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St. Gallen ist eine Reise wert
Auftakt zum ComToAct Award Uni St. Gallen
Am 24.03.2011 fuhr ich mit Alexander P. auf eigene Kosten, die rückwirkend von der Uni St. Gallen getragen wurden, also mit „Journalisten-Freiticket“, der Eintritt kostete normalerweise 50 Euro, von Konstanz mit dem Zug nach St. Gallen in die Schweiz.
Grund hierfür war der ComToAct Award 2011, gefördert vom CDI, Center for Disability and Integration an der HSG = Uni St. Gallen. Dieser Award wurde im Jahre 2009 bereits geschaffen. Hintergrund war, Firmen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland sowie Liechtenstein zu belohnen, die sich in überaus hervorragendem Maß für behinderte Menschen einsetzen. Die Eröffnungsrede 2009 hielt der ehemalige US Präsident Bill Clinton höchst persönlich.
Wie ich zu dieser Einladung kam? Irgendwann war ich auf der Suche nach Rechtsprechungen bezüglich der Entlohnung behinderter Menschen, ich habe dabei die Internet-Plattform myhandicap.de entdeckt, mich mit einem Profil angemeldet und den Newsletter seither laufend erhalten. Am Wochenende vor dem 24.3. öffnete ich meine Spamnachrichten mal wieder, zum Glück, denn dort stand: „Sichern Sie sich die letzten Plätze, ComToAct Award 2011“. Erklärung: ComeToAct bedeutet Commitment to Action, in einfachen Worten übersetzt: „Die Verpflichtung zum Handeln“.
Ich war wirklich beeindruckt, ließ mich von diesem Werbeslogan mitreißen und wusste, ich muss da hin, nur mit wem, alleine wollte und konnte ich nicht. Hier die Einladung, respektive die Einleitung im Original: Arbeitswelten von Menschen mit Behinderung“ , Donnerstag, 24. März 2011, 14.30-19.30 Uhr, mit anschliessendem Apéro, Aula der Universität St. Gallen:„Ein Professor, der blind ist, ein IT-Experte mit Asperger-Syndrom, ein Politiker, der querschnitt-gelähmt ist, ein Spitzensportler im Rollstuhl, (Anm. der Red.: der Handbike, DTM und MonoSkirennen fährt, bei Olympischen Winterspielen erreichte er Platz 4.) Menschen mit Behinderungen sind in all diesen Branchen und Arbeitswelten tätig. Europaweit haben rund zehn Prozent aller Menschen eine Behinderung. Sie werden oftmals von der gleichberechtigten Teilhabe und Teilgabe am Arbeitsmarkt ausgeschlossen.“
Ich muss ehrlich gestehen, was ich in dieser Einladung vermisste, waren die Menschen, die aufgrund psychischer Erkrankung behindert wurden, wie wir alle eben, denn laut Prof. Steinert kommt keiner psychisch krank zur Welt. Daher führte kein Weg daran vorbei, mich auf den Weg nach St. Gallen zu machen, weil ich wissen wollte, was wird für uns getan, was können wir tun oder ändern.
Alexander und ich gingen von Konstanz zu Fuß zum Bahnhof Kreuzlingen, nachdem wir zuvor schon das Tagesticket im Bahnhof Konstanz gelöst hatten und der vorherige Zug uns vor der Nase davonfuhr. Ich bin so froh, dass er mich an der Hand genommen hatte, im symbolischen Sinne, alleine hätte ich den Weg nicht gefunden. Ich lächle, auch weil ich jahrelang nicht mehr so weite Strecken auf mich genommen hatte, Ängste und mangelnde Finanzen, die wiederum auch zu Ängsten und „Depremiertheit“ führten, waren hauptsächlich die Ursache. In Romanshorn mußten wir umsteigen, wir nutzten die kurze Wartezeit, um das Monument „Moc-Moc“ zu begutachten, die Geschichte darum ist wahrscheinlich einen wunderbaren Bericht von Alexander P. persönlich wert. Wir konnten die Fahrt – auch aufgrund des schönen Wetter nach dem Motto „wenn Engel reisen“ – so richtig genießen und so kam ich auch kulturell auf meine Kosten.
In St. Gallen angekommen folgte die nächste Attraktion, der Rote Platz in der Innenstadt von St. Gallen, ich war wirklich überwältigt und beeindruckt, und wir haben im Bahnhofsgebäude noch im Vorübergehen eine neueröffnete Ausstellung moderner Schweizer Künstler mitaufgesaugt, alles was das Künstlerherz begehrt. Dann stiegen wir in den Bus zur Uni, nachdem wir erst mal ewig in die falsche Richtung tappten und da waren wir schon am Campus. Wir hielten uns erstmal im Foyer auf, meldeten uns im Atrium des Hauptgebäudes an, bekamen ein Namensschild und Unterlagen zum Symposium.
Wir tranken noch einen Kaffee im Stehen am Bistrotisch, nach und nach kamen immer mehr Teilnehmer an. Neben mich stellte sich ein Herr im dunkelblauen Anzug, ich wollte ihn begrüßen, die Hand geben, er gab mir seine Linke und ich sah, der Ärmel des rechten Armes steckte in der Jackettasche. Ich erinnerte mich sofort an meinen Onkel, dem im 2. Weltkrieg in Russland ein Arm abgeschossen wurde und fragte: „Wie ist das denn passiert?“, er sagte: „Unfall, mir fehlt auch das rechte Bein!“, So kamen wir ins Gespräch und es stellte sich heraus, es handelte sich um Joachim Schoss, den Gründer von myhandicap.de und auch sämtlichen sonstigen Scout24 Foren und er war hier als Jury Präsident des ComToAct. Wow. Irgendwie war ich total sprachlos. Dann öffnete jemand die Tür und ein Mann im Rollstuhl fuhr herein, er sah irgendwie total erschöpft aus und hatte sofort mein Mitgefühl. Zu ihm kommen wir später noch einmal,
Reini Sampl.
Wir begaben uns dann in den Veranstaltungsraum, ca. 150 Menschen aus Deutschland, Schweiz, Österreich nahmen an diesem Symposium teil, darunter Mitarbeiter von Integrationsfachdiensten, der Agentur für Arbeit Nürnberg, Unternehmer, Studenten etc.
Die Direktorin des CDI-HSG, Frau Prof. Dr. Eva Deuchert, die unsere Anmeldung außerdem persönlich bearbeitete, eröffnete die Veranstaltung.
Dann wurde der Sponsor des ComeToAct Award, welcher 15.000 Schweizer Franken schwer war, vorgestellt. Die Evangelisch-reformierte Kirche des Kanton St. Gallen, Urs Noser, Kirchenrat stiftete des Preisgeld.
Vom Ablauf der Veranstaltung, respektive den einzelnen Referenten und der letztendlichen, spannenden Preisverleihung berichte ich in der Winterausgabe der GePetZt …
Daniela S.