>>Auf den Lehrer kommt es an!<<


Was eine Evaluation in Neuseeland mittels der Auswertung von 250 Millionen Daten ergab, wissen wir doch schon lange, eben:

»Auf den Lehrer kommt es an!«

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»Wir brauchen Schulen für Persönlichkeitsbildung«, sagt Dr. Bernhard Bueb, der ehemalige Leiter der Schlossschule Salem. Reiche Eltern schicken ihre Kinder nicht ins Kinderheim, sondern ins Internat. »Arme Kinder reicher Eltern?« Wenn ich hier anmerken darf, ich ging immer gerne zur Schule, war ein glückliches Kind und habe mich bemüht, dies meinen Kindern auch so zu vermitteln. »Auf die Eltern kommt es an!« Dies trifft ebenso zu. Die Basis der Lehrer-Schüler-Beziehung ist genauso wichtig wie die Eltern-Kind-Beziehung. Ohne gute Beziehungen lernt und wächst man nicht! Unabhängig davon, ob ich zuhause bei meiner Familie, im Kinderdorf oder einem Internat aufwachse.

Dr. Bernhard Bueb war zu Gast im Theatersaal der Seniorenresidenz Augustinum in Meersburg. Er reflektierte über die Frage: »Wer ist ein gebildeter Mensch?«. Dr. Bernhard Bueb zeigt auf, wie wir Schule gestalten können, damit Kinder auch in der Schule Glück erfahren können, denn Schule und Glück werden in Deutschland zu selten in einem Atemzug genannt. »Ziel von Schule sollte sein, Kinder zu glücklichen Menschen zu erziehen, sie also in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken, so dass sie sich und das Leben bejahen können.« Sein neuestes Buch trägt den Titel: »Die Macht der Ehrlichen – Eine Provokation«.

Was macht Kinder glücklich?
In Amerika z. B. gehen Kinder gerne zur Schule und erleben da ihr Glück. Hier ist das Glück gemeint, welches wir erfahren, wenn eine Sache gut gelingt. Glück, das einer Anstrengung folgt; denn Leistung und Anerkennung stärken das Selbstwertgefühl. Man erfährt kein Glück aus dem Vergleich zu anderen Menschen. Dadurch entsteht Neid. Neid kann man verhindern durch Stärke im Selbstwertgefühl. Die Sekundärtugenden Fleiß, Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen sind reine Mittel, keine Werte. Man kann Glück erleben, wenn man den Nutzen von Disziplin nahebringt. Disziplin erfordert wiederum Selbstdisziplin. »Wer seiner selbst Meister ist und sich beherrschen kann, dem ist die ganze Welt untertan.« Paul Fleming
Politiker sehen allein in der Bildung die Lösung aller Probleme. Wir sind dadurch stark für den Wettbewerb in der Wirtschaft. Wir brauchen jedoch auch Demokratie, soziale Gerechtigkeit, die den Aufstieg durch Bildung ermöglicht. Es ist unsere Aufgabe, die Kinder zum Aufstieg fähig zu machen. Daher müssen wir vor allem ihr Selbstvertrauen, die Phantasie, Zuversicht, Ausdauer und ihre schöpferischen Kräfte mobilisieren.

Die Gründer der Schloss Schule Salem, der letzte kaiserliche Reichskanzler Prinz Max von Baden und Kurt Hahn hatten schon 1920 die Idee, dass man Kinder frühzeitig zu mündigen Bürgern erziehen müsse und so den Krieg verhindern könne. Indem die jungen Menschen Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Und hier waren von Anfang an zu 50% auch Mädchen zugelassen. Die Formel von Kurt Hahn war: Mädchen sind nützlich zur Erziehung von Jungen.

Wie sieht das Umsetzen dieser Reform heute aus?

Gefördert wird die Einheit von Erziehung und Bildung. Es gibt Mentoren und Helfer, sie bilden ein kleines Parlament. In dieser Rolle können Helfer schon politische Tugenden erfahren.

Man muss sie erfahren, kann sie nicht theoretisch lernen. Hieraus resultieren Menschen mit Zivilcourage. Sie erfahren Erziehung zu praktischer Nächstenliebe. Freude und Kompetenz im Helfen. Ab der 9. Klasse muss jeder Schüler 1 Nachmittag pro Woche in sozialem Dienst arbeiten.

Die Feuerwehr ist der größte Dienst. Sozialdienst erstreckt sich auch noch auf Arbeit mit alten Menschen und behinderten Menschen. Der Appetit kommt mit dem Essen. Es ist für viele das 1. Mal. Freiwillig würden nur 20 % der Schüler am Sozialdienst teilnehmen. Wir fordern 100% und es wird ernst genommen! Die Schüler erhalten sehr viel Anerkennung für diese Arbeit, sie erfordert Disziplin. Das Lernen durch Erfahrung ist dem Lernen durch Belehrung immer überlegen.
Um das Glück der Anstrengung zu erfahren und den Nutzen von Disziplin zu begreifen, sind Aktivitäten wichtig. Es gibt eine Vielfalt von Reaktionen, wo bleibt die Begabung nicht akademischer Natur: Theater, Politik, soziale Tätigkeit, Sport. Die Wege zum Fairplay haben moralische Bedeutung. Das Theaterspiel ist der Königsweg, um Kindern zum Selbstwert zu helfen.
Dr. Bueb führt die Beispiele von 2 staatlichen Hauptschulen auf, die für den deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung nominiert waren, wunderbare Beispiele! Die Jury war die Töpfer Stiftung Hamburg. Den 2. Preis erhielt eine Hauptschule in Tübingen. Hier leben und lernen glückliche Jugendliche und glückliche Lehrer, denn das oberste Ziel der Bildung ist den Selbstwert zu steigern.

Der 1. Preis ging an die Gebhard Schule in Konstanz. Vor 20 Jahren bereits wurden dort behinderte Kinder aufgenommen. Die Leiterin war der Meinung, es könne juristisch nicht falsch sein, was pädagogisch sinnvoll bzw. richtig ist. Herausragend ist vor allem das System der Schüler Mitverwaltung. Jeder Schüler ist zuständig für ein behindertes Kind. Dominant sind Kinder mit Down Syndrom. »Es sind Zeichen von Faulheit und Einfallslosigkeit, wenn von Pädagogen- oder Politikerseite begründet wird, diese Reform sei Unsinn. Hier wird Inklusion schon lange gelebt.«
In guten Kinderkrippen haben Kinder die Chance, frühzeitig die Tugenden des Zusammenlebens zu erfahren und zu erlernen. Die Mentalität der heutigen Helikopter-Eltern jedoch führt zur Anspruchshaltung des Kindes: »Ich bin wichtig«. Sie nehmen sich zu wichtig. Kinder leben in einer herausgehobenen Situation. Lehrer leiden darunter und es ist durchaus sinnvoll und wichtig, mehr Wert auf Lehrerfortbildung und fürsorgliche Bildung zu legen. Strukturveränderungen allein erreichen nichts.
Auf eine Frage, wie der dazu stehe, dass das Internat Schloss Schule Salem den Ruf genieße, elitäre Menschen zu züchten, konterte er: »Ja wir bilden Elite, eine Elite von Menschen, die Verantwortung in Führungspositionen tragen können.« Der Beweis hierfür sind Menschen aus dem Bodenseekreis, die Schlossschüler waren: mein Klassenlehrer am Wirtschaftsgymnasium ÜB Herr Alber und der Chefarzt der KPP Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bodensee, Dr. univ. Pavia Ingo Asshauer.

Daniela S.