Einbruch – Umbruch – Aufbruch


ERFAHRUNGSBERICHT von einer Betroffenen…

Mein Einbruch hat Ende 2003 begonnen. Nach einem Autounfall, meiner Fachhochschulreife-Prüfung, Führerschein und begonnener Ausbildung zur Industriekauffrau mit Zusatzqualifikation „Europäisches Wirtschaftsmanagement“ kam der völlige Zusammenbruch. Ich wurde in die Psychiatrie eingeliefert mit der Diagnose einer akuten schizophrenen Psychose. Habe dann krasse Medikamente bekommen, 20 kg zugenommen und war weit weg von der Realität. Langsam aber sicher habe ich dann wieder zurückgefunden, bin auch auf eine weiterführende Station gekommen, wo ich mich weiter erholen sollte und auch konnte. Eigentlich wollte ich nur zurück in meine Ausbildung, ich wollte es schaffen; es hat mir doch so viel Spaß gemacht, in der Firma zu arbeiten.

Nach missglückter Wiedereingliederung wartete ich auf das Gutachten einer Psychologin und bin dann in eine Rehabilitationseinrichtung gekommen, die aber nicht das Richtige für mich war… also bin ich wieder in die irreale Welt meiner darauf folgenden 2. akuten Psychose abgerutscht. Danach habe ich dann auf einen Platz in der RPK (Reha für Psychisch Kranke) in Kempten im Allgäu gewartet. Die richtige Adresse, wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke. Dort war ich dann von August 2004 bis Mai 2006. Das war eine harte, aber auch gute Zeit… ich bin selbstständig geworden und habe ansatzweise wieder zurückgefunden ins Leben. Nach dieser Zeit war ich wieder zu Hause bei meinen Eltern.
Dort hat dann der Umbruch begonnen. Aber nur langsam, leider! Ich wurde sehr depressiv und habe weitere 20 kg zugenommen. Die Essstörung hat sich verlagert. Ich habe durch Vitamin-B einen 400€-Job begonnen und viermal in der Woche für 3 Stunden Toilettenbürsten in einer Kunststofffirma zusammengesteckt.

Währenddessen hatte ich einmal in der Woche Therapie an der Uni-Psychotherapie-Ambulanz in Konstanz. Ich hatte mich auch beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet und bin nach einer Weiterbildung, die ich fast nicht geschafft hätte, weitervermittelt worden zu meiner Rehaberaterin nach Überlingen. Sie hat gleich festgestellt, was meine Probleme sind und hat mich ans GpZ (Gemeindepsychiatrisches Zentrum) Überlingen verwiesen.

Dort hatte ich ein Vorstellungsgespräch, dann ein Probearbeiten und danach habe ich die 2-jährige, berufliche Rehabilitation geschafft und bin seitdem im Digital Service im Druckstudio tätig. Ich kann kreativ sein, was ich immer sein wollte und habe das Glück mit Menschen zusammen zu arbeiten, die ich echt super finde und die mir auch weiterhelfen, meinen Weg zu finden und darauf zu bleiben. Leider hatte ich 2010 nochmal einen Klinikaufenthalt wegen meiner 3. Psychose. Hab` mich aber erholt und war 2011 dann in einer Klinik am Chiemsee wegen meiner Essstörung. Ab 2012 war ich aber wieder zurück! Und ich habe 2012 + 2013 ohne Klinik geschafft! Und ich hoffe, auch dieses Jahr ohne stationären Aufenthalt zu schaffen…

So bin ich also aufgebrochen ins Leben zurück! Das war ein langer Weg und wird auch noch ein langer Weg sein… denn ich denke, ganz angekommen ist man nie im Leben. Aber mit der Krankheit und Schwäche zu leben, zufrieden zu werden und auch beginnen, glücklich zu sein, ist das, was ich brauche und auch will.

© Fotos: Julian Weber – Fotolia.com

T.N.