Versteh mich nicht falsch


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Der Aufruf, der Ausruf, der Satz „Versteh mich nicht falsch“, ist das Anliegen und die Aufforderung zu einer Kommunikation ohne Missverständnisse. Diese Aussage verstärkt das eigentliche Ansinnen: Man
möchte verstanden werden. Wir betonen damit vorweg, dass jetzt etwas ausgesagt werden will. Kommunikation ist eine Wissenschaft. Eine wissenschaftliche Forschungsdisziplin. Es gibt Theorien und Modelle. Betrachtungen handlungstheoretischer, psychologischer oder soziologischer Natur. Es gibt viele Zugangsweisen dazu. Bei allem betrachtet man Kommunikation als einen Austausch oder die Übertragung von Informationen. „Information“ kann dabei Wissen, Erkenntnis oder Erfahrung sein. „Austausch“ ist das gegenseitige Geben und Nehmen. Ziel  von Kommunikation ist es, Gemeinsamkeit zu schaffen, das Zueinanderpassen zu kreieren. Im Idealfall fühlt man sich in das Gegenüber ein und erlangt Verständnis. Kommunikation ist ein vielschichtiges Thema mit unterschiedlichsten Aspekten. Eine störungsfreie Kommunikation ist Voraussetzung dafür, dass Inhalte ankommen. Manchmal werden wir falsch verstanden. „Versteh mich nicht falsch.“ Daraus resultieren dann Vorurteile. Diese stellen sich schon ein, wenn bestimmte Signalworte  fallen. Innerhalb von Momenten wird man falsch verstanden und in eine Schublade gesteckt. Gerade wenn über

psychische Probleme gesprochen wird. „Versteh mich nicht falsch“ bedeutet in diesem Zusammenhang auch „Bitte habe keine Vorurteile“. Psychisch zu leiden kann, abseits von Krankheitssymptomen, auch aus nicht gelungener Kommunikation resultieren. Wenn Gespräche nicht in Gang kommen oder man sich zurückzieht. Begegnungen und Gespräche können problematisch werden, denn nicht immer gelingt der Austausch von Informationen und nicht immer entsteht Nähe durch Konversation. Wenn Kommunikation holpert, bin ich frustriert. Ich wünsche mir gelungene Kommunikation und möchte nicht Zuhörer sein. Das ist zwar auch gut und ich bin ein guter Zuhörer. Doch wenn es mir nicht gelingt, mich auszudrücken, dann rüttelt das an meinem Selbstverständnis und meiner Vorstellung von gelungener Begegnung. Dann würde ich am liebsten nur noch im Chat kommunizieren. Oder in Mailinglisten oder per E-Mail. Dabei kann man sich zurücknehmen und ist nicht dem realen Leben ausgesetzt. Man ist diesen Schwierigkeiten nicht ausgeliefert, sondern gibt ein  leidendes Emoticon, einen „Fühl-mich-nicht-sogut“- Smiley ein und damit ist alles gesagt. Aber das ist ein ambivalentes Thema. Doof, dass es bei den modernen Kommunikationsformen, die so grandiose Möglichkeiten bringen,  oft zu Missverständnissen kommt. Besonders beim Textchat. Dann ist es manchmal doch besser zu reden und sich von der virtuellen

Realität abzuwenden. Dann sind wir nicht mehr anonym und müssen uns dem realen Leben stellen. Ich habe einen Internetblog, auf dem ich von Dingen berichte, die mich interessieren und faszinieren. Das ist ebenso eine Art von Kommunikation im Internet. Dabei sind die Worte fest veschrieben. Die Wahrscheinlichkeit, nicht verstanden zu werden, ist geringer. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Mir ist Aufrichtigkeit wichtig, im Gespräch und mit meinem Internettagebuch. „Versteh mich nicht falsch“ kann auch der Beginn einer Aussprache sein. „Sprich dich aus“ kann derweilen eine wichtige Sache sein. Reden kann befreiend sein. Heilsam auch. Selbst wenn wir nicht verstanden werden. Ich fi nde es wichtig, mich zu formulieren. Kommunikation ist mit den Neuen Medien noch vielschichtiger geworden. Wir Menschen sind ja soziale Wesen. Gespräche und Austausch tun uns gut. Ohne diese würden wir verkümmern. Wir würden krank werden. Wir sehnen uns nach Gemeinschaft. Wir wünschen uns Freundschaften und tiefgehende Konversation. Wir wollen verstanden werden. Kommunikation macht den Menschen aus. Wir wollen über das reden was uns umtreibt, antreibt, das uns interessiert und anrührt. Ich will mich formulieren und unterhalten. Ich wünsche mir störungsfreie, gelungene Kommunikation. Störungsfrei, ohne Rückschläge und auf allen Kanälen.

Carsten Weigelt

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