News – Werkstattrat


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Rainer Schaff und ich waren am Samstag, 17.08.2013 in Stuttgart in der Int.  Jugendherberge. Eingeladen hatte der Landes Verband Psychiatrie Erfahrene Baden Württemberg e.V. LVPEBW zum 3. SHG Gruppenleitertreffen: Thema Tetralog – das geht uns alle an Der Tetralog leitet sich vom Trialog ab. Das bedeutet, dass Professionelle, Betroffene und Angehörige im Gespräch sind, um die Hilfen für Psychisch Kranke Menschen zu koordinieren und zu stützen. Was nun gefordert wird ist: Wir sollen und müssen die

Bürgerhelfer miteinbeziehen. Bürgerhelfer haben sich in der Stuttgarter Region schon länger in Vereinen formiert, vertr. durch Dr. Inge Schöck. Was sehr interessant war, wie auch im letzten Jahr, war der Beitrag von Dr. Klaus Obert vom Caritas Verband in Stuttgart: Bevor wir von Dialog, Trialog oder Tetralog reden können, muss die Psychiatrie den Monolog beenden und mit Menschen auf Augenhöhe reden. Er bezieht sich auf einen der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart, Jürgen Habermas. Im Gegensatz zum

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Monolog ist im Dialog davon auszugehen, dass jeder Mensch mit seinen Erfahrungen, mit seiner Haltung gleichberechtigt in einen Prozess eindringen kann. Das Handeln zwischen Menschen ist angelegt auf 

Diskussion, auf Auseinandersetzung mit dem Ziel, gemeinsame Lösungen zu finden. Der idealtypische Diskurs, die Leitlinie ist vor allem: die Kraft des besseren Argumentes soll sich durchsetzen, nicht die Kraft einer Macht oder Herrschaft. Damit die Überzeugungskraft, die Einsicht sich durchsetzt und somit die Kraft des besseren Argumentes. Was heißt: gleichberechtigt kommunikatives Handeln im Unterschied zum Monolog.

Wir dürfen alle an unserer Genesung, Förderung u. Betreuung teilhaben und immer unsere Wünsche und Forderungen einbringen. Dr. Obert sagt auch:Wenn einer sich von vornerein nicht disqualifizieren will in der heutigen Psychiatrie-szene, kann er nicht antworten: Ich brauche den Tetralog nicht!, denn dann hat er verloren.

Die andere Seite ist die Ausführung. Wie schaffen wir´s, im Alltag regional vor Ort die Ziele und Erwartungen in die tägliche Arbeit umzusetzen und nicht nur auf den Hochglanzbroschüren der Träger erscheinen zulassen. Wir dürfen unsere Leitlinie nicht außer Acht lassen. Wir müssen uns auf die Ebene der Verständigung begeben, so dass die Stimme der Betroffenen,  Angehörigen und Bürgerhelfer sowohl in der Einzelfallhilfe als auch in politischen Gremien anerkannt wird. Diese Organe dürfen nicht nur eine Alibifunktion erfüllen. Das würde so aussehen, als ob sich die Politik Leute reinholt: Wir hören Stimmen an, entscheiden aber selbst, was wir für richtig halten! Ende Abriß Vortrag Dr.  Klaus Obert, Caritas Verb. Stuttgart

17.09.2013 Vorbereitungstreffen Landespsychiatrietag 2015

Der LPT wird 2015 wieder in Stuttgart stattfinden. In diesem Rahmen wird auch wieder der Kunstpreis vergeben. Die Ausstellung der Preisträger aus 2012 ist eine Wanderausstellung durch  BaWü in Stuttgart, Konstanz, Nürtingen, Göppingen, Karlsruhe, Zwiefalten, Eberbach, Freiburg etc. Der LPT 2012 war eine Veranstaltung mit Kongresscharakter auf dem Campus der Uni Stuttgart Vaihingen mit Informations-, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. In der Vorbereitungssitzung für den LPT 2015 kamen wir nach intensivem Brainstorming zu einem Resumée von mehr als 30 Stichpunkten, die inhaltlich aufgearbeitet werden sollen. Ein sehr wichtiges inhaltliches Thema ist nach wie vor der Trialog/Tetralog und die verstärkte Vernetzung. Auch sollen positive Seiten psychischer Erkrankungen beleuchtet werden und das Recht auf Krankheit verstärkt betrachtet werden.

Am 21.09. lud Frau Sozialministerin Altpeter zum 2. Bürgerdialog Die Ausarbeitung von Leitsätzen für die Gesundheitskonferenz BaWü am 05.10.13 war eine große Herausfor- derung und fruchtbare Kooperation von mind. 50 Teilnehmern aus ganz BaWü, die sich an diesem Tag in der Liederhalle Stuttgart trafen.

Am 26.09. fand im Rathaus Stuttgart eine Podiumsdiskussion zum Thema Barrierefreies Arbeiten für psychisch erkrankte Menschen statt. Eingeladen hatte der Rudolf Sophien Stift Stuttgart, der in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiern darf. Die Mitarbeiter der Werkstätte haben einen sehr eindrucksvollen, authentischen Film gedreht. Dieser wurde den Gästen im Rathaus gezeigt. Menschen wie Du und ich durften über ihren übergangslosen Wechsel direkt aus der Psychiatrie in die Werkstätte berichten. Gefühle, Hindernisse, Vorteile, Finden von Struktur und Selbstvertrauen durch Arbeit waren für alle Thema und die offene Art, wie die Schauspieler damit umgingen, war sehr beeindruckend. Gratulation!

Am 01.10.13 haben Prof. Dr. Steinert ZfP Weissenau u. Dr. Asshauer KPP Bodensee Rainer Schaff und mich zum Interview mit Dr. Valentin Aichele nach Friedrichshafen gebeten. Dr. Aichele ist Jurist und Leiter der Monitoringstelle zur UN Behindertenrechtskonventin des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin. Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist als unabhängige nationale Menschenrechtsinstitution eine Einrichtung der Zivilgesellschaft. Er kam angekündigt zu einer Stippvisite in die Klinik nach Friedrichshafen. Ich habe ihn gebeten, sich für die staatliche Anerkennung der EXIN Ausbildung stark zu machen. Auf meine Frage, wie er sich dabei fühle, wenn er bundesweit Psychiatrien besucht, teilte er mit, dass er eben auch schon in der Forensik war und er sich die Frage stelle, wie die Menschen in der Forensik Heilung erfahren könnten.

Eine an Anorexie erkrankte Patientin berichtete von ihren ersten Fortschritten, die sie in der Klinik macht. Bisher hatte sie nie eine Therapie oder einen längeren Klinikaufenthalt befürwortet. Sie schaffe es mittlerweile, sich selbst aufzuraffen und Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie werde zu nichts gezwungen, sondern erhielte Anreize, Vorschläge. Mein Kommentar und Hinweis an Dr. Aichele war: Sehen Sie, man muss sich täglich selbst zwingen, aufzustehen, um etwas zu verändern. Zwang hat sogar etwas Positives.

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Wo ist der Fortschritt?

Impressionen von der Jahrestagung der Gesellschaft zur Förderung empirisch begründeter Therapieansätze bei schizophrenen Menschen (gfts) anläßlich 40 Jahre Rudolf Sophien Stift, das Robert Bosch jun. und seine Schwester Eva Madelung im Jahr 1973 gründeten: Der Grandsegnieur der Sozial Psychiatrie, Prof. Dr. Luc Ciompi, Schweiz, Gründer der 1. Soteria in Bern (30 J.) mit Häusern in München (15 J.) und Berlin (Neugründung) sagte etwas sehr Eindrückliches zum Abschluß seiner Rede. Er zeigte ein Bild der Soteria in Bern mit den Worten: Das ist ein ganz normales Haus, mit einem ganz normalen Garten und es kommen ganz Normale Leute zu uns.

Psychosen rühren von Traumata durch erlebte Gewalt, Missbrauch, Unfälle etc. Posttraumatische Belastungsstörungen führen zu Süchten. (Dr. med. Ingo Schäfer, MPH Oberarzt Uni Klinik Hamburg Eppendorf, Titel seines Vortrags: Fortschritte in der traumasensiblen Arbeit mit psychisch Kranken)

Dann ist es doch schlimm, wenn Menschen, die schon traumatisiert zu uns kommen, mit Zwang und Gewalt behandelt werden!!! (Moderator Dr. Wolfgang Bender, Vorstand der gfts)

Was haben die Golden Gate Bridge und das PLK Emmendingen gemeinsam? Sie sind Suizid Hot Spots (Univ.-Prof. Dr. Elmar Etzersdorfer Chefarzt Furtbachkrankenhaus, Vortrag: Fortschritt in der  Suizidprävention), d.h. dort passieren übermäßig viele Selbstmorde. Die Golden Gate Bridge verzeichnet mind. 1.500. Anm. d. Red.: Eine Zahl von Emmendingen liegt uns nicht vor, wurde aber als Hot Spot in Deutschland vom Referenten benannt. Sein Vortrag lautete: Welche Fortschritte und Entwicklungen gibt es in der Suizidprävention? Die Golden Gate Bridge soll nun gesichert werden, so dass keiner mehr raufklettern kann. Was passiert in Emmendingen? Das fragen sich auch Sozialpsychiater! Vielleicht will Psychiater Detlef Petry Emmendingen sprengen?! Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) Tagung 2011 Weissenau, Auszug aus meinem Bericht: Ein Psychiater kämpft gegen die Steinzeit: Weil es in den Niederlanden toleranter zuging, zog der Psychiater Detlef Petry vor 25 Jahren über die Grenze nach Maastricht. In Maastricht hat er psychisch kranke Menschen outgesourct in schöne Wohngegenden, mit einem grandiosen Abschluß. Seht Euch das folgende Video auf YouTube an (2007.vijverdal Titel: Vijverdal gesloopt met dynamiet), die alternde Psychiatrie wurde in die Luft gesprengt. Wow Peng! Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernt, sondern die Fiaskos – Coco Chanel. 

Auch ist es so, dass wenn die Medien vom Suizid eines berühmten Menschen berichten, in Folge die Zahl der Suizide rapide ansteigt. Verändern wir doch einfach die Berichterstattung: Umbringen lohnt sich nicht. Es gibt immer einen Weg.

In indigenen und patriarchischen Völkern hat jeder einmal im Leben eine Psychose. Die Familie schützt, umsorgt und pflegt ihn, lässt ihm seine Ruhe, dies ist ein Zustand, in dem er Gott am nächsten ist. Die psychotische Phase ist kurz und tritt nie wieder auf. Prof. Dr. Jan Kizilhan Dipl. Psych. Leiter Studiengang Soziale Arbeit mit psychisch Kranken und Suchtkranken Fakultät Sozialwesen DHBW Villingen-Schwenningen Vortrag: Fortschritte in der transkulturellen psychiatrischen Arbeit.:

Warum wollen Profis Exin Genesungsbegleiter installieren, die dann mit Empathie den Patienten behandeln, können sie nicht selbst Empathie zeigen? Jasna Russo, Diplom Psychologin, selbst Psychiatrieerfahrene aus Berlin. Anm.d.Red. EXINler haben nicht mehr oder weniger Empathie. Sie verfügen über Erfahrungswissen und die notwendige Innensicht, das ist eher verbindend und vermittelnd. Sie lösen die Arbeit der Ärzte auch nicht ab. 

Amtliches Wahlergebnis Werkstattratwahl 15.11.2013

Wahlbeteiligung von 67,3%, alle Stimmen waren gültig.

Rainer Schaff: 26 Stimmen
Uwe Hammerle: 24 Stimmen
Silke Feininger: 17 Stimmen
Thomas Schmid: 17 Stimmen

GF Ingo Kanngießer beschließt 4 Werkstatträte kommen ins Amt!!

Ich gratuliere meinen Kollegen von Herzen! Mut und Kraft für das Amt. Ich bedanke mich an dieser Stelle für das Vertrauen der Mitarbeiter im GpZ, bei der Geschäftsführung und meinen KollegInnen für die offene und transparenzschaffende, konstruktive Zusammenarbeit. Ich stand nicht zur Wahl zur Verfügung, weil ich nun Schriftführerin bei iPEBo e.V.  bin und als Beraterin des Vorstands des Landesverbandes Psychiatrie Erfahrene BaWü weiterhin aktiv für unsere Belange überregional mich einsetzen will.  Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr 2014.

Daniela Schmid

Soteria: gr. Rettung, Wohl, Heil, alternative stationäre Behandlung von Menschen in psychotischen Krisen