Ein wahnsinnig tolles Theater


Und das ist das Theaterstück „Dem Wahnsinn auf der Spur“, auch. In dem Stück spielen Menschen, die selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Es zeigt aber auch den normalen Wahnsinn des täglichen Lebens, den wir immer neu erleben.

Es folgt eine kleine Inhaltsangabe des Stücks:

Frau Dr. Stengel-Wiedermann will ihren Vortrag „Umbruch in der Therapie – Singen als Chance“ halten. Doch erst lässt sie keiner und dann will sie plötzlich auch nicht mehr. Und die ganze Truppe stimmt in das allen bekannte, etwas abgewandelte Lied von Joachim Witt ein: „Sie war der goldene Reiter, sie war so hoch auf der Leiter, doch dann fiel sie ab, doch dann fiel sie ab.“ Also, dass es sozusagen jeden treffen kann, dass keiner davor sicher ist.

Und dann gibt es da noch den crazy Hausmeister. Der hat das Thema ganz falsch verstanden. Er denkt es geht um „Mundgeruch in der Therapie“ und so spinnt sich der Verlauf des Spiels weiter. Man hat das Gefühl, es ist ein Durcheinander, aber doch ist es stimmig bis zum Schluss. „Wild Thing, you are my everything, groovy!“ und es sind nicht nur die Zuschauer, die mitgrooven. Es sind die Schauspieler, die die Bühne rocken und es ist ein Erlebnis zuzuschauen. „Die Welt ist ein Theaterstück“, in dem man singt „Ich bin kaputt, mein Kopf ist leer, ich weiß nicht ein noch aus, ich bin kaputt. Doch ICH steh wieder auf!“

Es sind die kleinen „Weisheiten“, die das Stück zu dem machen, was es ist. „Was nützt es der Sau, wenn sie sich den Metzger selbst aussuchen kann?“ oder „Sie sollten nie so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Sie zieht, auch noch zu trinken!“

Nachstehend kommt ein Interview mit dem Regisseur des Stückes Bernd Wengert:

GePetZt: Herr Wengert, wie lange gibt es die Theatergruppe schon?
B. Wengert: Die Gruppe gibt es seit ca. 10-12 Jahren. So genau weiß ich das gar nicht mehr, weil nicht jedes Jahr ein Projekt auf die Beine gestellt werden konnte. Es ist ganz einfach: ist Geld da (sponsoring, so wie beim letzten Stück der Lions-Club Singen), gibt es Theater. Einige wenige waren von Anfang an dabei. Aber es ist im Grunde eine offene Gruppe, zu der immer wieder neue Spieler und Spielerinnen dazu kommen, andere nicht mehr mitmachen.

GePetZt: Hat die Gruppe einen bestimmten Namen?
B. Wengert: Die ersten Theaterinteressierten waren Besucher des AWO-Freizeitclubs in Singen. Darum heißt es auch „AWO-Theater-Club Singen“.

GePetZt: Sind Sie schon von Anfang an als Regisseur dabei?
B. Wengert: Ich war ziemlich von Anfang an dabei, ja.

GePetZt: Wie kam die Idee zu „Dem Wahnsinn auf der Spur“?
B. Wengert: Weil es alle betrifft. Es soll zeigen, dass man dem Wahnsinn mit Leichtigkeit trotzen kann. Dass man sich nicht verstecken muss und seinen Mann oder Frau stehen kann. Dass man lernen kann, damit offensiv umzugehen.

GePetZt: Was soll das Stück Ihrer Meinung nach, sagen?
B. Wengert: Also erstmal sollten Stücke nicht immer unbedingt mit einer Botschaft in
Verbindung gebracht werden. Die Leute sollen sich nicht immer fragen müssen, was soll und will uns das Stück eigentlich sagen. In erster Linie soll es Spaß machen. Spaß zu spielen und Spaß zuzuschauen. Wenn man trotzdem eine Erklärung will: Das Stück will sagen, seht her, auch psychisch kranke Menschen sind durchaus dazu in der Lage, einen Satz geradeaus zu sagen, durchaus dazu in der Lage, 70 Minuten konzentriert auf der Bühne zu stehen, also kurzum, sie können das tun, was andere auch tun (können oder könnten). Sie müssen sich also nicht verstecken. Und sie können, wie in diesem Fall, mit ihrer Krankheit spielerisch umgehen, ohne dass es lächerlich oder verletzend wirkt. Theater ist da, um gemeinsam etwas entstehen zu lassen und anschließend den Leuten dieses „Etwas“ zu präsentieren. Aber die dürfen dann hinterher natürlich ruhig sagen, wie toll sie das fanden.

GePetZt: Und die Leute fanden es wirklich toll! Vielen Dank für Ihre freimütigen Worte.

Wer mehr über Bernd Wengert wissen möchte, kann sich auf seiner Webseite informieren: www.berndwengert.de

Ich habe mich mit Rainer, der den Hausmeister gespielt hat, unterhalten:
Er sagte mir, dass es die Gruppe seit dem Jahr 2000 gibt und er angesprochen wurde, ob er Lust hätte mitzumachen. Er war einverstanden und seitdem dabei. Sie haben schon Stücke wie „Der kleine Prinz“ und „Ich war noch niemals in New York“ aufgeführt. Doch ihr aktuelles Stück ist das schon oben erwähnte „Dem Wahnsinn auf der Spur“. In dem Stück geht es um ein irres Thema. Man hat das Gefühl, dass eigentlich jeder in irgendeiner Weise wahnsinnig ist und dass das zum Leben einfach dazugehört. Rainer sagt über seine Schauspielkollegen, sie hätten Potenzial und er hätte nie gedacht, dass sie solche Ressourcen haben. Über den Regisseur Bernd Wengert fügt er hinzu, er wäre sehr sensibel im Umgang mit ihnen. Er hätte Feingefühl, wäre aber auch schnell in seiner Reaktion, wenn sie proben und etwas nicht gleich stimmt.

Gaby Wunderlich und Klaus Wilsrecht-Zahn

Die Musiker, die das Theaterstück begleiten, sind die „Psycho-Rocker“ feat. „Schwester Gaby“:
Schwester Gaby ist eine Rock- und Bluesrockband, die eigentlich aus 3 Musikern besteht. Auf www.schwestergaby.de könnt Ihr den Blog lesen und auch die nächsten Konzerttermine erfahren. Für die Theateraufführung sind sie zu fünft: Gaby Wunderlich am Bass, Klaus Wilsrecht-Zahn an der E-Gitarre, Willi Scholz auch an der E-Gitarre, Berthold Föhrenbach am Schlagzeug und Christoph Götz an der Trompete.

Ich finde das Stück zeigt die Realität. Jeder hat doch seine eigene persönliche Macke und muss damit umgehen; ob er nun die Diagnose „chronisch psychisch krank“ hat oder einfach so einen größeren oder kleineren „Knall“ hat. Ist doch egal. Damit umzugehen und damit leben – das ist die Lösung. Es akzeptieren und wissen, dass es den anderen genauso geht! Egal wie groß, wie klein, egal welche Hautfarbe, egal ob Mann oder Frau, ob blond, brünett oder schwarz.

Ein Lied in dem Theaterstück geht so und ich finde das ist ein passender Schluss: You can´t always get what you want! You get what you need!” –  „Man bekommt nicht immer, was man will! Man bekommt, was man braucht“!!!

carina s.