Die Geschichte der Psychiatrie beginnt in der griechisch-römischen Antike etwa um 500 v.Chr. bis 500 n.Chr.
Der Begriff Psychiatrie kommt aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt das Heilen der Seele.
Schon in der Antike waren psychische Erkrankungen bekannt. Gelehrte wie Hippokrates,
Aristoteles und Galen vertraten die Ansichten aus der ägyptischen und babylonischen Medizin, dass ein Ungleichgewicht der Körpersäfte Veränderungen im Körper hervorruft. Dazu zählten körperliche und psychische Erkrankungen. Mit Begriffen wie mania (Erregung), melancholia (Traurigkeit) und insania (Wahn) unterschieden die Antiker Grundformen psychischer Erkrankungen. Es gab auch schon Abhandlungen über Delirien, Epilepsien, Halluzinationen, Alkoholwirkung und Hysterie.
Die Römer behandelten ihre Patienten mit Massagen, Aderlässen, Diäten, Schröpfen und Ölumschlägen am Kopf. Es wurde versucht den Verstand zu fördern, indem man kritische Texte lesen ließ und befragte. Außerdem versuchte man die Patienten mit Theaterspielen, Brettspielen oder auch Reisen zu aktivieren.
Psychiatrische Krankenhäuser sind aus der Antike bekannt. Das Asklepieion bei Pergamon kann als eine der ältesten psychosomatischen Kliniken angesehen werden.
Im 12. Jhdt. entstanden die ersten Spezialanstalten für Geisteskranke z.B. in Damaskus, Kairo und Granada. Es wird häufig von guter Pflege berichtet. Es gab aber auch reine Verwahrungshäuser. Unruhige und aggressive Patienten wurden in Holzkisten vor der Stadt gesteckt oder in Stadttore gesperrt.
Im späten Mittelalter verschlechterte sich die Situation ganz erheblich. Krankheitssymptome wurden als Teufelswerk dargestellt und die Betroffenen von der Inquisition verfolgt. Im 15. – 17. Jhdt. wurden tausende Erkrankte gefoltert und verbrannt.
Im 17. und 18. Jhdt. wurden Spitäler gegründet die in Deutschland Zuchthäuser hießen. Diese Spitäler waren aber eher Gefängnisse. Es gab keine Ärzte und die Patienten wurden angekettet. Sie waren mit Prostituierten, Landstreichern, Straftätern, Krüppeln und Armen untergebracht. An manchen Orten wurden die Kranken einem zahlenden Publikum vorgeführt z.B. im 1784 erbauten Narrenturm in Wien. Dieser Narrenturm ließ Kaiser Joseph der II. auf dem Gelände des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses in Wien errichten. Es war die erste Irrenanstalt Europas.
Schon im 17. Jhdt. sahen viele Ärzte Verhaltensstörungen als medizinisches Problem an. Es wurden schon präzise Beschreibungen psychiatrischer Krankheitsbilder geliefert.
Aber erst Ende des 18. Jhdt. entwickelte sich eine klinische Psychiatrie. Philippe Pinel wurde zur Legende als er die Kranken 1793 von ihren Ketten befreite. Die Mediziner waren der Überzeugung, dass die Störungen somatisch bedingt waren z.B. durch Verletzungen oder organische Erkrankungen und deshalb heilbar seien. Pinel entwickelte eine Systematik der Krankheiten. Er rechnete bei Manien und Melancholien mit einer Heilungsrate von 50% innerhalb von 18 Monaten nach Behandlungsbeginn.
Es gab aber auch noch die sogenannten Psychiker die die Ansicht vertraten, dass Geisteskrankheiten durch eine körperlose Seele entstanden als Folge von Sünden. Sie therapierten mit brutalen körperlichen Methoden deren Zweck es war die Seele zu erschüttern. Dazu zählten Behandlungen mit Peitschen, Schockkuren z.B. Eintauchen in Eiswasser, Erzeugung körperlicher Erschöpfung z.B. durch Zwangsstehen.
Im 19. Jhdt. kam es von England ausgehend zunehmend zu sozialpsychiatrischen Bewegungen. Die Non-restraint-Bewegung (John Conolly setzte das „Non-restraint-System“ ein, welches auf die Anwendung von körperlichem Zwang verzichtet.) entstand, als ein Patient in einer Zwangsjacke zu Tode kam. Die Bewegung wurde entscheidend von John Conolly (1794-1866) gefördert.
Im Mai 1796 gründete der Quäker William Tuke (1732-1822) in York eine private Irrenanstalt namens „The Retreat“. Das Haus zeichnete sich durch seine ruhige Atmosphäre und den Verzicht auf Gewalt und Zwang aus. Johann Christian Reil beklagte 1803 die unwürdigen Zustände in Deutschen Zucht- und Tollhäusern. Seine Reformvorschläge erinnern an das Konzept der Retreat.
Es wurde auch mit weiteren humaneren Behandlungen experimentiert. Dazu zählten soziale Veranstaltungen und Betätigung in Handwerk und Landwirtschaft an den Häusern angebrachten Höfen. In vielen Anstalten wurden tägliche Visiten durch Ärzte eingeführt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. hoffte man bald psychische Störungen auf anatomische Veränderungen im Gehirn zurückführen zu können. Gestützt wurde diese Hoffnung durch die Entdeckung des Sprachzentrums durch den Neurologen Paul Broca. Die Verbindung zu anderen medizinischen Disziplinen, vor allem der Neurologie, wurde stärker. Gegen Ende des Jahrhunderts rückten nervöse Störungen (Neurosen) in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Hypnose spielte hier eine wichtige Rolle. Anfang des 20. Jhdt. zeigte sich die deutsche Psychiatrie skeptisch bis ablehnend gegenüber solchen Ansätzen, besonders gegenüber der Psychoanalyse. Erst in den folgenden Jahrzehnten kam es zur Integration psychotherapeutischer Methoden.
Quellen: Katrin Bauer Hausarbeit (Hochschule Magdeburg-Stendal)
EB