Aufbruch in eine finanziell bessere Zukunft!
Erfreulich ist, laut der Studie Schuldenbarometer 2013 der Wirtschaftsauskunftei Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, dass die Privatinsolvenzen in Baden-Württemberg im Vergleich von 2012 zu 2013 um 12,5 % auf 10.991 zurückgegangen sind. Für 2014 geht die Wirtschaftsauskunftei Bürgel von 120.000 bis 123.000 Privatinsolvenzen bundesweit aus. „Bei der Prognose ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die Reform des Privatinsolvenzverfahrens, insbesondere zur Verkürzung der Dauer bis zur Restschuldbefreiung hat (tritt am 01.07.2014 in Kraft). Falls einzelne Betroffene das Inkrafttreten der Verkürzung abwarten wollen, würde dies zu einer Steigerung bei den Anträgen ab Mitte des Jahres 2014 führen.″1
Drohen finanzielle Engpässe oder sind bereits Schulden vorhanden und Gläubiger zu bedienen, ist es hilfreich, rechtzeitig Experten zu Rate zu ziehen. Drohende Überschuldung abwenden bedeutet, möglichst frühzeitig zu planen und strategische Handlungspläne aufzustellen.
In der Regel führen Recherchen unter dem Schlagwort Schuldnerberater dazu, dass sich gewerbliche wie staatliche Schuldnerberatungsstellen finden lassen. Es ist wichtig zu wissen, dass der Begriff Schuldnerberater in Deutschland rechtlich nicht geschützt ist. Jeder, egal ob qualifiziert oder nicht, kann sich also Schuldnerberater nennen. Es empfiehlt sich daher, lieber staatliche oder kirchliche Sozialdienste aufzusuchen, bei denen die Seriösität gewährleistet ist. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat eine Checkliste mit Kriterien für das Erkennen unseriöser Schuldnerberatungsstellen erstellt. Seriöse Schuldnerberater haben leider viel zu oft mit den Folgen unsachgemäßer und überteuerter Beratung zu kämpfen.2 So werden beispielsweise wichtige
Unterlagen des Klienten zurückgehalten bis überteuerte Honorarforderungen beglichen sind. Beratung erhalten Menschen, die verschuldet oder überschuldet sind bzw. bei denen Sozialhilfebedürftigkeit droht oder die bereits Sozialhilfe erhalten. Die finanzielle Situation wird analysiert und ein Haushaltsplan erstellt. Möglichkeiten, Ausgaben zu senken und eventuell das Einkommen zu erhöhen, werden besprochen. Die Schuldnerberatung kann Unterstützung bei der Kontaktaufnahme und Verhandlung mit Gläubigern wie beispielsweise dem Vermieter, mit Energieunternehmen, sowie mit Kreditinstituten bieten. Sinnvolle Ratenzahlungen, Stundung, Vergleiche oder ähnliche Möglichkeiten werden besprochen. Außerdem beraten die Mitarbeiter über die zustehenden sozialen Leistungen. Wichtig ist es, alle für die existierende oder drohende Schuldenkrise verantwortlichen Unterlagen zu sammeln, gegebenenfalls nach Datum zu sortieren und in einem Ordner abzuheften. Je vollständiger diese Unterlagen sind, umso einfacher und vor allem schneller gestaltet sich die Arbeit der Schuldnerberater. Dies ist ratsam vor dem Hintergrund, zusätzlich anfallende Mahngebühren und weitere Zinsen abzuwenden sowie mögliche Einspruchsfristen zu wahren. Um einen Überblick über die laufenden Einnahmen und Ausgaben zu erhalten, ist es hilfreich, wenn bereits ein Haushaltsbuch geführt wurde, was aber auch gemeinsam im Termin erarbeitet werden kann.
Schreiben Sie sich alle wichtigen Fragen, die Sie an den Schuldnerberater haben auf. Nehmen Sie evtl. eine zweite Person Ihres Vertrauens zum Termin mit. Oft hören vier Ohren mehr als zwei und Sie sind dann einfach etwas entspannter. Bleiben Sie gelassen, denken Sie daran, dass Sie stolz auf sich sein können, den ersten Schritt in Richtung Problemlösung gemacht zu haben. Sie sind auf einem guten Weg.
Landratsamt Bodenseekreis
Friedrichshafen | Sebastian Klein | Tel. 07541 204-5746 |
sebastian.klein(at)bodenseekreis.de
Jacqueline Alberti |
Tel. 07541 204-5156 |
jacqueline.alberti(at)bodenseekreis.de
Caritasverband für das Dekanat Linzgau e.V. | Frau Weishaupt |
Tel. 07551 8303 – 15
1 Quelle: https://www.buergel.de/de/presse/studien-analysen/schuldenbarometer-2013
2 Link: http://www.vz-nrw.de/unserioese-Schuldnerberatungen-Horrende-Preise-fuer-ueberfluessige-Leistungen
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Interview
Schuldnerberatung Landratsamt Friedrichshafen
Herr Klein, was würden Sie sich an vorbereitenden Maßnahmen von Ihren Klienten vor dem persönlichen Treffen wünschen?
„Man muss sich das so vorstellen, je mehr Informationen über die Gesamtsituation des Betroffenen zur Verfügung stehen, desto konkreter ist die Hilfe. Kommt jemand z.B. ohne Unterlagen und ohne Wissen über seine Ausgaben und Einkünfte wird es natürlich schwer, gezielte Aussagen zu treffen. Da bleibt es bei einer eher allg. Informationsberatung, was ja durchaus gewünscht sein kann und in Einzelfällen ausreichend ist. In der Regel ist es jedoch wünschenswert, Gläubigerunterlagen mitzubringen und am besten sortiert.“
Gibt es ein Anliegen von Ihnen, das Sie den von Schulden geplagten oder bedrohten Lesern von GePetZt ans Herz legen wollen?
„Was wir den Lesern ans Herz legen wollen? Öffnen und lesen Sie Ihre Post und sollten Sie das Gefühl haben, alles wächst Ihnen über den Kopf, dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch – genau dafür gibt es Einrichtungen wie z.B. die Schuldnerberatung am Landratsamt Bodenseekreis.“
Welche Aussagen, die Mut machen, geben Sie in der Regel Ihren Klienten mit auf den Weg?
„Wir glauben, der Grund, dass es den Betroffenen nach dem ersten Gespräch bereits so viel besser geht, sind keine wohl formulierten Floskeln, sondern der respektvolle Umgang mit dem Gegenüber auf Augenhöhe und die klaren Aussagen zu ihren Rechten und Pflichten. Durch dieses Wissen können den Betroffenen Existenzängste genommen werden. Das dauerhafte Begleiten der Schuldner durch die finanzielle Notlage führt dazu, dass diese die psychischen Belastungen besser aushalten und in die Lage versetzt werden, die Krise zu bewältigen.“