Interview mit einem Clown Teil 2


Was genau machen sie mit den demenzkranken oder altersdepressiven Menschen?

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>>Ich mag Gedichte und kleine Zaubertricks. […] Im Augenblick singen wir „er hat ein knallrotes Gummiboot“… das Lied muss man dann können, wenn man „Im Märzen der Bauer“ aus dem Liederbuch singt, muss man schon alle Strophen kennen. […] Du bringst Ihnen kleine Gedichte bei: „Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, das kann es ja, es hat ja Zeit.“ Oder einem Senior habe ich vor 2 Jahren beigebracht: „Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie war Witwe denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte.“ Er sprach mit Ihm gemeinsam das Gedicht immer und freute sich riesig auf den Clown Paul und er konnte immer noch die Endreime aufsagen, auch wenn sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte.
>>Für schwer Demente braucht mnl richtig viel Zeit. Damen sind leichter zu kriegen. Herren kriegt man mit Werkzeug.“ „Ich habe, vielleicht kennt ihr das noch, so einen Fahrradknochen – ist im Augenblick der Renner für mich. Seitdem bekomme ich ganz viele Erfahrungen mitgeteilt, wo man gut Fahrrad fahren kann und wo sie in der Jugend gefahren sind, an der Weser oder im Gebirge oder so…<<
Gibt es Regeln für den Umgang mit den Menschen?

>>Der andere braucht Zeit … das Spiel wird da probiert wo Aufmerksamkeit gezeigt wird. Überwiegend ist die Situation die, man kommt und sagt einfach nur: „Darf ich mich mal zu ihnen setzen?“ Der Clown ist immer neugierig, wertschätzend dem anderen gegenüber – der darf sich nie veräppelt fühlen, muss immer ernst genommen werden […] Es gibt auch Klienten, die sehr deutlich sagen “A… hau ab“ und das wird natürlich akzeptiert.<<

 

 


Sie zitieren George Bernhard Shaw in ihrem Flyer:

„Das Leben hört nicht auf komisch zu sein, wenn Leute sterben, sowenig wie es aufhört ernst zu sein, wenn Leute lachen.“ Wie gehen sie als Clown und Mensch mit dem Sterben um?

>>Der Clown ist bei der Sterbebegleitung überhaupt nicht mehr laut, sondern sehr taktil, berührungsmäßig: […] Wir erreichen auch die, die vor sich hin dämmern. Da ist es halt eine sehr zarte Arbeit… da streichelst du ihn vielleicht… du brauchst ein Gespür dafür, dass auch das Wenige bereits bemerkt wird .<<

Welche Probleme haben die Clowns in Altenheimen?

>>Die Kosten für die Spielauftritte werden, so der Stand heute, immer noch nicht von den Einrichtungen voll übernommen und so ist der Verein nach wie vor auf Spenden angewiesen. Die Angehörigen, die das Pflegeheim für ihre älteren Familienmitglieder bezahlen, kommen oft mit dem Argument wir bezahlen schon so viel an die Heime, da können und wollen wir nicht auch noch spenden. Die Zielgruppe der Alten hat hier im Vergleich zu der Arbeit mit Kindern einfach nicht die nötige Lobby. „Das Argument ist immer wir haben kein Geld.“<<
Warum man die Lachfalten unterstützen sollte:

>>Wir gehen mit jedem auf irgendeine Entdeckungsreise. Und das Angebot ist eigentlich die Nase. Die rote Nase ist irgendwas, was die rationale Ebene sofort verlässt. […] Der Clown schafft es, den Klienten wegzubekommen von seiner traurigen Stimmung und von potentiell quälendem Heimweh.<<

© Fotos: Lachfalten e.V.

 

 

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