Gründungsversammlung: IPEBo e.V.


altGründungsversammlung: IPEBo e.V.

 

„Dies ist eine Sensation!“ war der erste Kommentar von Herrn Kanngießer, als am 16.10.2012 die Wahl zur Gründung des Vereines IPEBo vorüber war.
Nach langwierigen Treffen und Sitzungen in verschiedenen Konstellationen haben sich in Bermatingen zwölf Psychiatrieerfahrene dazu entschlossen, einen eingetragenen Verein IPEBo  ins Leben zu rufen: IPEBo Initiative Psychiatrie Erfahrener Bodensee e.V.
Hauptziele des Vereins sind: für einen menschlicheren Umgang mit psychisch Kranken einzustehen und die Entstigmatisierung von psychisch Kranken in unserer doch stark von Statussymbolen und Leistungs- bzw. Rentabilitätsdenken orientierten Gesellschaft voranzutreiben.

Nach Außen wird der Verein durch den 1. Vorsitzenden Rainer Schaff und den  2. Vorsitzenden Uwe „THE HAMMER“ Hammerle vertreten. Diese Beiden sind auch die Ansprechpartner für Interessierte in OB 18 bzw. ZD 12. Ich persönlich versuche mich mit meiner einschlägigen Erfahrung der geschlossenen Station 57 der Weissenau einzubringen. Ich denke da muss ich nicht viele Worte verlieren, jeder der längere Zeit auf dieser Station verbracht hat und das sind nicht wenige, weiß, was es bedeutet, mit schweren Traumata umzugehen und vor allem keine traumatischen Erfahrungen aus der Psychiatrie für den Rest des Lebens mit sich herumtragen zu müssen.
Ich bin mir sicher, dass der Verein IPEBo allen Betroffenen eine Plattform bieten kann, nicht nur eigene Erfahrungen auszutauschen, sondern vielleicht auch für die Zukunft im Dialog mit Behörden und Ärzten dafür zu sorgen, dass sich alteingefahrene Strukturen etwas aufweichen lassen.
Für psychische Krankheiten sind meines Erachtens immer die gerade vorherrschenden Lebensumstände des Betroffenen mitverantwortlich. Sicherlich spielt die Medikamentierung eine nicht unerhebliche Rolle, jedoch machen es sich manche Ärzte doch sehr einfach, indem sie bei stärkeren Krisen ausschließlich eine höhere Dosis Medikamente ansetzen. Dies soll kein Vorwurf an die Ärzte sein, denn so haben sie es an der Universität gelernt und ich gehe fest davon aus, dass jeder Arzt nur das Beste für seinen Patienten beabsichtigt.
Ich begrüße sehr Projekte wie EXIN, bei welchem psychisch Kranke zu einer Art Therapeut ausgebildet werden und so mit dem Ziel auf Augenhöhe mit Betroffenen zu arbeiten und vor allem Akutfälle ohne Medikamente zu deeskalieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass kein psychologisches Lehrbuch, die an der eigenen Seele selbst gefühlten Schmerzen im Verlaufe einer psychischen Krise wiedergeben kann. Manche Ärzte legen hier leider einen falschen Stolz an den Tag und fühlen sich in Ihrer Kompetenz beschnitten, wenn ein ehemaliger Patient als Therapeut auftritt, doch glaube ich, es gibt auch genug Ärzte, die unvoreingenommen dankbar über jede weitere Erfahrung im Umgang mit psychisch Kranken sind. Es geht ja schließlich einzig und allein um das Wohl des Patienten und nicht um kindliches Kompetenzgerangel.
Die IPEBo hat mit Rainer Schaff und Thomas Schmid zwei Vorstandsmitglieder, die sich zum EXIN Genesungsbegleiter in Stuttgart ausbilden lassen. Ich hoffe, die beiden bekommen vom GpZ Überlingen einmal die Chance, zu wirken. Dann werde ich an Herrn Kanngießer ebenfalls die Worte richten: „Dies ist eine Sensation!“ Im übrigen möchte ich hier erwähnen, dass Herr Kanngießer diese Vereinsgründung sehr tatkräftig unterstützt hat. Danke.

micha s