Schizophrenie
„Halt doch einfach mal die Klappe!“
Seit Sommer 2003 leide ich definitiv unter Schizophrenie und anderen Psychosen und werde seither von einer Betreuerin gesetzlich betreut. Das bedeutet, dass ich nur eingeschränktes Entscheidungsrecht oder Mitspracherecht habe. Seit September 2009 lebe ich in einer betreuten Wohngemeinschaft der Pauline 13 und gehöre nun zum GPZ, werde im Digital-Service beschäftigt.
Mein Medikamentenspiegel im Körper wird regelmäßig streng kontrolliert, mir bleibt keine Wahl. Setze ich die Einnahme auf eigene Faust ab, geht alles ganz schnell, ich werde an die nächstbeste Psychiatrie ausgeliefert. Dort werde ich schlichtweg zur Einnahme von Psychopharmaka gezwungen.
All diese Dinge haben ihre Vor- und Nachteile.Fakt ist, ich lebe allein in einer Wohngemeinschaft – ja genau alleine unter anderen, mit fremden Menschen sozusagen. Hier entstehen schnell Konflikte, man kann sich seine Mitbewohner „nicht aussuchen“ so heißt es. Rutscht mir die Türklinke aus der Hand und die Tür knallt zu, kommt es schnell zum Vorwurf: Lärmbelästigung! Ruhestörung! Das ist alles anstrengend für mich, denn ich muss mich nun seit 2003 sehr zusammenreißen. Die einzigen offenen Gespräche finden nun mit dem/der Psychiater/in statt, mit mehr oder weniger geltenden Schweigepflicht des Arztes.
In Gemeinschaft mit anderen, unter Freunden oder besser Bekanntschaften bekomme ich meist zu spüren, wie unglaublich falsch ich mich in ganz typischen Situationen verhalte. Ich mag meine Freunde doch und pflege meine Bekanntschaften, sie sind mir so wichtig. Ich bin gerne unter Menschen. Doch manchmal ist es einfach besser, mal „die Klappe zu halten“ und meinem Gegenüber einfach nur ein Lächeln zu schenken.
Wenn es dann mal wieder richtig kracht mit den anderen, bereue ich mein Handeln doch sehr, es wird einem dann doch ganz schön peinlich wie man aus seinen kranken Ansichten einfach nur noch Wut demonstriert- aber man meint es doch nicht so ernst, aber vor allem: Nicht persönlich! Ich merke, hey, ich habe da was falsch gemacht und vor allem hat doch nur diese verflixte Krankheit schuld! In meinem Fall der Schizophrenie stimmt mein Handeln und Agieren nicht mehr mit dem überein, was ich innerlich empfinde. Man legt sich eben die Steine schön selbst in den Weg! Und zwar dann richtig
regelmäßig, sonst wird’s ja fade im Leben. Das spielt sich dann alles ziemlich unbewusst und ganz simpel ab.
Später gehe ich hin und entschuldige mich bei den Freunden, die ich unbedacht wütend angefahren hatte. Es ist nicht selten dass ich zurück bekomme: „Da brauchst du dich nicht entschuldigen! Da gibt es nichts wofür du dich entschuldigen musst!“, das finde ich sehr schade und macht mich dann richtig traurig. Diese Traurigkeit sitzt dann erst einmal einige Tage tief in mir und lässt meine Augen glitzern vor Tränen.
Man lernt aus seinen Fehlern, ja, deswegen ertrage ich die nachfolgende Depression, versuche mich die nächsten Tage ruhig zu verhalten. Nicht so aus mir herausbrechen, das verletzt andere nur!
Seit 2009 nehme ich Zyprexa und es geht mir damit viel besser, ich vertrage das Medikament sogar so gut, dass ich keinerlei Nebenwirkungen spüre und es geht mir besser damit. Insgesamt war ich nun schon 5 mal in Therapie in einer Psychiatrie und ich denke ich habe mich damit neu kennengelernt.
anonym