Indien-Facts
Faszinierend ist der Zeitungsausschnitt des österreichischen Kuriers vom 04.04.2014: „Indien: Das größte Demokratie-Ereignis aller Zeiten! Mehr als 800 Millionen Inder küren ab Sonntag in neun Wahltagen bis Mitte Mai eine neue Regierung. Einen größeren Urnengang als die am Sonntag beginnenden Parlamentswahlen in Indien hat die Welt noch nicht gesehen: Mehr als 815 Millionen Inder – weit mehr als die gesamte Bevölkerung Europas – sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Wegen der rasant steigenden Bevölkerungszahl auf dem Subkontinent sind dies 100 Millionen Menschen mehr als beim Urnengang vor fünf Jahren.″
Vom Wasserbunnenmädchen Lalita zur Lady Baishali
Die Sonne ging auf. Müde rekelte sich Lalita, zwinkerte mit den Augen, rekelte und streckte sich und sah hinaus aus dem Fenster, wo die Sonne schon hell erstrahlte und das Dorf in helles Licht tauchte.
Lalita, das bedeutete „schöne Frau“, war 14 Jahre alt und wohnte in dem indischen Dorf Patauda. Patauda war ein großes Dorf, denn es hatte 2000 Einwohner. Fast jeder Bauer hatte einen eigenen Brunnen und eine eigene Lehmhütte mit Gras- oder Strohdach. Jede Kaste lebte für sich, nur die Schule wurde gemeinsam besucht.
Doch nun schnell. Lalita durfte keine Zeit verlieren! Schnell zog sie sich an und machte sich auf den Weg zum Wasserbrunnen. Alle brauchten ja Wasser zum Waschen und für das Frühstück. Sie sah, wie die Leute vom Dorf im Fluss ihr rituelles Bad nahmen. Die Saris der Frauen leuchteten in allen Farben. Mit Tränen in den Augen ging sie weiter, der Wasserkrug drückte schwer auf ihren Kopf. Die Sonne brannte und ihr Herz war schwer, brutal schwer. Ein Leben lang sollte sie nun diese Arbeit tun und den Männern gehorchen, denn sie hatte die Schule abgebrochen. Die anderen hatten sie gehänselt, weil sie ein Mädchen war. Erst hatte sie die Zähne zusammen gebissen, gearbeitet und gearbeitet, doch dann hatte sie es nicht mehr ausgehalten. Sie kam sich vor wie ein absolutes Nichts, ein Niemand, eine Null!
Dann plötzlich, es war ein halbes Jahr später, kam eine Frau, eine Lady von der Frauenselbsthilfe Manola ins Dorf. Als Lalitas Mutter, Frau Baishali, sie sah, ging sie eilig zu ihr und holte sie in ihr Haus. Lady Ashwina, was „Kind des Sternes“ bedeutete, schlug vor, dass Lalita in die Stadt Surat gehen und eine zweijährige Ausbildung zur Stickerin machen sollte.
In der Stadt angekommen schaute Lalita sich vorsichtig nach allen Seiten um. „Waren da Riesenhäuser!“ staunte Lalita. Dazu Straßen, Autos, Reklameschilder! Es war unbeschreiblich. Lady Ashwina führte sie in ein kleines Haus, in eine Mädchenwohngemeinschaft. So ging Lalita in die Schule, lernte lesen, schreiben, rechnen und vor allem die Stickerei-Kunst. Auch Landeskunde und darüber, was es heißt eine moderne Fau zu sein. Nebenbei ging sie in das dortige Jugendzentrum, wo sie Gemeinschaft, Anerkennung und Kameradschaftlichkeit erfuhr.
Als Lalita erwachsen war, tauchte in ihr der Wunsch auf, selbst zu helfen. Sie bewarb sich bei der Frauenselbsthilfe, lernte Pädagogik, Gesprächstechnik, wichtige Anlaufstellen und einiges mehr. „Lady Baishali!“ riefen die Kinder ihr zu, wenn sie sie sahen, lächelten und winkten und liefen ein Stück hinter ihr her! Und Lady Baishali? Sie lachte und warf ihnen Schokoladenstückchen zu! Sogar die jungen Männer lachten und fanden, solche Frauen brachten das Leben Indiens voran in eine moderne und bessere Zukunft!
http://www.indien.gd/indien-frauen.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_St%C3%A4dte_in_Indien
http://kurier.at/politik/ausland/indien-das-groesste-demokratie-ereignis-aller-zeiten/59.037.843
http://www.jugendeinewelt.at/foerderung_dalit_frauen_indien.0.html | http://www.sopos.org/aufsaetze/4363d9ccdc98a/1.phtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaste | http://www.zeit.de/1957/14/patauda-mein-indisches-dorf
http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/handbuch_texte/pdf_Haub_Indien.pdf
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