Bevor wir uns tiefer darauf einlassen, lasst uns das Thema Meditation auch einmal kritisch hinterfragen. Dr. Ulrich Ott ist Diplom-Psychologe und erforscht seit über zehn Jahren an der Universität Gießen veränderte Bewusstseinszustände und Meditation. Sein Forschungsschwerpunkt sind Effekte von Meditation auf die Funktion und Struktur des Gehirns, die er am Bender Institute of Neuroimaging (BION) untersucht. Außerdem verfügt er über langjährige praktische Erfahrung und lehrt im Fachbereich Psychologie,Yoga und Meditation.
„In allen Weisheitstraditionen dient Meditation als unübertroffenes Instrument der Selbsterforschung. Neueste Studien belegen eine nachhaltige Wirkung von Meditation auf wichtige Areale des Gehirns.“ Ulrich Ott vermittelt auf nachvollziehbare und fundierte Art den neuesten Stand der Forschung und führt in fünf Schritten anschaulich in die Meditationspraxis ein.
Quelle: www.bion.de
Jüngste Studien, in denen die Hirnstruktur von Meditierenden mit der von Nicht-Meditierenden verglichen wurde, ergaben, dass der Insel-Cortex der rechten Hirnhälfte bei Meditierenden dicker ist, bzw. eine größere Dichte der Nervenzellen aufweist. (Hölzel et al., 2008; Lazar et al., 2005) In diesen Studien handelt es sich bei den Untersuchten um Meditierende der Vipassana-Tradition, die mit der Aufmerksamkeit systematisch den Körper durchwandern (body scan). Die Autoren vermuten, dass das regelmäßige Üben zu einem Wachstum der Nervenzellen geführt haben könnte. [Ulrich Ott, Meditation für Skeptiker – Ein Naturwissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst erschienen 2010 beim Verlag O.W. Barth].
Ermächtigung „Weisse Tara“
Die Quint-Essenz des Dalai Lama Events in der fränzösischen Schweiz Fribourg am 12. und 13.4. ist für mich auf jeden Fall: „Wenn Du die Ursache mentaler Schwäche finden willst, dann suche sie in der Meditation und sobald du diese Ursache erkannt hast, begib Dich nicht wieder auf den Weg, der dich zur mentalen Schwäche führte. So bewahrst Du mentale Stärke.“
Dies ist eine hehre Empfehlung, die vor allem in unserer hektischen, von Stress geplagten und auf ökonomische Werte ausgerichteten Welt, sehr schwer einzuhalten ist. An den Ort des Geschehens zurückzugehen
(auch wenn dies nur gedanklich geschieht) um Blockaden aufzulösen und Angst oder Phobien zu bewältigen, entspricht meiner Façon! Nur Mut, das löst auch Wut und tut gut! Der tibetische Buddhismus geht vom Prinzip aus, dass in jedem Wesen das Potential angelegt ist, den Zustand höchster Glückseligkeit (auch Erwachen oder
Erleuchtung genannt) zu erlangen. Die Ermächtigung ist der Prozess, der dieses Potential aktiviert und es ermöglicht, sich voll zu entfalten. Diese Ermächtigung steht in der Verbindung mit der Weissen Tara, einer der populärsten Meditations-Gottheiten des Schneelandes. Sie symbolisiert befreiende Aktivität und gewährt Langlebigkeit und Gesundheit. Tara, deren Name „die Befreiung“ bedeutet, ist für die Tibeter die Mutter, die sie vor allen Gefahren und allen Schwierigkeiten der Existenz beschützt. Sie verkörpert den weiblichen Aspekt des Mitgefühls. Die Ermächtigung der Weissen Tara und die damit verbundenen Praktiken werden in der Regel angewandt, um ein langes Leben zu erlangen, oder im Speziellen, wenn eine Person schwer krank ist.
Ebenso kann ich die Lektüre von [Jon Kabat Zinn Gesund durch Meditation – Das große Buch der Selbstheilung – Das grundlegende Übungsprogramm zur Entspannung, Streßreduktion und Aktivierung des Immunsystems, 5. Auflage, September 2008 ersch. beim Fischer Verlag] empfehlen, denn er motiviert zum Handeln und Problemlösungen finden. Jon Kabat Zinn schildert, wie er zu seinen Erkenntnissen gelangte: „Im Juli 2005 nahm ich in Mannheim an einem Symposium zum Thema Therapien auf der Basis von Achtsamkeit teil, zu dem sich mehr als 1000 Therapeuten und Wissenschaftler eingefunden hatten. Zunehmendes Interesse an dieser neuen Disziplin signalisiert auch ein Fachbuch, das im Jahr 2004 im dgvt Verlag unter dem Titel „Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie“ erschien mit dem Slogan „MBSR – Mindfullness-Based Stress Reduction“ (Streßbewältigung durch Achtsamkeit).
Die einzige Möglichkeit, um mit einem Problem fertig zu werden ist, sich ihm zu stellen. Nur so findet man wirklich problembezogene Lösungen und inneren Frieden. Wenn wir diese Kunst erlernen und in der Lage sind, unsere inneren Ressourcen angesichts drängender Probleme zu aktivieren, stellen wir fest, dass wir auch in der Lage sind, mit der Dynamik zu arbeiten, die jedem Problem innewohnt. Wir können diese Dynamik nutzen, um uns durch Schwierigkeiten hindurch zu katapultieren.“ Hier passt der Vergleich mit dem Kapitän eines Segelschiffs sehr gut. Er weiß die Segel so zu setzen, dass die Kraft des Windes ihn noch schneller voranbringt. Wer lernt, mit der Energie des Windes umzugehen, wird darauf vertrauen können, dass Geschick und Ausdauer ihm helfen, seine Ziele zu erreichen, auch wenn es stürmt. Er ist der Herausforderung gewachsen und wird deshalb die Kontrolle nicht verlieren. Es gilt, sich in allen Situationen völlig in der Hand zu haben, also nicht nur bei gutem Wetter und Rückenwind, sondern auch auf hoher See, wenn die Wellen einer Stresssituation uns umwogen. Ein erfahrener Seemann überwacht, was sich seiner Kontrolle nicht entzieht, alles andere lässt er geschehen. Diese Souveränität und dieses Geschick sind Ergebnis harten Trainings und vieler Schlechtwettererfahrungen. Und dieses Geschick zu erwerben und angesichts persönlicher Höhen und Tiefen anwenden zu können, das ist die Bedeutung der eingangs erwähnten Kunst, achtsam zu leben. Unser tägliches, achtsames Tun gleicht ebenso meditativem Handeln, wie der Akt des totalen in sich Versinkens und in sich Hörens, um all seine Gedanken loszulassen. Die Schulung der Achtsamkeit entspringt dem Buddhismus, um Leid zu lindern und Täuschungen zu beseitigen.
Daniela S.