Erfahrungsbericht


Ich habe die Freiheit aus dem Fenster zu springen oder nicht. Wenn ich es tue, kann ich dabei sterben. Ich habe die Freiheit zu leben oder zu sterben. Das ist meine Freiheit! Aber ist es gut diese Freiheit zu haben, wenn ich in einer akuten Psychose bin? Ist es dann gut für mich, auf eine geschlossene, psychiatrische Station zu kommen? Darf man mir diese Freiheit nehmen, nach draußen zu gehen und das zu tun, was mir gefällt? >>Ja! Das musste man von mir verlangen!<< Weil ich die Psychose sonst nicht überlebt hätte! Deshalb musste ich dieses Formular `Freiwilliger Aufenthalt ´ unterschreiben und dass ich nichts dagegen hätte, in der Psychiatrie untergebracht zu werden. Aber in der Psychose bin ich verdammt nochmal nicht freiwillig in der Psychiatrie! Und wenn ich es nicht unterschrieben hätte, dann wäre der Richter gekommen und hätte mich zwangseingewiesen. Im Nachhinein betrachtet war dieser Aufenthalt sehr wichtig für mich, weil er mich gerettet hat! Während dieser Zeit auf der Aufnahmestation musste ich dann verstehen, dass ich in der Psychose bin und dass die Realität nicht so ist, wie ich gedacht habe! An diesem Punkt angekommen habe ich gelernt und verstanden, dass es besser wird, wenn ich die richtigen Medikamente bekomme. Aber diese „Zeit“ erschien mir EWIG… weil erst die Medikamente angesetzt wurden und ich dann warten und schauen musste, ob sie gut oder nicht gut anschlagen. Wenn nicht, wurde das nächste Medikament „getestet“ … und das geht so lange, bis das Richtige gefunden wird. Und das kann Monate dauern. Aber bei meinem letzten freiwilligen Aufenthalt habe ich bemerkt, dass es gut ist, sich diese Zeit zu geben! Ich war psychotisch: Die Symptome gingen ohne stationären Aufenthalt nicht weg! Also kontaktierte ich den zuständigen Arzt, der dann zu meinem Glück auch gleich einen Termin für meine Aufnahme hatte. Es geht bestimmt schnell, dachte ich, weil ich ja nicht akut dort war. Es wurden dann fast sechs Monate, in denen ich stationär in der Klinik war. Ich dachte, dass die Medikamente nur angepasst werden müssten und ich dann nach drei bis vier Wochen wieder gut eingestellt nach Hause gehen könnte. Die Symptome wurden aber erst mal schlimmer und ich konnte immer schlechter schlafen. Es gab keinen einzigen Abend in den fast sechs Monaten an dem ich ohne Bedarfsmedikation einschlafen konnte. Ich habe dann mit meinem[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width="1/2"][vc_column_text]Arzt >>Alternativgedanken<< entwickelt. Das hat mir sehr geholfen. Und erst gegen Ende meines Aufenthalts probierten wir ein Medikament aus, das dann auch glücklicherweise gut angeschlagen hat. Das war ein gutes Gefühl. Diese Sicherheit ist wieder dagewesen. Ich habe wieder besser schlafen können und die Symptome waren total rückläufig. Aber ich habe auch versucht, die Zeit irgendwie zu genießen… soweit ich konnte! Da ich ja 2014 mit meinem Aufenthalt in der Klinik übersommert habe, war ich viel draußen und bin mit dem Fahrrad an den See gefahren. Als es mit den Symptomen besser war, bin ich auch in die Stadt gefahren. Und da ich nicht mehr akut psychotisch war, habe ich auch alles mitbekommen und erleben dürfen. Eigentlich wollte ich in erster Hinsicht die Symptome nicht mehr haben und wieder gut ein- und durchschlafen können, mich einfach wieder erholen. Deshalb habe ich morgens auf Station immer am offenen Angebot teilgenommen und ich habe, ganz langweilig, Mandalas gemalt und damit gebastelt! Manchmal war ich auch nur körperlich anwesend, habe nur dagesessen und Kaffee getrunken! Das war dann auch ok. Die Gespräche mit den Mitpatienten und den Pflegern waren auch sehr wichtig für mich. Ich habe mich verstanden gefühlt - auch als ich dachte, es geht nicht voran, weil das richtige Medikament einfach gefehlt hat, haben alle gesagt, dass ich mir Zeit geben soll und es schon besser wird, ich mir keine Sorgen machen müsse. Und so habe ich auch diese Zeit überstanden und viel gelernt über mich selbst, über meine >>Mechanismen<< … warum ich in dieser Situation so denke oder so handle oder eben nicht. Ich habe jetzt auch ein ganz anderes >>Psychiatrie-Bild<<. Es ist für mich nicht mehr schlimm dort gewesen zu sein, denn ich brauchte diese Hilfe in diesem Moment. Ich kann jetzt aus eigener Erfahrung sagen und auch an andere weitergeben: Besser früher gehen und einen kürzeren Aufenthalt haben, als zu lange zu warten, sich versuchen durchzuboxen und es allein schaffen zu wollen. Denn das kann sehr schnell sehr schief gehen! Und meine Freiheit hatte ich sofort nach meiner Entlassung wieder zurück. Nämlich, als ich in mein Auto eingestiegen bin und erst mal eine kleine Runde gefahren bin; und zwar dorthin, wohin ich wollte! Anonym[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]