause. Die Herkunft macht ihn früh zu einem der Lieblinge innerhalb französischer Herrschaftskreise. Neben seiner guten Erziehung und Umgangsformen sind es vor allem seine Gedichte mit welchen er schnell das bürgerliche sowie adelige Publikum begeistert und in seinen Bann zu ziehen versteht. Er schreibt Bucoliques (Hirtengedichte), Oden (Gedichte voller Erhabenheit und Feierlichkeit), Èpigrammes (kleinere Aufschriften), Poémes (Lyrik als mehrteiliger Zyklus), sowie Hymnes (Lobesgesänge, Preislieder). Besonders große gesellschaftliche Aufmerksamkeit erregt André Chénier jedoch mit seinen Èlégies (Klageliedern), welche von seiner schwärmerischen Liebe zu einer gewissen „Camille“ (hinter der sich die verheiratete Michelle de Bonneuil verbirgt) geprägt sind.  
Im April 1790 lässt er sich in Paris nieder.  Eine Stadt, in der sich seit anderthalb Jahren die politischen Ereignisse überschlagen. Dort macht sich André Chénier einen Namen als Versammlungsredner, indem er mit Pamphleten und aggressiven Versen die radikalen Revolutionäre, „die Jakobiner“, attackiert. Im Jahr 1794 wird er während eines Besuchs bei Freunden als unbekannter Verdächtiger verhaftet und nach seiner Identifizierung eingekerkert. Nach einer Verhandlung ist er zum Tode verurteilt. Auf seine Hinrichtung wartend schreibt André Chénier Gedichte, welche er mit seiner Schmutzwäsche zusammen aus dem Gefängnis schmuggeln kann. Diese gelangen auf diesem Wege in die Hände seiner Familie. Am 25. Juli 1794 wird André Chénier im Alter von 31 Jahren guillotiniert, zwei Tage vor Ende der Schreckensherrschaft von Maximilian de Robespierre.  Dieser dramatische Stoff wird 1896 von Umberto Giordano als italienische Oper vertont und unter dem Titel „Andrea Chénier“ umgesetzt. 

Das Libretto (Buch) verfasst Luigi Illica (er ist später mehrfach für Giacomo Puccini als Librettist tätig). Die politischen Ereignisse während der französischen Revolution sowie das Leben von André Chénier changieren inhaltlich zwischen der biografischen Wahrheit und einer bewusst in Szene gesetzten Fiktion. Das Bühnenwerk umfasst vier Akte.

Der erste Akt spielt auf dem Land in- mitten der Adelsgesellschaft im Haus der Gräfin Coigny. Andrea Chénier ist gegen den dekadenten Lebensstil des Adels eingestellt, nimmt aber dennoch an dieser Gesellschaft teil. Die junge Grafentochter Madeleine bringt den Dichter dazu, einige seiner Verse zu rezitieren. Andrea Chénier nutzt die Gelegenheit und sucht für seinen Auftritt Verse aus, in denen die harsche Kritik am Adel und dessen Lebensstil besonders intensiv herausgestellt wird. Madeleine empfindet genauso. Sie verteidigt die Ansicht des Dichters. Charles Gérard (der Sohn des Gärtners) ist bereits von der revolutionären Idee überzeugt, zugleich auch Gegenspieler von Andrea Chénier – um die Gunst von Madeleine buhlend, sprengt er mit einigen hungrigen Freunden die Szenerie, wird zurückgedrängt und aus dem Dienst am Adelshaus entlassen.

Im zweiten Akt befindet sich Andrea Chénier in Paris. Er ist von Revolutionsspionieren umgeben und wird von ihnen beobachtet. Seine adels-kritischen Werke machen ihn zu einem gefeierten Mann der Revolution.
Doch seine Kontakte und Beziehungen zum Adel lassen ihn in einem zwielichtigen Licht erscheinen. Er steht verstärkt im Verdacht nicht voll hinter der revolutionären Idee zu stehen. Es kommt zwischen Andrea Chénier und einer unbekannten Schönheit zu einer beobachteten Liebesszene. Die Dame wird als Madeleine identifiziert. Ein Spitzel unterrichtet Charlés Gérard (mittlerweile zum Revolutionssekretär aufgestiegen) von dieser Liebschaft. Sein bester Freund Roucher rät André Chénier zur Flucht, doch dieser bleibt, aus Liebe. Es kommt zum Duell zwischen Andrea Chénier und Charlés Gérard. Der Letztgenannte bricht dabei schwer verletzt zusammen.

Im dritten Akt ist der Verletzte wieder genesen. Er hat Andrea Chénier verhaften und vor Gericht stellen lassen. Während des Prozesses im Sitzungssaal des Revolutionstribunals taucht Madeleine auf, um ihren Geliebten zu retten. Auch die Gefühle von Charlés Gérard erwachen wieder. Der Preis für die Rettung von Andrea Chénier ist die Liebe. Madeleine willigt ein, Charlés Gérard zu ehelichen. Sie hält eine flammende Rede um Andrea Chénier zu retten. Diese „Opferbereitschaft“ lässt auch eine Veränderung zur Einstellung zwischen Charlés Gérard und Andrea Chénier zu.  All dies kann das Todesurteil letztlich aber nicht mehr verhindern.

Im vierten Akt verbringt André Chénier die letzten Stunden seines Lebens im Gefängnis von St. Lazarre. Er trägt seinem Freund Roucher seine letzten Verse vor. Madeleine fasst zwischenzeitlich den Entschluss, gemeinsam mit dem Mann, den sie liebt, zu sterben. Sie besticht den Gefängniswärter und besteigt anstelle einer verurteilten Delinquentin den Karren, mit dem Andrea Chénier zum Schafott gebracht wird. Die beiden sind glücklich, gemeinsam in den Tod gehen zu können. Charlés Gérard versucht verzweifelt eine Begnadigung zu erwirken. Hierfür ist es aber zu spät. Madeleine und Andrea Chénier sind bereits im Tode vereint.

Gleichwohl des Bekanntheitsgrades dieser Oper wird sie nicht allzu oft gespielt. Wie bei Aida findet auch bei André Chénier ein Wechsel zwischen flotten Märschen (u. a. der Marcellaise) und tragenden Arien statt.
Am bekanntesten ist wohl die Arie „La Mamma Morta“ – gesungen von Maria Callas, ist diese Bestandteil der Filmmusik zu “Philadelphia”.
Alle Aufführungen finden in italienischer Sprache statt. Die Kartenpreise liegen zwischen 28,00 und  288,00 €.
Weitere Informationen:
www.bregenzerfestspiele.com

AP

Textquelle: Festspielhaus Bregenz

Bregenz Seebühne „Spiel auf dem See“ Premiere am 20. Juli 2011 um 20.30 Uhr.
Weitere Aufführungen im Juli:
22., 23., 24., 26., 27., 29., 30. und 31. Beginn jeweils um 21.15 Uhr
Aufführungen im August:
2., 4., 5., 6., 7., 9., 11., 12., 13., 14., 17., 18., 19., 20. und 21. jeweils um 21.00 Uhr.