Ein Weg zur inneren Stille
Es ist Herbst. Ich mache meine Schritte, hastig, schnell. Puh, ist das kalt! Ich ziehe meine Jacke fester zu! Wo ist nur der ganze Sommer hin? Feste feiern, Sonne, Baden gehen, Eis essen, wie war das schön! Und jetzt? Immer mehr Blätter fallen, immer weniger werden die Sonnentage oder sogar nur Stunden! Deprimierend! Alles stirbt langsam ab. Ich fühle mich allein mit meinen schweren Gedanken, die – hast du nicht gesehen – wieder da sind. Ich bin so traurig, alles ist öde, so unendlich schwer und kalt. Ich habe keine Kraft mehr!
Doch halt!!! Bin ich denn allein? Sind meine ganzen Gedanken – zwar äußerst lästig – aber nicht eigentlich eine große Chance? Kann ich nicht aufkommende Gedanken neu aufarbeiten, sie vielleicht sogar lösen und meinen Kopf immer mehr aufräumen? Zwar brauche ich dafür sehr viel Geduld, doch kann ich sie heute nicht ganz anders bewerten, vieles besser verstehen, als in der Vergangenheit, da die Verletzungen passierten? Kann ich nicht so eigene Kraft freisetzen?
Ich nehme mir eine Tasse Tee. Wie das duftet! Draußen fallen Blätter, so bunt, so reich an Farben! Ich sehe aus dem Fenster. Wie die Wellen anrollen, immer wieder von Neuem, so gewaltig, so voller Kraft! Ich stelle mir den Wind vor. Ich kann ihn spüren, er berührt meine Haut! Er macht mich stark! Nun kann ich mich hinlegen, ein Buch lesen, Musik hören oder ein wenig träumen! Ich habe es warm in meiner Wohnung! Ich zünde mir eine Kerze an.
Ich fühle mich getragen wie auf Wellen. Ich stelle mir danach vor, ich bin ein Baum, der in aller Ruhe seine inneren Säfte sammelt, um im Frühling wieder neu ausschlagen zu können. Oder, ich bin in einer Höhle, nur für mich und sicher. Dazu habe ich Zeit, viel Zeit. Es gibt keine Hast. Und die Ruhe, herrlich!
Endlich mal wieder für sich sein, nicht da und dorthin zu müssen, einfach Sein! Wenn ich dann ab und zu sogar die Stille „hören“ kann, bin ich zufrieden.
Sehr authentisch geschrieben. Man kann sich gut in die Situation hineinversetzen.