Erzählzeit ohne Grenzen Motto:


„DAS LEBEN DER ANDEREN“

In Singen /Hohentwiel (D) und Schaffhausen (CH) vom 08.03. – 14.03. 2010
Zwei Städte, zwei Länder, präsentierten Schriftsteller beider Staaten.
Ziel dieser Veranstaltung war es, dass die Schweizer Autoren in Deutschland ihre Bücher vorstellten und die deutschen Schriftsteller in der Schweiz. Somit  bestand für das an der Literatur interessierte Publikum die

Möglichkeit, mehr über die neunundzwanzig Autoren diesseits und jenseits der Grenze in Erfahrung zu bringen. Eröffnet wurde dieser bunte Lesereigen durch ein Gespräch zwischen den beiden wohl bekanntesten lebenden Schriftstellern der Moderne, im alemannischen Sprachraum: Adolf Muschg (Schweiz) und Martin Walser (Deutschland).Schwerpunkt dieses von Sigmund Kopitzki (Südkurier Konstanz) moderierten Dialogs war der Umgang und das Verhältnis zur Mundart, sowie deren Bedeutung in der Gegenwart.

Zu den bekanntesten Werken von Martin Walser zählen: „Das fliehende Pferd“, eine Novelle; der in China mit dem Staatspreis für Literatur ausgezeichnete Roman „Der liebende Mann“, die aktuell viel besprochene Novelle: „Mein Jenseits“ und die „Tagebücher 1974-1978.“ Von Adolf Muschg ist der Roman „Kinderhochzeit“, „Das gefangene Lächeln“, „Der Rote Ritter – Eine Geschichte von Parzivâl“, „Wenn es ein Glück“ ist Liebesgeschichten aus vier Jahrzehnten lesenswert.

Im Rahmen der Erzählzeit fand auch eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Was kann ein Literaturfestival leisten?“ statt. Das Publikum wurde in die Diskussion einbezogen. Inhaltlich ging es um die betriebswirtschaftlichen und finanziellen Zusammenhänge zwischen Sponsoring, Autoren und Verlegern bei Literaturveranstaltungen.
Die Diskussion wurde im Laufe des Abends auf Theater und bildende Kunst ausgeweitet.

Die Autorin Katharina Tanner, stellte ihren Debütroman „Da geht sie“ vor. Die Lesung fand im Schlosskeller / Gailingen statt. Zudem sprang die Autorin spontan für eine erkrankte Kollegin ein, so dass die Möglichkeit bestand „Da geht sie“ noch einmal in Singen zu hören. In diesem Buch geht es um das Leben der Schauspielerin und allein erziehenden Mutter, Lisette Winkelmann. Die Zerrissenheit zwischen Karriere, Kindern und Bühne steht bei diesem Werk im Vordergrund.

Lucas Hartmann stellte seinen historisch recherchierten Roman „Bis ans Ende der Meere“ vor. Die Geschichte handelt von dem jungen Zeichner John Webber, der den bekannten Kapitän James Cook 1776 auf seiner dritten Weltumsegelung begleitet. Lucas Hartmann hat für sein literarisches Werk die schriftlichen Aufzeichnungen und Tagebücher von James Cook sowie die Bilder von John Webber in verschiedenen Schifffahrtsmuseen und Archiven gesichtet. Als Ergebnis kam ein spannendes sowie historisch belegbares Buch heraus, welches mehr einer Schilderung von Tatsachen gleicht, als einem Roman.

Als Abschluss gab es das Sonntagsfrühstück in der Stadthalle Singen. Der Schauspieler und Charakterdarsteller Otto Sander („Das Boot“, „Sass“, „Himmel über Berlin“, „Das Parfüm“ – Die Geschichte eines Mörders“) zählen zu seinen bedeutendsten Filmrollen. Er las aus dem Buch „Meine Preise“ des Schriftstellers Thomas Bernhard (1931 – 1989). Dieses Buch beinhaltet eine humorvoll geschriebene Sammlung von Texten, welche sich mit Preisverleihungen aus verschiedenen Perspektiven heraus befassen. Es kam als schriftstellerischer Nachlass heraus und ist eine Abrechnung mit den Juroren der Literaturpreise in Österreich. An dieser zornig-ironischen Bilanz lässt er das Literaturpublikum teilnehmen. Die erste Erzählzeit Singen-Schaffhausen hatte über viertausend Besucherinnen und Besucher.  An einer Weiterführung im Jahr 2011 wird derzeit gearbeitet.

AP